Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)
zusammen und zwingt ihn auf den Boden.
Sie ringen miteinander und wirken wunderschön und wild in ihrer Drakigestalt. Uralte Wesen, vollkommen schwarz mit flatternden, ledrigen Schwingen.
Grunzend schlägt Corbin mit seinen Klauen nach Cassian. Spucke sprüht aus seinem Mund, als er versucht, seine Krallen um den Hals seines Cousins zu legen. Atemlos beobachte ich ihren Zweikampf.
Es geht alles so schnell. Es dauert nur den Bruchteil einer Sekunde … doch ich bin nicht in der Lage, mich zu bewegen.
Mit einer Hand sucht Cassian den Boden um ihn herum ab und bekommt einen wuchtigen Stein zu fassen. Ich halte den Atem an, als er ihn auf Corbin hinunterdonnern lässt und ihm eine tiefe Wunde am Kopf zufügt.
Corbin bewegt sich nicht mehr; nur sein Kopf rollt wie in Zeitlupe zur Seite.
Zögerlich mache ich einen Schritt nach vorn. »Ist er …? Hast du ihn …?«
Keuchend und mit bebenden Nasenflügeln wirft mir Cassian einen Blick über die Schulter hinweg zu. »Nein. Er kommt bald wieder zu sich.«
Schwer atmend schwingt er sich mit einem Satz in die Luft und seine Flügel schweben wie mächtige Segel hinter ihm. Plötzlich wird mir klar, dass er sich so in seinem Element befindet. Dass er sich in Drakigestalt wohler fühlt als in seiner menschlichen Haut. Früher ging mir das auch so. Jetzt weiß ich nicht mehr, was mir lieber ist. Was den größeren Anteil an mir hat – der Draki oder der Mensch.
»Jacinda.« Will sagt meinen Namen und stellt sich neben mich. Ich breite die Arme aus und lege sie um ihn. Dann sehe ich hoch in Cassians Gesicht und mein Blick sagt mehr als tausend Worte.
Cassian starrt uns beide an. Ich halte seinem Blick stand und versuche, seine Gefühle nicht an mich heranzulassen oder mich von ihnen beeinflussen zu lassen. Trotzdem sickert ein wenig davon zu mir durch. Zorn. Bedauern. Traurigkeit.
Die Worte Es tut mir leid steigen in mir hoch, aber ich bringe sie nicht über die Lippen. Ich schaffe es einfach nicht, mich für meine Gefühle für Will zu entschuldigen.
»Du gehst also«, stellt er in rauer, kehliger Drakisprache fest.
Von einem Augenblick auf den anderen verwandle ich mich und nehme wieder meine menschliche Gestalt an. »Ja.« Tamra kommt her und hilft mir in mein zerrissenes Oberteil.
Cassian lässt mich nicht aus den Augen, verwandelt sich ebenfalls zurück und steht jetzt nur mit zerrissenen Jeans bekleidet vor mir. Sein Blick fällt auf Tamra. »Sie kommt auch mit?«
»Ich stehe direkt neben dir«, faucht sie ihn an. »Du musst nicht so tun, als wäre ich gar nicht da.«
Ich folge seinem Blick hin zu meiner Schwester. Wütend starrt sie Cassian ins Gesicht und ihre Augen funkeln dabei wie Eissplitter. Es sieht so aus, als wäre es mit ihrer Vernarrtheit in ihn endgültig vorbei.
»Dann verlässt du also das Rudel?« Ich weiß nicht genau, von wem die Frage kommt.
»Nach allem, was passiert ist?« Ich mache eine wegwerfende Geste. »Warum sollte ich noch hierbleiben wollen?«
»Weil es Dinge gibt, die wichtiger sind als deine eigenen Wünsche«, entgegnet er ernst und sein Blick wendet sich bedeutungsvoll Will zu.
»Was weißt du schon darüber, seine eigenen Wünsche hintanzustellen?« Tamras Stimme klingt giftig. »Du wolltest Jacinda und hast alles getan, um sie zu bekommen. Der Grund dafür ist doch nicht, dass dir das Rudel so wichtig ist. Du hast es einzig und allein für dich selbst getan.«
»Wovon redet sie da?«, knurrt Will neben mir und drückt meine Hand fester.
»Müssen wir das wirklich jetzt ausdiskutieren?« Ich starre sie alle an und zeige auf Corbin. »Er kann jeden Moment wieder aufwachen und wir befinden uns viel zu nah am Rudel.«
Will beißt die Zähne zusammen. Ohne Cassian aus den Augen zu lassen, zieht er mich in Richtung des Geländewagens. »Du hast recht. Lass uns von hier verschwinden.«
Cassian ruft mir hinterher: »Lauf nur weg, Jacinda. Darin bist du ja bekanntlich Expertin.«
Ich spüre, wie sich Wills Muskeln anspannen, doch es ist Tamra, die die Nerven verliert. Sie macht auf dem Absatz kehrt und schreit wütend: »Hör auf, so selbstgerecht zu sein! Willst du wissen, wo wir hinfahren? Ich kann dir auf alle Fälle sagen, dass keiner von uns große Lust darauf hat. Wir wollen deine Schwester retten. Diese verzogene Göre, die bekommen hat, was sie verdient, weil sie Jacinda hinterherspioniert hat.«
»Miram?« Sein Blick schießt zu mir. »Stimmt das? Ihr geht Miram retten?« Dann blickt er Will an. »Sie ist also
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