Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)
Brüllen lässt die Luft erzittern und zerrt an etwas tief in meinem Inneren.
Will springt so hoch, dass er Corbins Beine zu fassen bekommt und ihn auf den Boden herunterziehen kann.
Corbin flucht, schlägt wie wild mit den Flügeln und versucht, sich wieder in die Luft zu schwingen, doch Will ist hartnäckig und zieht ihn mit aller Kraft nach unten. Ineinander verkeilt stürzen die beiden auf die Erde, ein Gewirr aus Gliedmaßen und flatternden Flügeln.
Auf dem Boden setzt sich Will rittlings auf Corbin und prügelt auf ihn ein, versetzt ihm einen Schlag nach dem anderen. Das unerträgliche Geräusch aufeinanderkrachender Knochen erfüllt die Luft. Atemlos sehe ich zu und vergesse darüber ganz den Schmerz in meinem Kinn. Hitze sammelt sich in meiner Brust und steigt meinen Rachen hinauf.
Corbin krümmt und windet sich und sie rollen so ineinander verhakt über den Boden, dass man ihre Körper nicht mehr auseinanderhalten kann.
Schließlich kann Corbin sich befreien und schwingt sich hoch in die Luft. Blut tropft aus seiner Drakinase und seine Augen funkeln bösartig. Er kreist über Will wie ein Falke, der jeden Moment auf seine Beute herunterstürzen wird.
Will kauert sich auf den Boden und macht sich bereit. Selbst jetzt, wo seinem Gesicht die intensive Anspannung anzusehen ist, sieht er wunderschön aus. Der Anblick geht mir direkt ins Herz.
Kampfbereit reckt Corbin seine scharfen Krallen empor. Sie funkeln in der Sonne wie Rasiermesser. Hier geht es um Leben und Tod.
»Will!«, stoße ich eine Warnung hervor.
Corbin saust im Sturzflug herab wie ein schwarzer Blitz. Seine Klauen schlagen zu und verfehlen ihr Ziel nicht.
Will schreit auf und hält sich seinen Arm. Von der Stelle aus, an der Tamra und ich kauern, kann ich mehrere Spritzer seines verräterisch dunklen Blutes erkennen … das glitzernde Violett, das zwischen seinen Fingern hervorquillt.
Corbin sieht es ebenfalls und knurrt in unserer Sprache: »Wie viele Drakis hast du umgebracht, du elender Jäger, damit unser Blut in deinen Adern fließen kann?«
»Corbin, nein!«, rufe ich.
»Halt die Klappe, Jacinda. Gleich wirst du sehen, wie ich den letzten Tropfen Drakiblut aus ihm herausquetsche!«
In meinem Rachen sammelt sich Feuer. Meine Haut spannt sich an und ich gebe nach und lasse den Draki in mir heraus.
Ich löse mich von Tamra und steige hoch in die Luft, während der beengende Stoff meiner Bluse aufplatzt. Meine Flügel breiten sich aus und ich stürze hinunter zu Corbin, strecke meinen Körper so lang, wie ich kann, um ihn davon abzuhalten, Will mit seinen scharfen Krallen an die Kehle zu gehen. Und bemerke mit einem Stich ins Herz, dass ich es nicht schaffen werde.
Ein Schrei steigt in meinem Rachen auf und vermischt sich mit Feuer und Rauch. Meine klauenartigen Finger holen aus, verfehlen ihr Ziel und greifen ins Leere.
Kurz bevor Corbin Will zu fassen bekommt, hebt Will seine Hand und auf einmal schiebt sich unter lautem Gebrüll ein Erdwall zwischen die beiden.
Die riesige Welle aus dunkler Erde, Zweigen und zerrupftem Gras ist fast so hoch wie die Bäume um uns herum. Sie entfaltet eine solche Wucht, dass Corbin ein paar Meter nach hinten geschleudert und mit schier unbeschreiblicher Kraft zu Boden geworfen wird.
Ich halte den Atem an, sinke auf den Waldboden und halte mir die Hände über den Kopf, um mich vor dem Erdregen zu schützen, der auf uns niederprasselt. Tamra befindet sich ganz in meiner Nähe und schirmt ebenfalls ihren Kopf mit ihren Armen ab. Wir befinden uns zwar nicht direkt in der Gefahrenzone, bekommen aber trotzdem ein bisschen was ab.
Ich kneife zum Schutz vor der sich lichtenden Erdwolke die Augen zu und mein Blick trifft auf Wills. Das Erstaunen darin steht meinem in nichts nach.
»Pass auf!«, schreit Tamra.
Corbin hat sich wieder aufgerappelt. Blut tropft aus einer tiefen Wunde in seinem Kopf. Er berührt sie ganz leicht und untersucht dann seine Finger. Die Gewissheit über seine Verletzung macht ihn rasend vor Wut. Mit einem Kampfschrei schwingt er sich erneut hoch in die Luft.
Bevor Will Gelegenheit bekommt, wieder das zu tun … was auch immer er da getan hat , zieht ein zweiter schwarzer Blitz an mir vorbei. Er bewegt sich so schnell, dass ich zuerst glaube, es handele sich um weitere Erdklumpen, die Will aufgewirbelt hat.
Ich folge dem Gegenstand mit den Augen und versuche festzustellen, wo genau er sich gerade befindet. Dann sehe ich ihn. Er ist es. Cassian.
Er stößt mit Corbin
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