Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
zurücklassen zu müssen, ohne mir Sorgen um Wills Gefühle zu machen.
Tamra hilft Miram in den Transporter. Cassians Schwester klettert mühsam hinein und wirkt dabei wie eine alte Frau.
Lia blickt zögernd von Will zu mir und ich vermute, dass sie die Anspannung zwischen uns spürt. Ihr Blick bleibt an Will hängen und ich weiß, dass sie versucht, schlau aus ihm zu werden – aus diesem Nicht-Draki mit der Drakigabe, Erde verschieben zu können.
»Alles in Ordnung. Steig ruhig ein«, sage ich.
Dann stehen nur noch Will und ich draußen vor dem Transporter … und ich habe nicht das Gefühl, dass hier alles »in Ordnung« ist.
Ich habe zwar meine Menschengestalt angenommen, aber in meinem Inneren brodelt es noch immer. Cassians Gefühle durchfluten mich, und obwohl sie meine ganze Aufmerksamkeit beanspruchen, will ich schimpfen und weinen und Will schlagen für das, was er getan hat. Diese Gefühle sind allesamt unfair, ich weiß, aber ich bin schließlich diejenige, die hier steht und Cassians Leiden in allen Einzelheiten spürt . Ich mache es zusammen mit ihm durch.
»Steig ein«, sagt er und erinnert mich daran, dass jetzt nicht der richtige Moment ist, um ihm zu sagen, was ich auf dem Herzen habe. Wir befinden uns nur ein kleines Stück von dem Hauptquartier der Enkros entfernt und die Enkros laufen frei dort draußen herum. Wir sind noch längst nicht in Sicherheit.
Ich mache mich auf den Weg zum Heck des Transporters, als plötzlich das ohrenbetäubende Rattern eines Helikopters über uns zu hören ist. Er fliegt so tief, dass ein starker Luftzug entsteht. Dann schwirren zwei weitere Hubschrauber über unsere Köpfe hinweg. Verstärkung.
Ich starre in den Himmel zu den Helikoptern und schließlich den Hügel hinunter und bemerke, dass mehrere Fahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit die Hauptstraße entlangfahren, die zu den Toren des Hauptquartiers führt. Obwohl die Dämmerung immer stärker hereinbricht, kann ich erkennen, dass auf dem Parkplatz der Anlage hektische Betriebsamkeit herrscht.
»Los! Jetzt sofort!«, ruft Will.
Eilig steige ich hinten in den Wagen und Will schlägt die Türen zu. Innerhalb von Sekunden springt der Motor an und wir fahren los. Der Transporter biegt scharf ab und wir werden umhergeschleudert. Lia rutscht zu mir herüber. Ich lege einen Arm um sie und helfe ihr, das Gleichgewicht zu halten, während der Transporter laut brummt wie eine schnurrende Raubkatze.
Tamra hält Miram fest, deren Blick sich in mich hineinbohrt. »Was ist mit meinem Bruder?« Sie will nicht akzeptieren, dass wir ihn verloren haben. Tamra versucht, sie zu beruhigen, aber davon will Miram nichts wissen. »Jacinda?«, bedrängt sie mich.
Ich schüttle den Kopf, denn mir fehlen die Worte.
»Dann lassen wir ihn also einfach zurück?«, lässt sie nicht locker. »Vergessen ihn einfach?«
»Er ist weg«, flüstert Lia.
Mirams Aufmerksamkeit schnellt zu dem Mädchen. » Du! Halt bloß die Klappe! Du hast uns dazu gebracht, dieses Monster freizulassen. Das ist alles deine Schuld.«
Lia zittert in meinen Armen, wendet sich ab und starrt mit versteinertem Gesicht auf die Tür.
»Jacinda?« Tamra rutscht zu mir herüber und berührt mich sanft an der Schulter. Obwohl die Berührung von meiner Schwester kommt, lässt sie mich zurückschrecken.
Cassians Panik bricht jetzt von allen Seiten über mich herein, markerschütternd und tief; sie dringt in meine Poren und schlägt Wurzeln in meinen Knochen. Sie ist alles, was ich spüren kann, alles, was ich bin – ich habe mich in ein Wesen verwandelt, das Angst lebt und atmet.
Ich löse mich von Lia, dränge mich eng an die kalte Metallwand des Wagens und schlinge zitternd die Arme um meinen Körper, während ich gegen den Ansturm von Cassians Gefühlen ankämpfe.
Mein Innerstes will ausbrechen, sich lösen, aber der Rest von mir klammert sich an Cassian, hält mit aller Kraft an der Verbindung zwischen uns fest, während die Entfernung zwischen uns immer größer wird. Solange ich ihn spüren kann, haben wir ihn nicht vollkommen verloren.
»Jacinda?« Tamra wiederholt eindringlich meinen Namen, als warte sie auf ein Lebenszeichen von mir.
»Es geht mir gut. Du darfst mich nur einfach … nicht berühren«, sage ich mit zusammengebissenen Zähnen, während ganz in der Nähe das Geräusch eines weiteren Helikopters zu hören ist.
In der Dunkelheit des Transporters schweifen unsere Blicke automatisch nach oben, voller Sorge, dass uns der Helikopter entdecken
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