Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
dich warten.« Er nickt und blickt besorgt die Straße entlang.
Und dann hören wir es. Das nahende Surren von Motoren. Wie haben sie uns nur gefunden?
»Los!« Wills Blick streift uns alle und bleibt dann an mir hängen, drängt mich dazu, endlich die Beine in die Hand zu nehmen. »Los jetzt!«
Die anderen machen kehrt und fliehen. Hastig krachen sie durch die Bäume wie eine Herde Elefanten. Ich zucke zusammen.
Will lenkt meine Aufmerksamkeit noch einmal auf sich, als er mir mit den Fingern durchs Haar fährt, mich dicht an sich zieht und mir einen schnellen, harten Kuss gibt. Hitzig flüstert er gegen meine Lippen: »Seid vorsichtig. Passt auf euch auf da draußen.«
Ich mache den Mund auf und will ihm dasselbe mit auf den Weg geben, doch das immer näher kommende Rattern von Motoren lässt mich aufschrecken und ich schaue mit zusammengekniffenen Augen die Straße hinunter. Noch ist nichts zu sehen. Nur eine braune Staubwolke.
Ohne mich anzusehen, weicht Will zurück und schiebt mich in Richtung Wald. »Los. Sie werden gleich da sein!«
Ich renne auf die Bäume zu und mein Herz schlägt so heftig, dass es mir jeden Moment die Brust zu zerreißen droht.
Meine Haut sprüht Funken. Hier und da blitzen heiße rotgoldene Flecken auf meiner Menschenhaut auf.
Ich tauche in die schützende Deckung der Bäume ab. Das Blätterdickicht verschluckt mich sofort. Als ich mich in dem dunklen, verwachsenen Dickicht aus Sträuchern und hüfthohem Gras befinde, bleibe ich stehen. Ich lausche auf das Rascheln ringsum. Ich kann die anderen nicht sehen, aber das macht nichts, solange sie in Sicherheit sind. Solange Tamra in Sicherheit ist. Das muss sie einfach sein.
Gerade als ich anfange zu glauben, dass ich ganz allein bin, dass man mich zurückgelassen hat, höre ich Cassian flüstern.
»Jacinda – was machst du denn da? Wir müssen weiter!«
Ich bemerke ihn zwischen den Bäumen, sein Gesicht wirkt angespannt und besorgt. Seine schwarze Drakihaut scheint stellenweise auf seiner dunklen Menschenhaut hindurch. Hinter ihm steht Miram und ihr kleines Gesicht ist ein unscheinbarer beiger Klecks aus Angst.
Ich schüttle den Kopf und blicke zurück zur Straße.
Ich kann mich nicht bewegen. Ich muss es einfach sehen. Muss es wissen. Auch wenn er will, dass ich etwas anderes tue. Ich werde mich nicht von Will trennen. Ich schlucke gegen den dicken heißen Kloß in meinem Hals an. Nicht noch einmal.
13
I ch sehe mich um und ein Plan nimmt in meinem Kopf Gestalt an. Mein Blick fällt auf einen Baum rechts neben mir mit einer dichten, weit ausladenden Krone und einem schrägen Stamm, den man leicht hochklettern kann. Meine Finger finden gut Halt an der Rinde und ich schaffe es ohne große Anstrengung bis nach oben.
»Jacinda.« Cassians Flüstern ist nicht gerade diskret.
Er hat sein Versteck verlassen und steht jetzt unter meinem Baum. Miram folgt ihm auf dem Fuß, schaut mürrisch zu mir nach oben und zupft nervös am Saum ihres T-Shirts herum.
Cassian zeigt mit dem Finger auf den Boden und will mir damit sagen, dass ich auf der Stelle wieder herunterklettern soll.
»Nein. Mir wird nichts passieren.« Ich starre ihn wütend und vielsagend an. »Es sei denn, du verrätst uns.« Ich winke ihm zu. »Und jetzt verschwindet von hier.«
Frustriert atmet er aus und wendet sich seiner Schwester zu. »Geh! Versteck dich! Ich finde dich schon.«
In ihrem Gesicht ist Entsetzen zu lesen. »Ich will aber nicht ohne dich gehen.«
»Dir wird nichts passieren«, sagt er. »Geh einfach tief in den Wald hinein und versuche, Tamra zu finden. Und bleib in deiner Menschengestalt.«
Ich pruste los. Das hat sie beim letzten Mal nicht besonders gut hinbekommen.
Cassian ignoriert meine Reaktion und gibt seiner Schwester weitere Anweisungen: »Dort draußen ist es sicherer als hier. Wenn sie zufällig im Wald auf dich stoßen, werden sie keinen Verdacht schöpfen.«
Sie schüttelt trotzig den Kopf. Die Vorstellung, dass die Jäger sie finden könnten, versetzt sie ganz offensichtlich in Panik.
»Cassian«, zische ich zu ihm hinunter, »du solltest mit ihr gehen.«
Er bedeutet mir mit einer Handbewegung, die Klappe zu halten. Dann sieht er seiner Schwester eindringlich in die Augen. »Geh!« Sein Ton duldet keinen Widerspruch.
Mit einem letzten flehenden Blick flieht sie in den Wald hinein, mit hängenden Schultern, wie jemand, der zu seiner Hinrichtung geführt wird.
Rasch klettert Cassian einen Baum hoch, dessen Stamm fast den von dem
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