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Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)

Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)

Titel: Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Jordan
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Miram. Aber ich weiß, dass sie alle irgendwo dort draußen sind, in diesem weitläufigen, künstlichen Wald.
    Was haben die Enkros hier mit uns vor? Was wollen sie?
    Mit den Augen suche ich das Baumdickicht ab und plötzlich sehe ich sie. Kameras. Überall. Sie sitzen hoch oben in der Krone eines Baums. In dem Astloch eines Baumstamms. Ich bezweifle, dass es auch nur einen Quadratzentimeter dieser Waldattrappe gibt, den sie nicht erfassen.
    Unwillkürlich frage ich mich, was sie aufzeichnen sollen. Wie wir uns untereinander verhalten? Soweit ich das erkennen kann, interagiert hier niemand mit niemandem. Alle … halten sich versteckt.
    Bei dieser Erkenntnis bleibt mir fast das Herz stehen. Mir fällt die Warnung vor dem grauen Draki wieder ein.
    Halte dich von ihm fern …
    Geh ihm aus dem Weg …
    Versteck dich …
    Genau wie alle anderen. Alle außer mir. Plötzlich wird mir klar, dass ich lieber nicht hier herumstehen sollte wie auf dem Präsentierteller. Zu spät, ein Grollen bricht krachend durch die klare, kalte Luft und eine zweite Erkenntnis überkommt mich.
    Ich bin nicht allein.
    Er ist grau. Genau wie ihn das Drakimädchen beschrieben hat. Ein Schiefergrau, das aussieht wie flüssiger Stahl. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er der wuchtigste Draki ist, den ich je gesehen habe.
    Er ist größer als unsere Onyxdrakis zu Hause. Und ganz offensichtlich ist er ziemlich stark. Vielleicht auch noch schnell. Seine Flügel sind ledrig, aber aschfarben, und ragen hoch und spitz hinter seinen massiven Schultern in den Himmel. Ich glaube zwar nicht, dass er sonderlich alt ist, doch seine Augen haben irgendetwas an sich … in diesem zinnfarbenen Blick liegen eine Gerissenheit und eine wilde Drohhaltung, die jahrhundertealt wirken.
    Auf einmal wünsche ich mir, ich hätte dem Mädchen vorhin mehr Fragen gestellt und mehr Antworten aus ihm herausgekitzelt.
    »Hallo«, sage ich und rühre mich nicht vom Fleck, weil ich nicht recht weiß, was ich tun soll.
    Unruhig trommeln meine Finger gegen meine Oberschenkel. Ich habe noch nie einem Draki gegenübergestanden, der nicht zu meinem Rudel gehört hat. Rudel sind seit jeher reizbare, kriegerische Stämme gewesen.
    Genau das hat zum letzten Großen Krieg geführt.
    In den alten Schriften ist von mehreren Hundert Rudeln die Rede, zu viele, um eine genaue Zahl angeben zu können. Wir haben in der Schule einiges über sie gelernt. Ich habe sogar in den dicken Wälzern unserer Bibliothek etwas über ihre Geschichte gelesen, weil es mich schon immer fasziniert hat, dass es eine Zeit vor den Kriegen gegeben hat, in der alle Rudel eine einzige große, ungeteilte Nation gebildet haben.
    Während ich ihn so anstarre, wird mir klar, dass es mich eigentlich nicht so schockieren dürfte, einen Draki einer fremden Art zu treffen. Mir ist von Kindesbeinen an klar gewesen, dass es sie gibt und dass sie irgendwo dort draußen herumlaufen.
    Aber es ist eben doch eine große Sache. Mein Körper reagiert instinktiv und bringt jede Faser zum Erzittern, während ich mich darauf vorbereite, mich im Kampf zu verteidigen. Es ist dieselbe Reaktion wie damals, als mich die Jäger verfolgt haben, aber ich hätte nie gedacht, dass ein anderer Draki dieses Gefühl in mir auslösen könnte. Es fühlt sich einfach nicht richtig an, gegen ihn kämpfen zu wollen. Immerhin sind wir Artgenossen.
    Natürlich gibt es Störenfriede wie Miram und auch Drakis, die mich ein bisschen einschüchtern, so wie Severin und Corbin. Aber mich mit diesem Draki zu duellieren … das ist etwas ganz anderes.
    Auf einmal habe ich das Gefühl, dass mein nächster Schritt über Leben oder Tod entscheidet.
    Er erwidert meinen Gruß nicht. Asche und Kohle steigen in meiner Kehle hoch und meine Muskeln spannen sich noch mehr an. Ich mache mich bereit zum Kampf.
    Ich stehe ihm direkt gegenüber und fühle mich an einen Gefängnisfilm erinnert, den ich vor langer Zeit gesehen habe und der sich tief in mein Gedächtnis eingegraben hat. Es ist ein komisches Gefühl, wie ein Déjà-vu. Als würde ich plötzlich in dem Film mitspielen. Ich bin die neue Gefängnisinsassin, die im Hof steht und sich dem Schlägertypen entgegenstellt, der das ganze Gefängnis tyrannisiert.
    Ich versuche, mich daran zu erinnern, wie der Neuankömmling in dem Film es geschafft hat zu überleben, weil er natürlich der Held ist, der am Ende die Oberhand behält. Genau das habe ich auch vor. Zumindest will ich die nächsten vierundzwanzig Stunden überstehen,

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