Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
bis meine Freunde uns hier rausholen.
»Ich will keine Schwierigkeiten«, sage ich.
Der Draki macht ein seltsames Geräusch, ein kehliges Rasseln, das ich noch von keinem anderen Draki gehört habe. Ich frage mich, ob das eine Art Schlachtruf ist. Ich beobachte, wie sein schuppiges Fleisch zu zittern beginnt und sich wellenartig auf und ab bewegt.
»W… was machst du denn da?«, frage ich und habe nicht die geringste Ahnung, was es sein könnte. Ich weiß nicht, über welche Gabe er verfügt. Egal, welche es ist, sie hat auf jeden Fall alle anderen Drakis in die Flucht getrieben.
Ich mache einen Schritt zurück auf dem feuchten Untergrund, die Augen fest auf ihn gerichtet, aus Angst, ihn aus dem Blick zu lassen.
Auf einmal stellen sich seine Schuppen auf. Jeder Quadratzentimeter seines Körpers ist von scharfkantigen Scheiben übersät, die im rechten Winkel von seinem massiven Körper abstehen. Sie glitzern rasiermesserscharf und ich weiß, dass er mich damit selbst bei der kleinsten Berührung zu Hackfleisch verarbeiten kann.
Der Magen rutscht mir in die Kniekehlen. In Windeseile wird mir klar, warum die anderen sofort geflüchtet sind, als sich die Türen geöffnet haben.
Ich fluche leise, drehe mich blitzartig um und drücke mich in einer einzigen flüssigen Bewegung vom Boden ab. Die anderen hatten vollkommen recht. Ich muss mich so weit wie möglich von diesem Draki entfernen. Und zwar schnell.
Innerhalb von Sekundenbruchteilen tauche ich in den Wald ab und fege durch das Baumgestrüpp. Ich höre, wie der Graue sich hinter mir ebenfalls einen Weg durch das Dickicht bahnt. Ich bin zwar schnell, aber das ist er auch. Los, los, los, los! , treibe ich mich keuchend an.
Die Vorstellung, dass er mich erwischen und mit seinem rasiermesserscharfen Körper gegen meinen krachen könnte, versetzt mich in solche Panik, dass Glut aus meinen Lungen aufsteigt und sich in meinem Mund breitmacht. Und mir ist klar, dass ich keine Wahl habe. Ich muss mich ihm stellen und mich verteidigen.
Mitten im Flug bremse ich ab und mache kehrt. Dabei bewegen sich die großen Segel meiner Flügel majestätisch hinter meinem Rücken – doch gegen seine wirken sie regelrecht mickrig. Seine lösen Windböen aus, die so heftig sind, dass sie das Laub von den Bäumen reißen.
Während er auf mich losgeht, schüre ich die Hitze in mir und sammle sie. Mir ist vollkommen klar, dass es hier mit einem kleinen warnenden Dampfstoß nicht getan ist. Für ihn brauche ich Feuer. Tödliche Flammen.
Als er ganz dicht vor mir schwebt – so dicht, dass ich seine harten, unbarmherzigen Gesichtszüge, die zerfurchte Nase und die aufgeblähten Nasenlöcher sehen kann –, lasse ich die sengende Hitze aus meinem Inneren entweichen.
In einem Strudel wütender, knisternder Flammen bricht sie aus mir hervor.
Der Graue taucht seitlich unter mir weg und entgeht nur knapp der vollen Wucht meiner Feuersbrunst.
Ich blicke nach unten und sehe, dass er sich bereits wieder im Steigflug befindet. Das Glänzen in seinen Augen sagt mir, dass ihm meine Gabe keine Angst einjagt. Irgendwie wirkt er sogar erfreut darüber.
Das erschreckt mich von allem am meisten. Feuer macht ihm also keine Angst? Will er etwa verbrannt werden? Hegt er vielleicht Selbstmordgedanken?
Mir wird plötzlich bewusst, dass ich keine Ahnung habe, wie dieser Draki reagieren wird. Also schieße ich im Sturzflug nach unten, fliege dann ganz dicht am Boden entlang und schaue dabei immer wieder über die Schulter. Und ja, da ist er. Er verfolgt mich unbarmherzig und ist mir bereits dicht auf den Fersen. Diesmal halte ich nicht inne. Im Flug speie ich Feuer über meine Schulter.
Plötzlich schert er hinter mir aus, fest entschlossen, mich zu erwischen. Jede Faser seines massigen Körpers schreit förmlich nach Gefahr und Ungezähmtheit. Er ist ein Drache alten Schlags und scheint keinen Funken Menschlichkeit in sich zu haben. Und er will mir ein Ende bereiten.
Ich beiße die Zähne zusammen, so fest ich kann, und zwinge mich dazu, noch ein wenig schneller zu fliegen. Doch so werde ich ihm nicht entkommen.
Meine Gedanken überschlagen sich. Ich weiß, was ich zu tun habe. Ich sinke nach unten, bis ich den Boden berühre, drehe mich auf dem weichen Gras auf den Rücken und warte. Dabei braut sich eine schwelende Glut in mir zusammen und ich starre dem Draki entgegen, der wie ein Wilder auf mich losgeht. Sein Blick folgt dem Dampf, der aus meiner Nase quillt. Dann sieht er mir direkt in die
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