Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers
werden.«
»Das ist doch lächerlich! Wollt Ihr etwa den ganzen Schloßbetrieb lahmlegen? Nur weil er im Schloß angetroffen wurde – ist da ein Todesurteil nicht etwas übertrieben? Wie wollt Ihr das rechtfertigen?« Klayth hätte das alles am liebsten lauthals herausgeschrien. Sein Verdacht, seine Zweifel und seine gewaltige Angst vor dem Moment, in dem er das Urteil fällen mußte, alles das drängte ihn dazu, diese Fragen zu stellen. Doch er hielt sich zurück und sagte nichts. Sagte jetzt noch nichts.
Statt dessen sagte er: »Also gut. Bringen wir’s hinter uns.«
Er schluckte nervös und machte sich, leicht benommen wie jeder, der sich die Nacht um die Ohren geschlagen hat, auf den Weg in die Folterkammer. Swinehunt heftete sich ihm an die Fersen, rieb geräuschvoll die gepanzerten Handschuhe aneinander, brummelte leise und hopste und hüpfte beinahe auf der ganzen Strecke.
Firkin spürte den Schmerz in den Armen bereits. Er lag auf der Folterbank, Hände und Füße waren an die trommelförmigen Winden an Kopf- und Fußende gekettet, die Streckvorrichtung war bis auf Anschlag gedreht. Die Folterbänke, auf die seine Mitgefangenen geschlossen waren, standen links neben ihm. Ganz außen lag Courgette, die ihrem Vater unter Tränen berichtete, wie es zu dieser Situation gekommen war. Val Jambon reagierte auf diese Erzählung mit einer Mischung aus Mitleid, Bestürzung und Traurigkeit. Und Zorn, nur mühsam zurückgehaltenem Zorn.
Börrnhadt und Mattsches hielten im flackernden Licht der Fackeln Wache und warteten auf die Ankunft des Königs und des Erzkanzlers. Mattsches zuckte und zappelte unbehaglich – das Tischchen mit dem zahnärztlichen Instrumentarium stand genau vor ihm. Mattsches war immer gern Schloßwächter gewesen. Es erfüllte ihn mit Stolz, für Schutz und Wohlergehen des Königs sorgen zu dürfen, und die Uniform war ja auch ganz hübsch. Aber anderen Menschen Schmerz zufügen … Also das war dann doch eine Sache, die eigentlich nicht unbedingt seine Sache …
Plötzlich flog die riesige Eichenholztür auf, und Swinehunt platzte in die Folterkammer. Er trug seine schwarze Lederrüstung, dazu gewaltige Panzerhandschuhe, die an den Fingerknöcheln mit Metallkappen beschlagen waren. Die Metallbeschläge waren auf Hochglanz poliert. Klirrend stampfte er in seinen mit Stahlkappen bewehrten Stiefeln über den kalten Steinboden und funkelte die Gefangenen unheilvoll einäugig an.
»Alles aufstehen! Ha ha ha – können vor Lachen! Seine Majestät, König Klayth von Isolon!« Er verbeugte sich übermäßig lange und tief und geleitete den König zum Thron, der mit Blick auf die fünf Folterbänke aufgestellt war.
Der König trug die richterliche Galarüstung: langer schwarzer Lederumhang mit Englischlederbesatz; schwarze, schenkellange, nietenbeschlagene Stiefel, in denen griffbereit je ein einwandfrei ausbalanciertes Wurfmesser steckte; den üblichen Leibpanzer aus schwarzem Leder und dazu – statt einer Krone – eine enggelockte schulterlange Perücke aus weißem Leder. Langsam ging er an den Gefangenen vorbei und sah dabei starr geradeaus. Seine Augen waren – Folge einer schlaflosen Nacht – gerötet.
Firkin strengte sich bis zum äußersten an, um ihn sehen zu können. Ihn, seinen Widersacher, der Anlaß seiner Reise war, der schuld war an ihrem Elend, am Elend seiner Schwester, an Hogsheads Elend, am Elend aller. Und jetzt … Er wollte seinen Augen nicht trauen. Es lag nicht an der Kleidung des Königs, es lag auch nicht an der Umgebung, es lag daran, daß … Es konnte doch nicht sein, daß er so jung war!
Die fünf Gefangenen starrten den König wütend an. Er ließ sich auf seinem Thron nieder, der schwarze Ornat knarzte beunruhigend … Klayth blickte auch jetzt wieder starr geradeaus. Er brachte es nicht über sich, nach rechts zu sehen, dorthin, wo Courgette und der Koch lagen. Er zog einen kleinen Hammer aus der Tasche und hob ihn unschlüssig hoch. Er sah sich flüchtig um, musterte die Gerätschaften, die auf den Tischen bereitlagen… Es wurde ihm übel davon. Swinehunt funkelte ihn wütend an.
»Nachdem wir alle vollständig versammelt sind, erkläre ich die… Verhandlung für eröffnet«, sagte der König leise.
Er schlug mit dem Hammer auf die Armlehne des Thronsessels, haßte sich dafür und hatte doch keine andere Wahl.
Swinehunt plazierte sich so, daß er – wie man es nennen könnte – im Rampenlicht der Öffentlichkeit stand, faßte mit den gepanzerten
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