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Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Geräusch stieß klirrend gegen steinerne Mauern, sprang scheppernd von Säulen zurück, prallte von den Waffen und Kampfgeräten ab, die die Wände schmückten. Es war auf der Flucht, es wollte nur eins: raus.
    Kurze Zeit später betrat der in schwarzes Leder gekleidete Herrscher von Isolon den Konferenzsaal.
    »Sire, ich bitte um Anhörung!«
    »Ich hoffe für Euch, Ihr habt etwas zu melden, das auch tatsächlich anhörenswert ist!« schrie der König und schwang dabei das schwere Richtschwert in der durch die Tradition vorgeschriebenen Weise. [xvii]
    »Das ist es! Das ist es ganz bestimmt! Sogar außerordentlich, ganz außerordentlich …«, faselte und flüsterte der Erzkanzler aufgewühlt. Er keuchte, als wäre er gerannt. Er war gerannt.
    »Nun denn – was habt Ihr mir zu sagen? Oder soll ich vielleicht raten?«
    »Hoheit, ich komme hic et nunc aus dem Verlies, eilenden Fußes gewissermaßen, hierher zu Euch.«
    »Aus dem Verlies? Was habt Ihr denn da unten gesucht?«
    »Spione!« Der Erzkanzler weidete sich regelrecht am Klang dieses Wort.
    »Spione?« Klayth legte das Schwert zur Seite. Es sah leider so aus, als handle es sich tatsächlich um eine wichtige Angelegenheit.
    »Ich habe vier Spione inhaftiert!« schrie Swinehunt, ohne den König in der gebührenden Weise zu titulieren. In seiner Aufregung kannte er keine ›Sire‹ oder ›Hoheiten‹ mehr. »Ich habe sie auf einem der von mir routinemäßig durchgeführten Patrouillengänge entdeckt. Sie waren gerade dabei, schwerste Verbrechen zu planen. Ich habe sie festgenommen.« Mit keinem Wort erwähnte er die nicht unwichtige Rolle, die Börrnhadt und Mattsches bei dieser Aktion gespielt hatten.
    »Wer sind diese Leute? Was wollen sie? Warum sind sie hier?«
    Es war nicht zu überhören, daß Klayth verwirrt und verängstigt war. Die Sache gefiel ihm nicht. Erst sein Verdacht und jetzt Spione – irgend etwas stimmte da nicht.
    »Drei Unbekannte und eine Schloßbewohnerin: die Tochter des Kochs«, antwortete der Erzkanzler, der nur mit großer Mühe den Wahnsinn unter Kontrolle halten konnte, der in ihm tobte.
    »Art ihres Auftrags: unbekannt«, fuhr er fort, nachdem er es einigermaßen geschafft hatte, den tumultuarischen Aufruhr in seinem Innern niederzuhalten, dieses explosive Gemisch aus Wut, Angst und Rachedurst. »Ziel ihres Auftrags: unbekannt. Sie sitzen in der Zelle und warten auf ihren Prozeß.«
    »Wann soll der stattfinden?« fragte Klayth, obwohl er sich davor fürchtete, die Antwort zu hören.
    Swinehunt holte theatralisch Luft: »Im Morgengrauen«, sagte er mit ausdruckloser Stimme und gespenstisch ruhig. Inwendig kochte er.
    Klayth sank auf seinem Thron zusammen.
    »Ich bin der festen Überzeugung« – Swinehunt zwang sich, ganz ruhig zu sprechen –, »daß es sich um gefährliche Spione handelt. Ich gehe davon aus, daß Ihr morgen das gebührende Urteil fällen werdet.« Das unkontrollierte heftige Zucken, das ihm über das Gesicht lief, verriet, welch ein enormer Druck sich in seinem Innern angestaut hatte. Es wurde höchste Zeit, die Sache zu Ende zu bringen, er spürte, daß er sich nicht mehr lange beherrschen konnte.
    »Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wolltet, Sire. Es gibt noch soviel zu tun, um die Folt… um Fol… um vollendet und fehlerfrei Recht sprechen zu können. Erlaubt mir also, Sire, daß ich mich jetzt zurückziehe, um die Messer zu wetzen … äh, ich meine das selbstverständlich metaphorisch, Sire, im Sinne, äh, um die Waffen des Geistes zu schärfen … um mein verfahrensrechtliches Wissen noch ein wenig, äh, aufzufrischen.« Fanatisch rieb er die gepanzerten Handschuhe aneinander. In seinem Frettchenauge blitzte der Funke des manischen Wahns, es glühte wie das Auge eines unaufhaltsam heranrasenden verheerenden Sturms.
    Er drehte sich um und rannte wie von wütenden Dämonen gehetzt aus dem Konferenzsaal. Klayth stierte auf den Fleck, an dem sein Erzkanzler eben noch gestanden hatte.
    »Im Morgengrauen. Nein. Nicht im Morgengrauen!«
    Er schlug die Hände vors Gesicht, der Kopf sank nach unten: »Ich kann nicht, ich kann nicht!«
     
    Mehrere hundert Meter unterhalb des Königs lag Firkin zitternd auf dem Lattenrost einer hölzernen Pritsche in seiner tropfnassen stinkenden Zelle. Er hörte, wie Hogshead Courgette immer wieder Trost zusprach. Es war phantastisch, wie er sich um sie kümmerte. Und – er hatte Erfolg damit: Courgette schniefte nur noch leise und schluchzte nur gelegentlich einmal kurz

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