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Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 02 - Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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das Quartett munter drauflossägte und -dudelte. Der Geiger hatte sich für sein Solo erhoben, warf mit einer kurzen Kopfbewegung die wirre Mähne aus dem Gesicht, klemmte die Fiedel unter den schwarzen Spitzbart und ließ eine kreischende Serie chromatisch dahintrillernder Tremolos und qualvoll forcierter Harmoniefolgen vom Stapel, alles im Bereich der mehrgestrichenen Oktave. Der größte Teil des Publikums nickte, betäubt von den Strapazen der abendlichen Lustbarkeit, erschöpft mit dem Kopf.
    Nur eine nicht. Hinter den langen Reihen der Stuhllehnen, über denen Lemmingpelzmäntel hingen und gegen die die benommenen Festgäste gesunken waren, saß ein schwarzhaariges kleines Mädchen, das eine große rote Schleife ins Haar gebunden hatte und ein rosarotes Festkleid trug. Es baumelte mit den Beinen und konnte vor Langeweile kaum mehr stillsitzen.
    Und plötzlich streckte tief aus dem trüben Dunkel des Unterbewußtseins in Hogsheads Gehirn die Spontaneität einen Tentakel aus, der sich am Hypothalamus vorbei ins motorische Zentrum schlängelte. Hogshead hatte soeben eine phantastische Idee gehabt. Ohne auf Firkin zu warten, kletterte er über die Mauer und ließ sich leise in eine Rabatte fallen, die mit niedrigen Ziersträuchern bepflanzt war (in einigen Jahren ständen hier mit Sicherheit Gewächse, an denen ein Liebhaber von kunstvoll in Form geschnittenem Baum- und Buschwerk seine helle Freude hätte). Firkin war entsetzt: Hogshead hatte offensichtlich durchgedreht! Es blieb ihm gar keine andere Wahl, als hinter ihm herzusprinten.
    »Was soll denn das?« flüsterte Firkin und hockte sich neben Hogshead auf den Boden. »Bist du verrückt geworden?«
    »Verlaß dich auf mich. Ich weiß, was ich tue«, wisperte sein Freund. Dann kroch er davon und schlich sich heimlich über den sauber gestutzten Rasen. Firkin war noch zu jung, als daß er es schon gewußt hätte: Wenn du jemanden, ganz gleich wen, diese Worte sagen hörst, dann bleibt dir, wenn du vernünftig bist, nur eins: Hau ab, so schnell du kannst. Statt dessen nickte er bloß. Der rasende Violinist war vollkommen in seine Musik versunken, er kratzte sich in die höchsten Lagen hinauf und rang dem alten Instrument ein marterndes Solo ab. Das rammdösige Publikum nickte anerkennend.
    Nach wenigen – für Firkin qualvoll langen – Augenblicken war Hogshead hinter der letzten Sitzreihe angekommen und zog einen Lemmingpelzmantel von einer Stuhllehne. Der Mantel fiel lautlos in das feuchte Gras, sein Besitzer döste friedlich weiter. Hogshead rollte das Kleidungsstück blitzschnell zusammen und flitzte genau in dem Moment in die Rabatte zurück, als die Schlußkadenz mit einer schmetternden, makellosen Quint zu Ende ging und das ermattete Publikum mit ein paar spärlichen Klatschern beduselt applaudierte.
    Hogshead hielt sich nur so lange in den Büschen auf, bis er den Mantel angezogen und einen großen Steinbrocken gefunden hatte. Firkin sah ihn erschrocken und verstört, mit weitaufgerissenen Augen an.
    »Was um alles in der Welt soll das eigentlich?« flüsterte er zornig, als Hogshead wieder davonstürzen wollte. »Wenn du so weitermachst, werden wir noch erwischt. Wir dürften gar nicht hier sein …«
    Hogshead brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Keine Zeit für lange Erklärungen«, flüsterte er. »Aber wenn ich es jetzt nicht tue, dann werde ich es nie …«
    »Was tun?« krächzte Firkin.
    »Wirst schon sehen«, flüsterte er. »Paß du nur auf, daß auch wirklich jeder alles sieht. Morgen bin ich auf der Titelseite.« Er verschwand in den Büschen und schlich geduckt auf die Bühne zu. Die Geräusche, die er verursachte, wurden von der Musik überdeckt, das Quartett spielte jetzt ein schwungvolles Stückchen im Dreivierteltakt. Zurück blieb Firkin – er kochte vor Wut.
    Hogshead tappte vorsichtig und verstohlen durch das dichte Gebüsch und sauste von allen unbemerkt hinter die Rückseite des Marmorbaldachins der Bühne. Eine Leiter lehnte an der Wand, über die man auf das Dach steigen konnte. Perfekt! Hogshead holte tief Luft, trat aus dem Gebüsch, rannte die kurze Strecke zu der Leiter hinüber und kletterte leise hinauf. Sekunden später trat er vorsichtig auf das Dach; den Stein hielt er dabei fest umklammert. Ein Teil seines Verstands sauste in das Gedächtniszentrum und suchte die angesammelten Kenntnisse zusammen. Ein anderer Teil fragte sich verwundert, was er hier auf dem Dach trieb. Und wieder ein anderer rannte

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