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Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Unternehmungen hatte, war die Anwesenheit attraktiver Maiden, die durch Verführung überzeugen wollten, alles andere als ungewöhnlich. Wie weit die Töchter irgendeines der vielen nicht ganz so ungemein erfolgreichen Krabbentrainer gehen würden, um einen besseren Preis für den nächsten Preisboxer ihres Vaters auszuhandeln, oder mit welchen Verführungskünsten eine verzweifelte Ehefrau versuchen würde, wenigstens ein paar Dezimeter vom Schuldenberg ihres Ehegatten abzutragen – das war für Kha Putschieno ein nie versiegender Quell lüsterner Vergnügungen. Oder zumindest eine äußerst vergnügliche Art zu feilschen.
    Heute morgen aber gab es ein paar Dinge, die seinen hochentwickelten skeptischen Sinn weckten: Erstens konnte er sich nicht erinnern, daß er am vergangenen Abend jemand eingeladen hatte; zweitens stand das Fenster weit offen; drittens war das Bettuch naß; und viertens roch seine Gesellschaft sehr stark nach Fisch.
    Kha Putschieno drehte es den Magen um, als er die Nullon-Laken zurückschlug. Entsetzt stierte er, noch halb schlafend, auf das, was er vor sich sah: Da lag jedes der zehn Beine sauber und mitleidlos amputiert und neben dem abgetrennten Kopf angerichtet, dazu zwei Zitronenscheiben (dünngeschnitten) und ein Schüsselchen mit Chili-Soße – der fritierte Leib der Boxerkrabbe Fäustling.
    Am Kopfteil des Bettes hing ein Pergamentfetzen, auf dem mit glitzernder Fischsoße geschrieben stand:
     

 
III
VON SCHWERTERN UND BAUCHSCHMERZEN
     
     
    Die Prinzessin saß unter einer großen Linde – es war ein wunderschöner Tag, und die Sonne schien, wie sie das immer tat – und spielte mit einem kleinen, goldenen Ball. Jeden Tag spazierte sie den gelben Pfad entlang, der wegführte von dem zartgrünen Schloß, und pfiff dabei ihr immer gleiches Liedchen. Jedesmal wollte sie hopsen und springen, so fröhlich wie die Sonnenstrahlen, die funkelnd über einen entzückenden Busch tanzten. Und jedesmal kam es nicht dazu. Sie war – und das wußte sie ganz genau – die schönste von den drei Königstöchtern. So stand es ja auch ganz oben an den Himmel geschrieben, in riesigen schwarzen Lettern:
    »Es war einmal, vor langer, langer Zeit, da ging des Königs schönstes Töchterlein in den Wald …«
    Womit eigentlich beinahe schon alles verraten ist.
    Ein paar Absätze lang (während der üblichen langweiligen Schilderungen, wo der Wald und der kleine Hügel beschrieben werden, die Quelle und der Brunnen, der so tief ist, daß man nicht bis auf den Grund sehen kann…) hatte sie mit ihrem kleinen, goldenen Ball gespielt, und jetzt … Überraschung, Überraschung! … entkommt ihr der Ball, der eigentlich kinderleicht zu fangen ist! Mit gespieltem Entsetzen sieht sie gelangweilt zu, wie er davonhüpft, in den Brunnen fällt und dann – ein unerhörter Verstoß gegen die Gesetze der Physik – tatsächlich versinkt und untergeht!
    Da beginnt sie zu klagen.
    Und kommt sich wie jedesmal entsetzlich dumm dabei vor. Wegen eines blöden Balls zu jammern! Papa ist König, und wenn sie ihn brav darum bittet, kauft er ihr einen neuen! Und wenn sie es richtig anstellt, könnte sie wahrscheinlich auch dem Spielwarenhändler einen abschmusen. Von einer wunderschönen Prinzessin erwartet man eigentlich, daß sie alles hinkriegt. Sie sollte durchaus in der Lage sein, sich ab und an etwas gratis zu beschaffen, wofür ist sie schließlich Tochter des Königs!
    Aber: Klagen! heißt es. So ist es vorgeschrieben, in riesigen schwarzen Märchenbuchlettern. Also begann sie zu klagen:
    »Ach, mein schöner Ball! Versunken im Brunnen!« Ein paar Tränen kullerten über ihre rosenfarbigen Wangen.
    Was für ein Affentheater! Sie krümmte sich.
    »Was weinest Du, o Königstöchterlein …?«
    So hätte es jetzt amphibisch aus dem Brunnen zu ihr herauftönen müssen. Sie wartete …
    »… ein Herz aus Stein, hart wie Granit, es schmölze dahin beim Anblick Deiner Thränen …«
    Sie wartete.
    Und wartete.
    Ihr Wehklagen klang inzwischen ein wenig gezwungen. Die Sache zog sich aber auch wirklich ungebührlich lang hin.
    »Pssst! He, Lurchi!« flüsterte sie zwischen bühnenreifen Schluchzern. »Jetzt mach endlich!«
    Das Wasser im Brunnen blieb absolut still.
    »He! Tempo!«
    Dann wieder geschmerztes Gejammere, lustlos vorgetragen.
    »Hör mal zu: Lang halt ich das nicht mehr durch. Gib mir den Ball zurück!«
    Aquatische Zurückhaltung.
    Die wunderschöne Prinzessin raffte wütend ihre Röcke und stapfte an den

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