Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
sich alles noch weiter entfernt zu haben. Sie wußte ganz sicher, daß sie im Gefängnis arbeitete und die Gefangenen mit Wasser und trockenem Brot versorgte, mit Brot, das Val Jambon buk, ihr Vater, den sie nie sehen durfte. Und genauso bestimmt wußte sie, daß das seit acht oder neun Jahren so ging. Tag für Tag.
    Aber warum erinnerte sie sich an all diese vielen Abenteuer? An Hogshead, Firkin, Dawn, Klayth …? Klayth, Prinz von Isolon und Cranachan: Wieso bildete sie sich ein, daß sie ihn kannte? Sie erinnerte sich ganz deutlich daran, daß sie mit ihm gespielt hatte! Sie erinnerte sich an weit entfernte Orte, an Guldenburg, an Losa Llamas, das Forschungszentrum der thaumaturgischen Physik, an die Schloßbibliothek in Isolon … sie sah das alles ganz plastisch vor sich. Und warum war sie verwirrt von allem, was sie rund um sich sah?
    Warum kam ihr dabei immer wieder das Wort Psychoanalytiker in den Sinn?
    Plötzlich schlug ihr Gebrüll und Geschrei an die Ohren, sie hörte Schlüssel klappern, hörte Getrampel. Die schwere Holztür wurde aufgerissen, und sechs Männer der Schwarzen Garde verfrachteten ein paar Neuzugänge ins trübe Dunkel dieser Unterwelt.
    »Hört endlich auf zu zappeln!« brüllte eine muskelbepackte Stimme.
    »Aber das war ein Fehler!« schrie eine schmächtigere, dünnere Stimme.
    »Sag ich doch dauernd: Euer Fehler!«
    »Bäääh! Hier stinkt’s!« zeterte ein weibliches Stimmchen. »Scheußlich!«
    Courgette spürte, wie ein paar Saiten in ihrer Erinnerung angerissen wurden.
    »Keine Angst, Kleines. Sehr lang müßt ihr hier nich bleib’n. Was, Bronzo! Hab ich doch recht, oder?«
    Ein finsteres Kichern klang durch das Dunkel.
    »Phuuu! AwaichhanniLuffnichsolangganhaltn.« Das Mädchen hielt sich krampfhaft die Nase zu.
    »Tut mir außerordentlich leid, daß ihr überhaupt hier rein müßt, aber …«
    »Das möcht ich aber auch meinen!« schimpfte die dünne Stimme. »Der König wird bestimmt wissen wollen, warum man uns überhaupt hergebracht hat. Es ist unerhört!«
    »Wenn ich vielleicht ausreden dürfte«, knurrte die muskelbepackte Stimme. »Dauert nur paar Tage. Der Henker hat sich eine leichte Verkältung geholt. Is schon erstaunlich, wie ein paar Nieser die Abstimmung der Bodenklappen unter den Galgen durcheinanderbringn könn. Hättet ihn sehn solln, wie er vier gleichzeitig aufstellen wollte. Tragisch war das. Er is ein Künstler, müßt ihr wissen. Geht ihm nix über sein Synchro-Pendeln. Kannze dich noch erinnern, Bronzo, wie er mal zehn in einer Veranstaltung runterrasseln hat lassen? War traumhaft! Fünf Paare, taktmäßig kommen sie runter, jeder löst die Kippmechanik von seim Hintermann aus … Große Kunst so was, reinse Poesie! Die Leute ham getobt! Klar, daß es für so was eine Auslösemechanik braucht, die bei der leisesten Berührung losgeht. Und die kann man nicht installieren, wenn man dauernd niesen muß!«
    »Ja und?«
    »Oh, ’tschulligung. Hab mich wohl bißchen hinreißen lassen. Also, jedenfalls gibt’s jetzt nen leichten Auftragsüberhang. Aber trotzdem: Ihr habt ein Mordsglück! Wird euch umhaun, wenn ich euch sag, was er vorhat. Was meinze, Bronzo? Soll ich’s ihnen sagn?«
    »Klar doch. Is ja auch echt eine Ehre!«
    »Eben. Und deshalb solltet ihr euch die Sache auch nich entgehn lassen… ’tschulligung, warn blöder Witz. Jedenfalls: Er plant, fünf Dreiergruppen, die im Dreieck auf nem pyramidenförmigen Gerüst gruppiert sind, gleichzeitig durch die Fallbretter am Galgen sausen zu lassen … Wunderschön wird das sein! Trotzdem – ich kann hier nicht den ganzen Tag verplaudern. Muß vor dem Mittagessen noch ein paar Dutzend sinnloser Gewalttaten erledigen. Also rein mit euch!«
    Ein kurzes Gerangel, Protestgeschrei, dann schlug die große Tür zu, und die sechs massigen Schwarzgardisten rückten eilig ab.
    »Ich wünsch dem Henker, daß schönes Wetter is. Wenn’s feucht is, kann der Strang ziemlich pappig werden«, sagte der Gardehäuptling, als die Tür ins Schloß fiel. »Könnte die ganze Sümmetrie durchnannerbringn, wenn einer von ihnen nich richtig runtersaust.«
    »Genau. Wär echt jammerschad«, pflichtete Bronzo bei.
     
    Der Schwarzgekleidete brachte mit einer unanständigen Geste seinen Frust zum Ausdruck, verzog das Gesicht zu einer entsprechend höhnischen Grimasse und fluchte ausgiebig. Dann zerfetzte er die eben gelieferte Tageszeitung und warf sie quer durch das riesige Zimmer im cranachischen Untergrund.
    »Reporter!« Der

Weitere Kostenlose Bücher