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Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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das silbrige Geschlängel der Flüsse war jetzt schon näher gerückt als beim ersten Mal, die Berggipfel standen beinahe schon über ihm, und der dicht bewaldete Boden sauste unaufhaltsam auf ihn zu. »Nicht schon wieder!«
     
    »Also dann, meine Lieben! Zeit zum Abmarsch!« schrie Pit Pendler und grinste hinter seiner schwarzen Lederkappe. »Hört ihr das? Das ist euer Applaus! Die sind alle nur wegen euch da! Das ist doch was, oder?«
    Und tatsächlich: Der Exekutionshof hallte wider vom stürmischen Applaus, der den Darbietungen des Kasperletheaters galt, mit dem die Menge auf das bevorstehende Spektakel eingestimmt wurde. Die Leute brüllten vor blutrünstiger Begeisterung, sie genossen es, als das Krodokil nach dem Baby schnappte und dann den Kranz Würste auffraß, worauf der Bucklige mit der großen roten Nase meinte: »So macht man das!« und wie verrückt auf den Gendarm und den Hund einprügelte … Auch wenn keiner so recht wußte, was das eigentlich war, was man so machte und warum es ausgerechnet durch endlos wiederholtes Grün- und Blauschlagen eines Grünen respektive Blauen gemacht werden konnte oder mußte – es war genau das, was das Publikum sehen wollte, genau das, wodurch die Stimmung aufs trefflichste angeheizt wurde. Als der Vorhang fiel, waren alle bester Laune und konnten es kaum mehr erwarten, bis das richtige, das Große Hängen begann.
    Dawn zitterte. Es war ein entsetzlicher Schock gewesen, als ihr endlich klargeworden war, was das zu bedeuten hatte. Vor wenigen Minuten erst hatte sie begriffen, daß sich die Zeit, die ihr auf dieser Welt gegeben war, unaufhaltsam ihrem Ende näherte: Erst als Pit Pendler ihre Größe, ihr Gewicht und ihre Kragenweite gemessen hatte, erst als sie sich in die Schlange eingereiht hatte, um noch einmal gemessen zu werden – diesmal von einem Mann, der einen langen schwarzen Mantel und einen hohen, abgewetzten schwarzen Hut getragen und sich überschwenglich bei ihr entschuldigt hatte: »In deiner Größe hab ich leider nur Fichte, Liebes. Wenn du vorbestellt hättest, könntest du jetzt auch Mahagoni oder Teak haben. Und wenn ihr euch zusammengetan hättet, hätt ich euch Rabatt geben können. Mengenrabatt, verstehst du? Und Messingbeschläge umsonst!«
    »Gibt es hier einen gewissen Pit Pendler?« hörte sie jemand fragen, der den Namen des Henkers offensichtlich von einem Blatt Papier ablas.
    »Ja! Hier!« schrie der Exekutor. Mit seinem schwarzen Scharfrichtercape und der dazu passenden schwarzen Ledermaske wirkte er im trüben Licht ganz besonders bedrohlich. »Was gibt’s denn? Ich hab nicht viel Zeit. Die da draußen warten schon auf uns!«
    »Eilsendung. Per Luftpost!« Der Postbote kicherte über sein mattes Scherzchen. Jede Post, die aus der Welt hinter den Schloßmauern kam, kam auf dem Luftweg. Tauben kann man kaum dazu bringen, zu Fuß zu gehen.
    Pit Pendler rempelte sich durch das verängstige Häuflein seines Ensembles und baute sich vor dem Postboten auf, den er turmhoch überragte.
    »Gib schon her!« fuhr er ihn an. Sein Mund stach scharf konturiert aus der enganliegenden schwarzen Scharfrichterkappe hervor. Es war ein abscheulicher Anblick. »Einen König darf man nicht warten lassen!«
    Bei der Erwähnung des Wortes König stellte sich im hintersten Winkel der Garderobe ein Paar Ohren neugierig auf. Mit einemmal war Firkin höchst interessiert und wollte sich kein Wort entgehen lassen. Wenn Klayth im Publikum saß, dann war möglicherweise noch nicht alles verloren …
    Pit Pendler fummelte erfolglos an der kleinen Briefkapsel herum, zog schließlich die unförmigen Handschuhe aus und versuchte es noch einmal. Im Nu hatte er jetzt den Deckel abgerissen und entzifferte mühsam, was auf das rauhe Pergament gekritzelt war. Freudig schlug sein Herz, als er das rote Wachs und das blaue Band des königlichen Siegels sah. Eine Nachricht des Königs! An ihn! Welche Ehre! Auch Firkin sah das Siegel und erkannte es auf der Stelle wieder.
    Hinter der Lederkappe trat ein breites, stolzerfülltes Grinsen auf Pit Pendlers Gesicht, und der massige Zeigefinger des Henkers wanderte, begleitet vom Gebrüll der ungeduldig wartenden Menge, Wort für Wort die Zeilen entlang.
    Firkin beobachtete den Exekutor genau und versuchte angestrengt, aus dessen Reaktion auf den Inhalt des Schreibens zu schließen. Er mußte sich nicht übermäßig anstrengen: Als die Fingerspitze am Textende anlangte, sackten Pit Pendlers Schultern nach unten, niedergedrückt vom

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