Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum
geführt wurde.
»Alles in Ordnung, Magnus? Gute Fahrt gehabt?« Richard der Wagner, neununddreißigster Expräsident des TÜV * und berüchtigter Vielschreiber, trat, Klemmbrett einsatzbereit in der Hand, an den Wagen.
»Geht so«, grunzte Magnus, streckte sich und kraxelte vom Fahrersitz. Er schnallte den Nashörnern die Pachygraphen * ab, überreichte sie Richard und unterdrückte ein Gähnen.
»Den Dingern zufolge bist du die ganze Nacht durchgefahren!« schnauzte Richard mißbilligend und musterte mit finsterem Blick den Pergamentausdruck. Magnus grinste durchtrieben, wühlte in seiner Rocktasche und überreichte dem Mann mit dem Klemmbrett ein paar glitzernde Goldstückchen. »Scheinen wohl wieder mal verrückt zu spielen«, stöhnte Richard und vermerkte eine zweistündige Rast auf dem Stundenzettel. »Technik!« schnaubte er abschätzig, zerknüllte die Pergamentaufzeichnungen und warf sie in die glühende Kohlenpfanne vor seiner Hütte. Dann drehte er sich um und schrie einem bulligen Mann zu, der einen gelben Mantel trug: »He, Kollega! Du abladen Zeugs da, kapito?«
Panik breitete sich aus, als man im siebten Wagen diese Anweisung hörte.
»Die laden aus! Die finden uns!«
Courgette drückte sich in den Schatten des Rads und lugte um die Kisten und Säcke, die dicht an dicht aufgestapelt waren. Der bullige Mann war mit dem Abladen beschäftigt, Magnus und Richard führten die Rhinos zum wohlverdienten Schlammbad in den Stall. Wie der Blitz sauste Courgette hinter eine Mauer aus Säcken und winkte die anderen nach.
»Ist eigentlich meine Sache«, murrte Firkin. »Ich bin schließlich der Held!«
Dawn unterdrückte ein Kichern, folgte Courgettes Anweisung und verschwand hinter der Wand aus Mehlsäcken.
»Und was jetzt?« fragte Firkin gereizt, als kurze Zeit später das komplette Quartett hinter den Säcken hockte.
Ehe Courgette antworten konnte, brüllte eine aufdringlich laute Stimme über den Ladeplatz: »Also Jungs: als erstes der Haufen da drüben! Aber macht Tempo, das Zeug hätte gestern nacht schon rausgehn müssen!« Die Kinder blickten sich entsetzt an: Zwei schwere Stiefel stampften auf sie zu, ein Sack wurde gepackt und in einen bereitstehenden Lastkarren befördert. Dawn schnappte erschrocken nach Luft.
»Bravo!« moserte Firkin und starrte Courgette finster an. »Vom Regen in die Mehlpampe! Hier können wir nicht bleiben!«
»Aber … Wohin sollen wir denn sonst?« wimmerte Hogshead und verstummte wieder – ein weiterer Sack wurde weggenommen.
»Kinderspiel«, flüsterte Firkin zuversichtlich. »Wenn sie uns den Rücken zudrehen …« Der nächste Sack. »… spurten wir los …« Ein Grunzen: wieder ein Sack weniger. »… zu diesem Stapel da drüben!« Er zeigte, welchen Stapel er meinte.
»Macht schon! Tempo, Tempo!« brüllte die aufdringliche Stimme – noch ein Sack weniger.
»Aber dann sehen sie uns ja!« sagte Hogshead.
»Nicht, wenn wir …« Sack. »… schnell sind. Ist alles eine Sache …« Sack. »… des Timings!« Firkin drehte sich um und verschaffte sich einen Überblick über das Terrain: Er spähte durch eine kleine Lücke in der Mehlsackmauer, die Jutestück für Jutestück abgetragen wurde. Geradeaus rüber zu den Zwiebeln, dann um die Rüben rum, über diesen Haufen Kisten da vorn, und schon sind wir frei. Kinderspiel!
»Ich hab’s! Seid ihr bereit?« flüsterte Firkin. Er drehte sich um und sah Hogshead aufgeregt winkend in einem Loch im Boden verschwinden, in dem er beinahe steckenblieb.
»Komm schon!« flüsterte Hogshead lautlos.
»Aber was ist mit meinem Vorschlag?«
»Viel zu riskant!« antworteten Kopf und Schultern von Hogshead. »Meint Courgette.«
Wut- und mehlschnaubend mußte es Firkin über sich ergehen lassen, daß er von einer weißen Staublawine überrollt wurde: Ein Mehlsack war geplatzt.
Er hastete los und stieg hinter Hogshead in das Loch.
»Courgette sagt: Vergesset nun nit, das Gatter wieder dorten zu plazieren, wo es vordem ward!« flüsterte Hogshead aus dem Inneren des Abwasserkanals.
Zicke, Zicke, Zicke! dachte Firkin. Für wen hält sie sich eigentlich?
Gerade als die letzten Mehlsäcke auf den bereitstehenden Lastkarren geladen wurden, schob sich, vorsichtig und ganz leise, ein Kanalgitter wieder an die Stelle, wo es hingehörte.
Mit schlackernden Gliedern und flatterndem Nachthemd platzte König Kharthezsh ins Schlafgemach von Schyrling. Er stürmte durchs Zimmer, packte seinen Kommandanten bei den Schultern,
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