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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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geben soll.«
    »Ahhh …«, winselte Wampert und stierte den zuckenden Leib an, der auf groteske Weise an der sich nähernden Waffe baumelte.
    Die Kaiserin beschrieb mit ihrem scheinbar zarten Handgelenk eine Reihe komplizierter Kurven, durchtrennte das Halsband und schleuderte den Terrier in die Luft. Bebend vor Entsetzen beobachtete Wampert, wie das Tier fiepend am Boden aufprallte und – von einem einzelnen, glattrasierten Ohr geziert – flach ausgebreitet aus der kaiserlichen Gegenwart trudelte.
    »Lebt Ihr gern?« knurrte Tau, packte den silbernen Kragen von Wamperts batikbedrucktem Kimono und zog den Mann vom Boden hoch. Mit der anderen Hand steckte sie das Katana lässig wieder in die Rückenscheide.
    »Urgghhhh …«, antwortete Wampert, dessen Zehen, die in Pantoffeln aus gestriegeltem Hermelin steckten, sechs Zoll über den Bodenfliesen baumelten. Angst hallte im Gemüt des Beraters wider. Ihre Nägel! schrie es im Inneren seines geistigen Musterbuches. Mein Kragen! Wie soll ich die Falten je wieder rauskriegen?
    »Achtzehn Kostproben, aus dem Bodensatz des evolutionären Fasses der Natur gekratzt, habt Ihr mir nun vorgeführt«, schnaubte Tau, wobei ihr Atem die Spitzen ihres dünnen schwarzen zeremoniellen Bartes bei jedem explodierenden Konsonanten zittern ließ. »Achtzehn! Gestern waren es fünfundvierzig!«
    Wampert wollte törichterweise zustimmend nicken, aber er hätte sich dabei beinahe selbst stranguliert.
    »Sogar von Euch hätte ich erwartet, daß Ihr in der Lage seid, meine Anweisungen zu verstehen. Aber nein! Die Rotationskaiser von Froul werden wie üblich mit ihrer wachsenden Albino-Elefantenherde aufwarten. Der Häuptling der Bootpiepel aus dem Östlichen Lauwarmen Meer wird seinen buntgescheckten Höllenoktopus vorführen, der sich daran ergötzt, alle Welt mit einem Schwall klebriger Tinte zu bespritzen. Und was bietet Ihr mir an, der großen Kaiserin Tau, der drakonischen Herrscherin über das Murrhanische Reich, deren Schwertarm schneller flitzt als ein Gecko auf Kohlen? Hmmmm? Welche imageaufbauenden Geschöpfe bietet Ihr mir an?« Sie schüttelte Wampert – für den Fall, daß er vergessen hatte, daß ihre Worte ihm galten.
    »Geisterheuschrecken und weiße Mäuse«, schrie die Kaiserin, die gar keine Antwort von ihm hören wollte. »Habt Ihr ernsthaft erwartet, ich komme als Gastgeberin der jährlichen Wohltätigkeitshaustierparty der Tyrannenvereinigung mit weißen Mäusen und Geisterheuschrecken im Schlepptau daher? Ich würde mich zum allgemeinen Gespött machen. Mein Ansehen wäre ruiniert.«
    »Ich dachte nur …«
    »Ihr dachtet! Geistige Aktivität ist bei dieser jämmerlichen Auswahl nicht zu erkennen! Könnt Ihr Euch die Zeremonienbanner vorstellen? Eine auf den Hinterbeinen stehende weiße Maus über gekreuzten hüpfenden Geisterheuschrecken, eingerahmt von einer Zickzackleiste aus Hermelin? Es würde sich abscheulich mit den Servietten beißen!« jammerte sie, während sich ihre roten Nägel fester um Wamperts Kehle schlossen. »Ich glaube, ich muß mir einen neuen Imageberater suchen. – Auf die Knie!« befahl Tau, ließ den von einem Hustenanfall geschüttelten Wampert fallen und riß ihr Katana wieder aus der Scheide.
    »Wenn ein Kopf dich beleidigt«, zitierte die Kaiserin mürrisch eins der Verankerten Gesetze Murrhas, »dann schneide ihn ab.«
    »Wartet, Exzellenz!« rief die kniende Gestalt und fuchtelte verzweifelt mit den Armen. Glitzernde Schweißperlen standen auf Wamperts geröteter Stirn. »Bitte, nicht meinen Kopf …«
    »Habt Ihr je ein Katana gebraucht?« fragte Tau Wampert, ohne auf sein Flehen einzugehen. »Sie sind hervorragend ausgewogen und zu beißender Schärfe gespitzt. Man kann sich mit ihnen böse Kerben zufügen, wenn man nicht aufpaßt. Euer Kopf könnte in einem Sack sein, bevor Ihr überhaupt etwas davon merkt.« Sie grinste gnadenlos, betrachtete den Hals des Imageberaters und malte im Geiste eine gepunktete Linie.
    »Bitte! Nicht meinen Kopf!« brachte Wampert röchelnd hervor, dessen übertriebenes Flehen aus jeder Pore troff. »Habe ich Euch früher nicht immer zufriedengestellt, Exzellenz? W-wie wäre es mit einer schillernden ammorettischen Todesechse? Mit passendem Gürtel und Zierbesätzen? Es stand Euch doch ausgezeichnet!«
    »Das war letztes Jahr. Ich will etwas Neues. Etwas noch nie Dagewesenes. Etwas Einzigartiges! Ich will, daß allen das Kinn bis zum Boden sackt. – Ist das zuviel verlangt für Kaiserin Tau?« fragte sie

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