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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Sprechstundenhilfe weg war – zuvor hatte sie die Nagelfeilen und verschiedene Kosmetikartikel, die ihren Schreibtisch bedeckten, in einer Tasche verstaut, die aus einem kleinen Lurch der Baroneß gefertigt worden war –, verriegelte Mancini die Tür und wandte sich wieder dem geheimnisvoll klimpernden Fremden zu.
    »Tja, die Domestiken …«, sagte der Mann, der einen teuren Muffenstock in der einen Hand und eine kleine Samtbörse in der anderen hielt. »Gefällt mir, wie Ihr mit ihnen umgeht«, fügte er hinzu und überreichte Mancini eine Geschäftskarte.
    Mancini rieb sich die Hände, verbeugte sich und fragte sich, ob er dem Besucher die Stirn bieten sollte, als er ihn musterte. Er entschied sich dagegen. Statt dessen machte er auf Kriecher und gab sich unterwürfig. »Die Worte, die ich vorhin sprach, mein Herr, waren an einen anderen gerichtet.« Seine Augen schätzten den Gesamtwert der Kleidung seines Gegenübers ab und bewölkten sich mit weiterer monetärer Bewunderung. »Vergebt meine Ungeduld, hoher Herr. Welchen Auftrag darf meiner Wenigkeit gestattet sein, für Euch auszuführen?«
    Der Fremde schenkte dem kriecherischen Alchimisten keine Beachtung, sondern betrachtete einen Apparat aus Drähten und Fäden, der bedrohlich auf dem Tisch schwankte. »Benutzt Ihr so etwas?«
    »Ist der hohe Herr an einem PET interessiert?« setzte Mancini an und rieb sich gierig die Hände. »Geisterheuschrecken sind zur Zeit sehr beliebt. Nur zwölf …«
    »Ich hatte eigentlich auf etwas Größeres gehofft«, lautete die Antwort. »Am liebsten etwas mit Zähnen.« Der Fremde schlenderte zum Regal.
    »Eine Ratte, Herr?« bot Mancini an und kroch hinter ihm her.
    »O nein. Etwas Boshafteres!«
    »Ein Wiesel? Wiesel kann ich zu besonders günstigen Bedingungen anbieten, hoher Herr.«
    »Vielleicht gibt es etwas Avantgardistischeres?«
    »Ach, das hätte ich mir gleich denken können! Ein scharfsinniger Edelmann wie Ihr braucht natürlich etwas mehr … Vielleicht einen Greifen?« Mancini scharwenzelte, rieb sich die Hände und sprang auf die Beine.
    Der Fremde schüttelte den Kopf.
    »Einen Phönix? Wahlweise mit Einäscherungsprogramm?«
    »Macht Ihr auch Drachen?«
    Mancinis Kinnlade sackte herunter. Nicht einmal Baroneß Eglantine konnte sich leisten, Drachen zu halten. »Dr … Dr … Basilisken, kein Problem«, stotterte er ausweichend.
    »Drachen.«
    Mancini schluckte und sah, daß der Fremde den klimpernden Samtbeutel auf den Tisch legte, knapp außerhalb seiner Reichweite. »Dr … Drachen. Nun ja, laßt mich überlegen … Hah! Es besteht in dieser Gegend keine große Nachfrage nach ihnen. Nur Fuhrwerke schneiden noch schlechter ab. Versteht Ihr?«
    »Könnt Ihr Drachen machen oder nicht?« raunzte der Fremde.
    Mancini nickte schuldbewußt, stupste verstohlen den sturerweise unbrauchbaren PET-Leguan, betrachtete den Beutel und ließ eine schamlose Lüge vom Stapel. »Ach, Drachen! Natürlich. Wie dumm von mir, wo war nur mein Verstand …«
    »Ich erwarte seine Fertigstellung innerhalb einer Woche. Ebenso wie diese Kleinigkeiten«, sagte der Fremde und reichte Mancini mit einem gezierten Schwenk seines teuren Ärmels eine auf Pergament geschriebene Liste.
    »Eine Woche?« schrie Mancini. »Für Drachen brauche ich einen Malpin-Empathie-Motor … Mindestens einen der sechsten Klasse. Und wenn Ihr ihn in 3-D haben möchtet, ein passendes Paar psychoterrine Kristalle.«
    »Nun, wenn Ihr das hier nicht wollt …«, sagte der Fremde und stieß gegen den Beutel.
    »Oh! Nein! Ich meine, ja. Ja, ich möchte es!« flehte der verarmte KUT.
    »Eine Woche?«
    »Zehn Tage. Ich muß mich dafür nach Wollwott begeben.«
    Der Fremde griff nach dem Beutel und machte Anstalten zu gehen.
    »Also gut, einverstanden, eine Woche!« schrie Mancini, dem das Gold zu entgleiten drohte.
    »Wohl gehandelt!« sagte der Thaumaturgiephysiker und warf den großen Beutel voll klimpernder gelber Münzen mit einer graziösen Bewegung seines Stockes in die Luft.
    Während Mancini ihn aus seiner bogenförmigen Parabel auffing und gebannt das Gold anstarrte, öffnete der Fremde Schloß und Riegel der Tür und verschwand.
    »Wir sehen uns in einer Woche in Losa Llamas«, rief er über die Schulter zurück, als er die Treppe hinabhuschte. »Draußen steht eine Kutsche. Verfügt darüber. Ach, und auf der Rückseite der Karte findet Ihr einen Lageplan. Prägt ihn Euch ins Gedächtnis ein. Er wird sich in fünfzehn Sekunden selbst vernichten.«
    Mancini

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