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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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in einem Sack nach Hause tragen.
    Man hätte völlig hirnverbrannt, hoffnungslos optimistisch oder unverhohlen pervers sein müssen, um zu erwägen, der Kaiserin zu widersprechen. Leider verfügte Wampert, der 533. Tierimage-Berater am Kaiserhof, über alle drei Eigenschaften zugleich – eine Folge seines Lebens am Modekolleg.
    »Nein, nein, nein!« schrie Kaiserin Tau, schlug mit der Faust auf die Armlehne des Obsidianthrons und löste bei den beiden hockenden Gestalten – General Zakkik und Admiral Trillefitz – ein heftiges Atemholen aus.
    »Aber, aber, Eure Wahrhaftige Exzellenz, er sieht doch gar so niedlich aus«, verteidigte sich Wampert, während er das riesige rosafarbene Band an dem winzigen Hund zurechtrückte. »Außerdem er ist völlig palastrein.« Er fummelte am Spitzenkragen des Hundes herum. Dann zupfte er an seinem eigenen Kragen.
    »Ich will nichts Niedliches«, nörgelte die Kaiserin mit quietschendem Gebiß, weil die Karamelbonbons an ihren Backenzähnen klebten.
    »Ach, Eure Vortreffliche Tyrannität, niedlich ist doch zur Zeit große Mode. Seht ihn Euch an!« Der Image-Berater des Kaiserhofes klatschte geziert in die blassen Hände. Er strahlte, als der Terrier auf die Hinterläufe sprang und eine anmutige Pirouette auf den Krallenspitzen drehte. Die einzigen Laute in dem riesigen Saal waren das Trippeln von Krallen auf poliertem Marmor, das helle Klingeln der Glöckchen an den Terrierknöcheln und das Knirschen von Taus Zähnen.
    General Zakkik scharrte unbehaglich in seiner feierlichen Bambusrüstung, denn die Sehnen am Handrücken der Kaiserin knarrten vor Anspannung, als sie versuchte, die Armlehne des Throns abzureißen. »Ich möchte etwas Bösartiges und Widerwärtiges! Ich möchte Reißzähne und Krallen! Ich möchte dreihundert Pfund zornige Muskulatur, die von einem Alligatoren-Schultergeschirr und roher Gewalt im Zaum gehalten werden!« kreischte Kaiserin Tau, und ihre Augen blitzten in aufbrausender modebewußter Wut rot auf.
    Wampert rückte seinen nasenfarbenen Zwicker zurecht und tupfte sich mit einem kleinen seidenen Rechteck den Mund ab. »Aber Alligatoren sind doch so entsetzlich plump, Eure Drakonität. Bösartig und widerwärtig ist passe. Terrier sind bei den niedrigen Angehörigen des Hofes überaus beliebt …«
    Admiral Trillefitz zog den Kopf ein.
    »Und eben deswegen will ich keinen in meinem Palast haben, es sei denn, aus ihm werden kaiserliche Pantoffeln gemacht. Diese dressierten Nager erhöhen den kaiserlichen Status weniger als Mundgeruch. Nehmt ihn weg!« schnaubte Tau und spielte am Griff ihres Lieblingskatana herum.
    »Wie Ihr wünscht«, sagte Wampert. »Aber Terrier sind wirklich der Renner der Saison.« Er fummelte am Rand seines gelben Baretts herum und gab dem Hund mit einer schlaffen Bewegung ein Zeichen. Mit klingenden Glöckchen sprang der Terrier auf die Vorderpfoten und trabte, den Kopf nach unten, auf die wutschnaubende Kaiserin zu.
    »Weg damit, habe ich gesagt!« brüllte Tau, wobei sich die achtzöllige Veranda ihrer gestärkten Augenbrauen zu einem V unbändigen Zorns furchte.
    Wamperts Augen funkelten vor Entsetzen, als sie aus dem Obsidianthron hochschnellte, auf die Beine sprang und mit einem tödlichen Fußschlenker sowie einem Blitz aus glitzerndem Metall und Bambus um die eigene Achse wirbelte. Mit einem wilden Schrei schlug sie einen Purzelbaum über den kurzbeinigen, mit Teeutensilien gedeckten Tisch und ließ die gebogene Katanaklinge mit einer geschmeidigen Bewegung auf den dressierten Köter hinabsausen. Ein überraschtes Bellen ertönte, dann schwebten ein paar weiße Fellsträhnen sanft auf den polierten Marmorboden hinab. Dann herrschte tödliche Stille.
    Die Hände des Image-Beraters am Kaiserhof steckten bis zu den Gelenken in seinem Mund, denn er versuchte verzweifelt, die hysterischen Schreie zu unterdrücken, die heftigst in der Kehle aufstiegen und ins Freie drängten.
    Langsam erhob sich die Kaiserin, hinter ihrem feierlichen Schnurrbart bedrohlich knurrend, und näherte sich Wampert. Ihre Bambusrüstung knirschte boshaft, und das kaiserliche Katana war, ohne zu schwanken, auf die Kehle des Beraters gerichtet. An der Klingenspitze baumelte ein kleines Büschel weißen Fells, geschmückt mit einem breiten rosafarbenen Band. »Wenn ich weg damit sage«, knurrte Tau in einem mißmutigen Flüsterton, der aus fünf Meilen Entfernung Stickstoff hätte gefrieren lassen, »meine ich damit nicht, daß er noch einen Trick zum Besten

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