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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Kunst-Umwelt – jene Fähigkeit, den Geist und die äußere Erscheinungsform jedes einzelnen Organismus thaumisch zu konservieren, und zwar innerhalb weniger Tage nach seinem Dahinscheiden.
    Für Hagen Böck war dies die Verwirklichung all seiner Träume gewesen. Tote Dinge erforderten nicht halb so viel Pergamentkram – und sie waren entschieden besser zu lagern. Auch wenn es vielleicht nicht umweltfreundlich war … Aber die Gewinnspannen, Mann!
    Böck war inzwischen der unumstrittene König der Kunst-Umwelt. Er hatte fünfzehntausend Kreaturpatente im Sack und hielt ständig nach neuen Ausschau. Hier ein kleiner Kniff bezüglich der Farbe einer Echse, einen Elefantenrüssel da ein wenig frisiert, und schon hatte man einen Tapir. Es konnte nur noch eine Sache weniger Monate sein, dann hatte Böck den Aal neu erfunden.
    »Wie ich sehe, bewundert Ihr unsere neuen Kreationen«, sagte ein teuer khakigekleideter Mann, der auf die von Ehrfurcht ergriffenen Gestalten Cheiro Mancinis und Knapps zuschlenderte, die die Reihen der Todesechsen begafften. »Ihr könnt sie in jeder Farbe haben, solange es nur schwarz ist«, sagte er lächelnd. »Sehr umgänglich, ideal für Kinderparties, Karneval und so weiter. Auf Wunsch mit Brüll- oder Brumm-o-matic-Stimme und wirklichkeitsgetreuer Flugsimulation. Zur Zeit im Sonderangebot …«
    »Es sind PETs?« platzte Mancini fassungslos heraus, als eins der Viecher brüllte. Knapp versteckte sich wimmernd hinter seinem Umhang.
    »Aber ja! Sie erfreuen sich wachsender Beliebtheit«, antwortete Hagen Böck, der in die prüfende Betrachtung seiner Reitgerte versunken war. »Ein echtes Schnäppchen für lumpige dreitausend Kröten.«
    »Aber sie sind so …«
    »Realistisch? Ja, nicht wahr?« Böck legte Mancini kameradschaftlich den Arm um die Schulter. »Ich gebe es zwar nur ungern zu, aber ich habe selbst Schiß vor ihnen. Es ist ganz anders als damals in der Anfangsphase, nicht wahr? Wie ich einige der ersten Versionen überhaupt ungestraft verkaufen konnte, ist mir bis heute noch nicht ganz klar.«
    Mancini grinste. »Wie zum Beispiel die Königspinguine?«
    »Genau! Die Felspinguine waren die schlimmsten. Immer wieder sind ganze Reihen von ihnen durch die Spalten im Treibeis geplumpst. Und die Farbanpassung war grauenvoll! Die billigen Grünzeugventile sind wirklich unmöglich.«
    Knapp quietschte erneut vor Schreck, als eine Todesechse sich vorbeugte, ihn direkt anstarrte und durch ein winziges Gitter in ihrem Bodensockel brüllte.
    »Ist schon gut, mein Freund, sie beißen nicht. Seht!« Böck streckte die Hand aus und schwenkte sie mitten durch das schuppige Geschöpf. Die Todesechse flackerte, schüttelte den Kopf und riß sich zusammen. »Eines Tages haben sie auch Masse. Größere psychoterrine Kristalle und zwei geringfügig verstellte Empathiefelder, und schon funktioniert’s. Es muß einfach gehen! Wie der Markt es verlangt. Man braucht sich nur die Masse nutzbar machen, dann können sie wirklich brüllen. Es hat etwas mit der Luft und festen Vokalakkorden zu tun. Technisch gesehen …«
    »Spucken sie auch Feuer?« erkundigte sich Mancini, den Blick gebannt auf die Geschöpfe gerichtet war und dessen Kinn sich beim Sprechen kaum bewegte.
    »O nein, mein Herr, kein echtes Feuer. Ich fürchte, im Bereich der empathischen Transmission ist der Einsatz entflammbarer Stoffe streng verboten«, antwortete Böck. Er klang leicht enttäuscht. »Für einen Aufpreis von zweihundertsechsundachtzig Kröten liefern wir jedoch einen Hilfsgenerator für empathische Scheinflammen. Bei freiem Einbau, solange der gegenwärtige Vorrat reicht.«
    »Ich nehme sechs. – Gibt es bei Barzahlung Rabatt?« fragte Mancini und lächelte Böck an. Mit gerötetem Gesicht zog er eine lange Einkaufsliste aus der Tasche und schwenkte einen kleinen Samtbeutel hin und her.
    »Kommt bitte mit in mein Büro, Herr«, säuselte Böck, dem fast die Augen übergingen, als sich die Liste vor ihm entfaltete. »Wir können Euch bestimmt entgegenkommen.«
    Während Knapp ihnen durch die geräuschvolle künstliche Menagerie folgte und einen pergamentenen Hochglanzprospekt aus einem Regal nahm, um ihn in seinem Sack zu verstauen, hüpfte Mancinis Herz vor Freude. Ein Besuch bei Böcks Pelz- und Federviehmarkt – und endlich konnte er sich einmal mehr leisten als nur einen Sack Nieten für seine wachsende Froschsammlung.
     
    »Tut mir leid, Herr, Vorschrift ist Vorschrift«, sagte der murrhanische Polizeibeamte und

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