Firkin 04 - Hundstage

dem Barhocker hob und in die Luft hielt.
    »Dafür bezahlst du!« brüllte Magnus. »Dafür bezahlst du!« schrillte er, und seine Muskeln blähten sich wütend auf.
    Rutger riß in verzweifeltem Entsetzen die Geldkatze hervor, und sein Gesicht wurde rot. »Nehmt sie!« krächzte er unhörbar und schwenkte kopflos die scheppernde Börse. »Bitte, nehmt ruhig alles!« schrie er, als Magnus’ Faust ihn in einem heftigen Rundschlag herumwirbelte. Bierfontänen explodierten aufeinanderfolgend von der Theke, als er gegen das fleckige Holz krachte, abprallte und abrutschte. Kurz darauf brach in allen Ecken das Chaos aus. Wut- und Protestschreie überlagerten das monotone Grölen der Fuhrleute. Barhocker flogen zurück, als die Trunkenbolde aufsprangen, sich das Bier aus dem Gesicht wischten und in klassischer Kneipenschlägermanier die Ärmel aufkrempelten.
    »Packt den Zwerg!« schrillte Magnus, der auf Rache aus war, und stürzte sich Hals über Kopf in das Getümmel aus Leibern und Barhockern. Eine von unbekannter Hand geworfene Flasche zischte über das Gewimmel hinweg und zerschellte an der Wand. Rutger schoß ans Ende der Theke und stürzte sich in einen erschreckend stygischen Abgrund aus um sich tretenden Beinen und bierfleckigem Sägemehl. Einen kurzen Augenblick lang fragte er sich, ob es nicht besser gewesen wäre, sich von den beiden wild galoppierenden Rössern tottreten zu lassen, statt des gleichen Schicksals in einem Säufertumult teilhaftig zu werden. Über ihm öffnete sich ein grimmiger Schein von Düsternis, umrandet von einem grinsenden Ring aus Fuhrmannsgesichtern.
    Rutger schrie auf, fegte instinktiv durch eine Lücke zwischen all dem Gebein, floh hastig hinter die Theke, packte einen Ring im Boden und zog daran. Er klappte eine Falltür auf und fiel über die Leiter in den Keller, wütend verfolgt von einer strömenden Meute rachedurstiger Fuhrleute.
    Magnus traf trotz seiner Wampe rennend am Boden auf, suchte nach Bewegungen, seine Augen peilten in der Rage eines geplanten Zwergizids. Sekunden später folgte ihm das Rumpeln von Schritten, und die restlichen Fuhrleute polterten zu ihm hinunter. Rutger bibberte hinter einem Fässerstapel. Er war gefangen, es gab keinen Ausweg. »Da ist er!« schrillte Magnus, als er die Spur seiner feuchten, hinter den Fässern verschwindenden Fußabdrücke bemerkte. »Ich hab ihn!« Leere Fässer wurden über den Boden gewirbelt, als er wild an dem Stapel riß und zerrte. Er enthüllte Rutger, er bibberte, hatte die Arme um die Knie gewickelt …
    Dann verschwand er mit einem Zischen und Ploppen.
    Im Keller kam es daraufhin zu einer sehr kurzen Periode gelähmten Schweigens, dem eine wütende Kakophonie frustrierten Faßzertöpperns folgte, denn die Fuhrleute ließen ihre mörderische Wut an einem Haufen unschuldiger Fässer aus.
     
    »Kaiserliche Hoheit«, begann General Zakkik, als er in makelloser Zurschaustellung der persönlichen Erniedrigung (2. Position) auf Kaiserin Tau zukroch. »O Licht des Ostens, o anbetungswürdige Erhellerin alles uns Umgebenden, o Hüterin der …«
    »Ihr habt nichts gefunden!« fauchte Tau. »Ihr habt mein ganzes Königreich gefilzt und nichts gefunden!«
    Zakkik schluckte schwer, wimmerte innerlich und fuhr dann fort: »Bei allem Euch gebührenden Respekt, ähm, im Gegenteil. Ich habe dies hier gefunden.« Er verbeugte sich noch tiefer und rechnete damit, das tödliche Surren des entscheideten Katana zu hören, als er die winzige Menge schwarzweißen Fells ausstreckte.
    »Das nennt Ihr Erfolg? Ich sende Euch aus, um den Dieb zu finden und ihn zu mir zu bringen, damit er mein Katana kennenlernt! Und was bringt Ihr mir? Ein paar Schwanzhaare!«
    »Es ist das einzige Zeichen in der Gesamtheit Eurer Tyrannei. Er ist aus dem Reich entflohen, aber die Suche geht weiter. Ich habe Kommandos in Bewegung gesetzt, die an allen Punkten des Kompasses das Reich verlassen. Wir werden ihn finden!«
    »Fertig?« knurrte Tau. Zakkik nickte nervös.
    »Geht nach Westen.«
    »Hoheit?«
    Tau grinste herrisch und warf dem General einen Pergamentkatalog hin. »Er hat in seinem Eifer, mich von seinen ehrlichen Absichten zu überzeugen, einen Fehler gemacht. Welch anmaßende Narretei.«
    Zakkik glotzte verständnislos.
    »Hagen Böcks Pelz- und Federviehmarkt, Ausstopfergasse, Wollwott«, höhnte sie und zitierte spöttisch, was auf der letzten Umschlagseite stand. »Meine Kartographen sagen, daß Wollwott gleich hinter dem Talpa-Gebirge liegt. Im