Firkin 04 - Hundstage
auch.
»Untertanen der Ewigen Knute!« schrillte sie über das Gesichtermeer hinweg. »Die Zeit ist gekommen, die Wahl zu treffen!« Sie schwenkte die blitzende Klinge vor den Gesichtern der drei verschreckten Gestalten. »Wer soll es sein?«
Die Menge schrie ihr mit trommelfellzerreißender Lautstärke zwei Namen zu, wobei sich jeder einzelne bemühte, ihr den größten Lügenbold des Jahres zu nennen. Würde es Weyghel, der Ex-Minister für Besonnene Buchhaltung sein, der nicht nur versucht hatte, das Reich Murrha zu betrügen, sondern auch den gesamten Katana-Club der Frauen unter sechzehn? Oder mußte der Nachrichtenbullen-Zar Augsteyn dran glauben, dessen Schundblätter eine diffamierende Artikelserie veröffentlicht hatte, laut der Kaiserin Tau ein Mann war? Das Volk würde entscheiden, wie immer. Chöre für Weyghel krachten in wirbelnden Blasen ansteigenden Lärms gegen Gegenchöre für Augsteyn; wogende Fluten des Widerspruchs krachten auf die strömende Nipptiden der Verweigerung …
»Falsch!« schrie die Kaiserin, die bis zu den Knien in knurrender Verdammnis stand. »Falls irgend jemand in der Gesamtheit des murrhanischen Reiches in den reinigenden Feuern Sahmbal Ukleks baden muß, um sich vom Schmutz meineidiger Lügen zu säubern, dann ist es diese wertlose Kreatur!« Sie packte Wampert am Hals und hielt seinen zappelnden Leib auf Armeslänge von sich entfernt vor die schäumende Masse. »Was sagt ihr dazu, brave Untertanen?«
»Schuldig! Schuldig! Schuldig!« krakeelte die Menge. Alle hatten von seiner wüsten verlogenen Behauptung gehört, er besäße das berüchtigte Gu-Tschi-Barett. Wie konnte ein überführter Verbrecher etwas so Geschmackvolles besitzen? Es mußte eine Lüge sein. »Schuldig! Schuldig!« Weyghel brach von Erleichterung übermannt zusammen. Wampert wollte aufschreien, aber Taus eiserner Griff um seinen Hals wurde noch fester und schnitt ihm die Luft ab. Sie fegte wie der Blitz zum Gerüst hinauf und schleifte Wamperts erschlaffende Gestalt hinter sich her. Die Menge eruptierte vor Erregung, als Tau über den Aufbau balancierte und das Opfer über den Topf hielt.
»Diesmal bedauere ich nur«, rief sie, wobei sich ihr Bizeps unter der Rüstung aufblies, »daß ich einen Ersatz für ihn finden muß … Langweilige Bewerbungsgespräche! Lebt wohl, Wampert!«
Sie löste ihren Griff, und ihr 533. Imageberater schlug wild um sich und fiel in die Reinigungslotion Sahmbal Ukleks. Ein schriller Schrei wurde laut, ein Gurgeln, und nach drei Blasen sank Wampert unter die rote Oberfläche der heiligen Pfeffersoße und ward nie wieder gesehen.
»Hoffnungsvolle Bewerber finden sich morgen neun Uhr im Palast ein«, rief die Kaiserin, wischte sich die Hände ab und eilte, von dem wimmelnden scheckigen Verdammnisteppich umgeben, zu ihrer Sänfte zurück.
Als die Menge wieder zu den Buden der Straßenhändler zurückströmte und das kaiserliche Opferungsgefolge den Platz der Hundert Jahre Alten Eier verließ, formte sich in Mancinis Geist eine Idee.
» …und dies?« fragte Kaiserin Tau am nächsten Tag kurz nach neun und hob ein Gewand aus pinkfarbenem Raffiabastpanzer aus ihrer Garderobe.
»Gewiß, Hoheit«, katzbuckelte Mancini. »Und für etwas weniger offizielle Anlässe würde ich eine Herde dressierter Büffel vorschlagen … vielleicht auch einen Schwarm purpurner formationsfliegender Kolibris, die Eure kaiserlichen Brauen umkreisen.« Er schnippte mit den Fingern, und Knapp zückte die neueste Ausgabe von Hagen Böcks PET-Katalog. Mancini schwenkte ihn vor der kaiserlichen Nase herum.
»Was würdet Ihr dafür vorschlagen?« sagte sie und hob inquisitorisch eine gestärkte Augenbraue, als sie einen Tarnenthüllungsanzug herauszog, verziert mit Bronzepfeilspitzen-Ohrringen, Lanzenspitzenreversbrosche und einer Halskette, auf der sich reine Flußperlen und Miniaturjadekatanas miteinander ablösten.
»Oh, Eure Höchste Hoheit, Kleidung von solch herrlicher dekorativer Funktionalität erfordert eine sorgfältige Auswahl passender Tiere …«, säuselte Mancini, der spürte, daß das Bewerbungsgespräch ausgezeichnet verlief.
»Kriegt Ihr es hin?«
»Gewiß. Es gibt an sich zwei Wege, die man gehen kann. Bei im Freien stattfindenden, überwiegend tyrannischen Anlässen würde eine seltene mehrfarbige ammorettische Todesechse mit vergoldeter Wirbelsäule und Jadehalsband das Gefühl untertriebener Streitlust perfekt steigern …«
»Und der andere?« knurrte Tau, die den
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