Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman

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gyromantischen Resultaten Schlußfolgerungen zu ziehen, um die genaue Todesursache seines letzten Falls zu klären. Bevor er weiterdenken konnte, wurde die Tür zu seinem Labor aufgetreten, und eine schwarzgekleidete Gestalt platzte herein. Fast ohne den Boden zu berühren, fegte Kommandant ›Rabe‹ Achonite zu der Steinplatte in der Mitte des Labors hinüber und fluchte.
    »Pssst!« flehte Ranzig, der sich den Kopf hielt und sich vor Schmerzen auf dem Boden krümmte. »Bitte nicht so laut.«
    Achonites Fäuste krachten auf die Marmorplatte, dann drehte er sich um und packte Ranzig mit der Ausgelassenheit einer wollüstigen Gottesanbeterin an der Kehle. In diesem Augenblick erreichte auch Hauptmann Barak die Tür und rang nach Luft. Mit blutunterlaufenen Augen blinzelte der halb bewußtlose Leichenbeschauer auf den zähneknirschenden Kommandanten. »Ach sooo … Sie wollen den Bericht abholen, richtig?« keuchte er trotz belegter Zunge und Achonites Würgegriff. »Nach ausführlicher Untersuchung bin ich zu dem Schluß gekommen, daß die Todesursache …«
    »Was hast du mit der Leiche angestellt?« brüllte Achonite, der in einem beunruhigenden Tempo den Schmelz seinen hinteren Backenzähnen abwetzte.
    »Nun, zuerst habe ich … habe ich Lepomantie angewandt, dann Haruspizium …«
    »Wo ist sie?« fluchte Achonite, zog Ranzig herum und zeigte auf die blanke Marmorplatte. »Wo ist die Leiche?«
    Barak spähte besorgt in einen Schrank. Ranzig versuchte, mit den Achseln zu zucken, sah sich im Raum um und schwor sich auf der Stelle, nie wieder adaptierte Gyromantie auszuprobieren.
    Es schienen einige Dinge passiert zu sein, von denen er keine Ahnung hatte. Normalerweise war es nie so schlimm. Bei vorherigen Anlässen war es zwar hin und wieder vorgekommen, daß er interessante Ansammlungen von Gestrüpp neben sich vorfand oder sogar orange-weiße Verkehrsleitkegel vom Transtalpino-Handelsweg, die willkürlich überall im Labor aufgestellt worden waren und deren Herkunft er sich absolut nicht hatte erklären können, doch war ihm noch nie zuvor eine Leiche abhanden gekommen.
    Achonite schwirrten noch immer die Horrorbilder durch den Kopf, wie Schlacke Schmidt eine riesige Eisenturbine aus dem flammenden Inferno der Schmiede geschleift hatte, und er versuchte, die dabei aufkommende Übelkeit zu unterdrücken. »Du hast kein Recht, den einzigen Zeugen ohne meine Erlaubnis freizulassen!«
    »Fff … freizulassen …?« prustete Ranzig, der zum ersten Mal wieder festen Boden unter den Füßen spürte. »A … aber sein gesundheitlicher Zustand war nicht gerade der allerbeste …«
    »Dann erzähl ihm das selbst! Er hat nämlich seine Arbeit wiederaufgenommen. Außerdem hast du seinen Kopf ganz schön derbe zugerichtet!«
    Barak drehte sich der Magen um.
    »Er arbeitet wieder …?« Ranzig starrte auf die Steinplatte. »Also, dann sagen Sie ihm, daß er nicht so schwere Gegenstände heben soll, bis diese schlimme Stichwunde zwischen den Rippen verheilt ist … Aber was rede ich da überhaupt? Soll das Ganze ein Witz sein, Kommandant?«
    »Seh ich so aus, als würde ich Witze erzählen?« zischte Achonite. »Welche Stichwunde?« Der Kommandant ließ den Leichenbeschauer fallen und rannte wütend im Labor auf und ab. Thor Ranzig guckte auf Achonites geballte Fäuste, schüttelte den Kopf und sammelte sich. Plötzlich wurde ihm bewußt, daß alles in Ordnung war. Es war sogar bestens. Er steckte lediglich mitten in einer äußerst realistischen, aber nichtsdestoweniger nur eingebildeten adaptierten Gyromantiesitzung … kurz: Er war immer noch stockbesoffen. Er mußte sich nur entspannen und einfach treiben lassen. Sobald ich später richtig aufwache, wird sich das schon von selbst aufklären, beruhigte er sich.
    »Eine Stichwunde, ja«, murmelte er und nahm den Gesichtsausdruck eines ernsthaften Leichenbeschauers an. »Sehr ungewöhnliche Form. Kann eigentlich unmöglich nur durch eine einzige Klinge verursacht worden sein.« Er nahm sich eine Feder und ein Pergamentblatt vom Schreibtisch und zeichnete einen Punkt, eine äußerst schmale, senkrecht stehende Ellipse und einen weiteren Punkt. »So einen Querschnitt wie diesen habe ich noch nie zuvor gesehen.« Barak und Achonite sahen sich die Skizze an und schnappten beide heftig nach Luft, als sie plötzlich das Teilstück eines AS-Dolchs erkannten.
    »Und das war zwischen seinen Rippen?« fragte Achonite, der die tödliche Wirkung von AS-Dolchen kannte.
    Ranzig nickte