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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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nicht begeistert sein wird, wenn er herausfindet, wie lax hier unten die sogenannten Sicherheitsbestimmungen gehandhabt werden!« empörte sich J’hadd, schnellte herum und starrte Scheitel an, der mittlerweile mit hochrotem Kopf verlegen an den Fingernägeln kaute. »Eure Aufgeklärtheit, hier ist grob fahrlässig gehandelt worden, und ich werde mich darum kümmern, daß alles sofort wieder in Ordnung gebracht wird. Schließlich kann ich sehen, wie sehr Sie das mitnimmt, Herr Hauptkommissar.«
    Scheitel gelang es nur unter Mühen zu nicken und gleichzeitig zu beten, daß J’hadd sofort damit aufhören möge. Er konnte nicht garantieren, wie lange er dem schier unerträglichen Druck im Brustkorb noch standhalten und dem Drang widerstehen konnte, sich auf den Boden zu werfen, mit den Beinen in der Luft zu zappeln und völlig aufgelöst loszubrüllen.
    Mit einer feierlichen Geste legte Seelenwachtmeister J’hadd die rechte Hand aufs Herz, blickte inbrünstig auf Hauptkommissar Scheitel und verkündete: »Und so fürchtet Euch nicht, Eure Aufgeklärtheit. Das Vertrauen, das Ihr in Euren ergebenen Diener gesetzt habt, wird nicht vergeblich sein. Ich gelobe Euch, mein Verbrechen zu sühnen und diesen Drucker wieder zu ergreifen, um Euch auf alle Ewigkeit als rechte Hand des GURU zu dienen! Lebet wohl, und wenn für immer, ja dann lebet für immer wohl!« Mit wehendem Malerkittel war J’hadd verschwunden.
    Und das war keinen Augenblick zu früh. Scheitel explodierte vor Lachen und brach völlig hilflos zusammen.
    Etwa eine halbe Stunde später, die Rippen taten ihm immer noch erbarmungslos weh, kam er wieder auf die Beine, klopfte Schwinger auf die Schulter und forderte ihn auf, weiterhin so gute Arbeit zu verrichten. Dann schwankte er nach draußen, taumelte, von gelegentlichen Lachanfällen geschüttelt, die Gänge entlang und sann über die Tatsache nach, daß die Wege des Herrn wirklich unerforschlich sind.
     
    Wie es heißt, sieht ein Mensch in einer extremen Gefahrensituation noch einmal die wichtigsten Ereignisse seines Lebens in willkürlicher Reihenfolge an sich vorbeiziehen. Etwas in dieser Art geschah gerade mit Pfarrer Götz von Öl, als er sich einsam und allein in einer kleinen Gasse des Innenstadttumors in einer Ecke zusammenkauerte. Nur stammten die Bilder, von denen sein Verstand bombardiert wurde, nicht aus seinem vergangenen Leben, sondern aus seinem erst kürzlich erlittenen Tod.
    Pakte … Ratten … Krallen … aufbrechende Fußböden … wie die zahllosen Flocken eines Schneesturms wirbelten in seinem Kopf Momentaufnahmen aus der jüngsten Vergangenheit herum. Endlose Verhöre über den Rattentrick … Handarbeitsstunden … aufgeschnappte Gesprächsfetzen teuflischer Unterhaltungen … ein versteckter Drucker … von Narben gezeichnete Schädeldecken … glühende Haarnetze. All das war anscheinend vielzuviel, um es begreifen zu können. Ein undurchdringlicher Schwall blanken Unsinns.
    Doch während er sich in seine Gedankenwelt zurückzog, begannen einzelne Stränge der Logik an dem Knäuel aus Unbegreiflichem zu zerren. Und ganz allmählich förderte Götz aus den schwammigen Gedanken, verborgen hinter einem alptraumhaften Schleier aus abstrakten zerebralen Darstellungen, erste Fakten zutage. Er erinnerte sich an den Tag in der Kappelle von Sankt Nimmerlein, als er zum ersten Mal all seinen Mut zusammengenommen hatte, um zu telepenetrieren; wie er von Flagit unaufhörlich bedrängt worden war, ihm sein Geheimnis zu verraten, und auch an dessen klägliche Versuche, ihm bei der mentalen Kontrolle von Säugetieren nachzueifern. Und mit einem Mal wurde ihm klar, daß Flagits Interesse an ihm im selben Augenblick geschwunden war, als dieser die Telepenetranz selbst in den Griff bekommen hatte; kurz gesagt: Als Flagit ihn nicht mehr brauchte, war er überflüssig. Was für ein tristes Dasein!
    Plötzlich purzelte ein ganzer Haufen einzelner Mosaiksteine aus seinem Unterbewußtsein, die sich wie bei einem halsbrecherischen Puzzlekunststück zu einem Gesamtbild formten, so daß die ganze Wahrheit vor ihm ausgebreitet lag.
    Mit mürrischem Blick schnappte sich Götz die Überreste seines Scheitelkäppchens und setzte es sich behutsam auf den Kopf. Dann schloß er die Augen, versuchte sich an alles, was ihm zur Telepenetranz einfiel, zu erinnern und begann durch dreihundert Meter dicke Gesteinsschichten geistige Ranken zu treiben. Die angriffslustigen Bienen seiner suggestiven Phantasie waren nun frei,

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