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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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wenigstens eine einzige Seele zu retten.«
    Phaust prustete vor Lachen, woraufhin ihm der Geiger heftig in die Rippen trat. »Vielleicht solltest du dich lieber um deine eigene Seele kümmern, Freund!«
    Plötzlich schnellte eine Peitsche aus der Luft, wickelte sich um den linken Fuß des Geigers und spannte sich. Der Musiker verlor den Halt und schlitterte auf dem Hosenboden durch die Gasse auf drei schwarzgeschuppte Kreaturen zu, die sich mit klappernden Pferdefüßen entschlossen näherten.
    »Die Malebranche!« schrie der Maler, der sich das Portrait schnappte und in eine schmale Seitengasse lief. »Versteck dich!«
    Starr vor Angst blickte Götz dem Geiger hinterher, der von den drei riesigen Teufeln mit der Peitsche herangezogen und mit dem Kopf nach unten durchgeschüttelt wurde, um ihn nach einem Totenschein zu durchsuchen. Der Pfarrer war entsetzt, wie sehr diese widerlichen Gestalten es genossen, den Mann zu quälen, und daß man an dem schallenden Gelächter und den dämonisch verzerrten Fratzen ablesen konnte, welch teuflisches Vergnügen sie daran hatten; als wäre das Ganze für sie nichts als ein Spiel.
    Ohne Vorwarnung huschte eine Hand aus der Seitengasse hervor, packte Götz am Kragen und zog ihn ins Dunkel. »Komm schon!« fauchte die Stimme des Malers. »Folg mir!«
    Götz benötigte keine zweite Aufforderung. Im Nu hatte er die Soutane hochgezogen und die Beine in die Hand genommen. Die nackte Angst traf ihn mit voller Wucht an den Grundfesten seines Bekennergeistes und verlieh ihm auf der Flucht vor der randalierenden Horde der Malebranche regelrecht Flügel. Panik zerrte heftig an den Strängen gerechtfertigter Empörung, die sich in seinem hitzigen Kopf breitmachte, und der ausgestreckte Zeigefinger grenzenloser Entrüstung drohte seiner zerrissenen Seele, die noch immer ihm gehörte und die von ihm wissen wollte: Wer bist du? Was bist du? Mensch oder Maus? Pfarrer oder Nagetier?
    In dem Augenblick, als der erbärmlich um Hilfe rufende Geiger über ihn hinwegflog, den Maler mitriß und gegen eine Wand klatschte, zog etwas tief in seinem Innern einen metaphorischen Fehdehandschuh aus dem Ärmel, näherte sich dem zögerlichen, ängstlichen und verweichlichten Teil seines Charakters und schlug diesem vergnügt auf die Wangen.
    Götz ertappte sich dabei, wie er unwillkürlich die Ärmel seiner Soutane aufkrempelte, die Fäuste ballte und der Wirkung halber sogar mit den Zähnen knirschte.
    Gleichgültig, wie groß sie waren, gelobte er sich insgeheim, egal, wie laut sie schrien und herumtrampelten und sich beschwerten und schlechte Laune hatten, er wollte sie den Palast unter keinen Umständen bauen lassen. O nein! Irgendwie würde er sie daran hindern.
    Schließlich war er schon vor seinem unfreiwilligen Aufenthalt in Helian ohne eine Gemeinde, bar jeder Hoffnung am Ende eines vergeudeten Lebens gewesen und hatte sich nur noch mit Ratten unterhalten. Schlimmer konnte es wahrhaftig nicht mehr kommen. Oder etwa doch?
    Eine gewaltige Feuerwand explodierte am Horizont, und ohne jede Vorwarnung begann es plötzlich zu blitzen. Augenblicklich waren die Straßen hell erleuchtet, und wieder einmal flammte es in Strömen.
    Er duckte sich außer Sichtweite und wartete das Feuerwerk ab.
    Und während er beobachtete, wie rote Feuerschwaden auf den Boden prasselten und ihn zum Glühen brachten, bemerkte er, daß in seiner Soutanentasche etwas äußerst Merkwürdiges geschah. Eine unheimliche Wärme breitete sich auf seinem Körper aus und strömte durch den Stoff hindurch, als ob sich ein kleines Nagetier in die Tasche hineingeschlichen hätte, um dort sein Geschäft zu verrichten und gleich darauf mit doppelter Geschwindigkeit wieder zu verschwinden. Seltsamerweise glühte es.
    Aufgeregt griff er in die Tasche. Mit den Fingern berührte er heißes Metall. Er zog es rasch ins Freie und ließ es fallen. Vor Verblüffung bekam er keinen Ton heraus, als er auf die gewebten Litzen der Goldborte zu seinen Füßen blickte, die ihm im Glühen des Flammensturms munter leuchtend zuzuzwinkern schien.
     
    Tief im Innern von Flagits vor Angst bebendem Herzen rottete sich eine Horde nagender Zweifel zusammen, die wie Marktweiber mit grimmiger Freude wild durcheinander schwatzten und aufgeregt mit dem Zeigefinger drohten. Götz war nach draußen in die Unterwelt verschwunden und konnte mittlerweile überall sein; aber das war nach seinem Dafürhalten nicht wichtig.
    »Das ist doch nicht wichtig!« beharrte er auch

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