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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Steinerollern Auge in Auge gegenüber.
    »Zurück da!« schrie Frau Grün.
    Die Arbeiter blickten erschrocken auf. »Ähm …? Was ist denn …?«
    Frau Grün ging entschlossen voran und durchbohrte die Arbeiter mit Blicken wie Krummdolche. »Nehmt sofort eure dreckigen Hände von diesem Fels!« brüllte sie mit markerschütternder Stimme. Hinter ihr stellte sich gekonnt eine ganze Reihe Mitstreiter mit umweltfreundlichen Wasserpistolen auf, deren Sicherheitsventile bereits geöffnet waren. »Im Namen der Befreiungsfront von Flora und Fauna erkläre ich dieses Gebiet für besetzt. Also verzieht euch!« Hätte sie eine Fahne dabeigehabt, wäre sie längst in eine der schmalen Spalten gesteckt worden. Statt dessen schlug sie demonstrativ mit der Hand auf den Felsblock. Es ertönte ein dumpf spritzendes Geräusch, als eine fast dreihundert Jahre alte Kolonie Rotschleimpilze über die Granitoberfläche geschmiert wurde. Frau Grün zuckte entsetzt zusammen und wischte sich die Hand heimlich am Jackensaum ab.
    Begleitet von begeisterten Hochrufen der Wasserpistoleros donnerte ein Wagen heran und kam mit einer kreischenden Handbremsendrehung zum Stehen. Umgehend wurde eine Ladeplanke heruntergelassen, und im Nu war der Felsblock von Frau Grüns Truppen umstellt, Handflächen klatschten auf Granit und drückten dagegen. Verwirrt mußten die offiziellen Steineroller dabei zusehen, wie das Objekt ihrer Begierde erbarmungslos auf den Wagen gerollt, dort gesichert und in einer Staubwolke unter lautem Hallo davongefahren wurde.
    Frieda Grün kreischte vor Vergnügen und wischte sich erneut die Hand an der Jacke ab. Sie hatte es getan, sie hatte ihre Mannschaft direkt vor den Augen des Feindes auf das Baugelände geführt und den Rotschleimpilz vor dem drohenden Aussterben bewahrt! Und das alles, ohne auch nur einen Wassertropfen abgefeuert zu haben.
    Es war eine ganz vernünftige Entscheidung von ihr, sich das Rotschleimpilzgemetzel, das sie und ihre Mitstreiter auf der Oberfläche ihrer Trophäe angerichtet hatten, lieber nicht anzusehen.
     
    Im verdunkelten Zimmer der Voyeurverkehrskontrolle wurde das plötzliche Verschwinden eines Lichtpunkts von einem Hagel unverständlicher Flüche begleitet.
    »Wir haben ihn verloren!« übersetzte Dämlack hilfsbereit.
    »Hast du die Quelle zurückverfolgen können? Wo kommt dieses verdammte Ding her?« zischte Dragnazzar, doch erhielt er als Antwort nur ein Achselzucken.
    »Das war mal wieder zu kurz … Oooh, Moment mal! Da … da ist er wieder!« staunte Dämlack und zeigte aufgeregt auf den Obsidianbildschirm.
    »Schnapp ihn dir!« fauchte Dragnazzar. »Ich will den Verantwortlichen unter allen Umständen haben. Niemand drückt sich so einfach um die Voyeurreisesteuer herum!«
    »Ähm … ich, ich fürchte, dieses Mal ist es ein anderer. Das ist nämlich nicht dieselbe Stelle.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Der andere Punkt war eindeutig ein ganzes Stück näher am Phlegethon …«
    »Was? Dann gibt’s zwei von denen?«
    »Sieht ganz so aus …«
    Plötzlich blitzte der Bildschirm auf, eine senkrechte grüne Linie erschien, die von einer horizontalen durchschnitten wurde. Die beiden Linien kreuzten sich genau an dem grünen Lichtpunkt, neben dem nun eine ganze Reihe Zahlen aufleuchteten.
    »Ich hab ihn!« jubelte Dämlack und riß erfreut die Arme hoch.
    »Sehr gut! Also, worauf warten wir noch?« brüllte Dragnazzar und galoppierte bereits aus dem Kontrollraum heraus in Richtung Innenstadttumor.
     
    Auf einer kleinen Lichtung, umgeben von einem Erlenwäldchen irgendwo in den Talpa Bergen, stand die baufällige Hütte eines Holzfällers.
    Heute rührte sich nichts auf der Lichtung. Auf der Szenerie lastete eine bedrückende Stille, wie sie angespannter nicht hätte sein können.
    Das ging schon seit Stunden so. Umhüllt von einer erwartungsvollen Stille, darauf wartend, daß etwas geschah, und das Schlimmste befürchtend …
    Plötzlich wurde eine antike Kiefernanrichte aus einem Fenster geworfen, trudelte über die Lichtung und zerschellte an einer Reihe gekappter Weidenbäume. Der Flug der Anrichte war von dem verzerrten Kreischen der überlasteten Stimmbänder einer Halbwüchsigen und dem Schrei »Emilie, laß das!« begleitet worden.
    Als von innen die wütende Antwort herausschallte, bebte die ganze Hütte und ein Dutzend Fliesen flog über die Lichtung. Es handelte sich um jene Sorte Protest, auf die ein Rudel ausgehungerter Wölfe stolz gewesen wäre, wenn man ihnen befohlen

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