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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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doch das wurde auch noch woanders bemerkt!
    Auf der anderen Seite von Mortropolis zeigte in der hektischen Betriebsamkeit eines dunkeln Raums eine Kralle auf einen knisternden Bildschirm, und jemand schrie: »Chef, da ist er wieder!«
     
    Es war, als ob tausend verrückte Druiden den Gipfel des Berges Khamada zu einem religiösen Wallfahrtsort erklärt und jeden Fackelladen im Umkreis von drei Kilometern leergekauft hätten, um dann einen Haufen Gleichgesinnter dazu zu überreden, sie auf dem schönsten Pilgerzug ihres Lebens zu begleiten und ausgelassen wie die Derwische unter lodernden Flammen zu tanzen, in denen Jungfrauen geopfert wurden.
    Leider war die Wahrheit nicht halb so lustig.
    Die ganze talpinische Nacht hindurch hatten die Fackeln hell geleuchtet und dabei sowohl sämtliche Schatten als auch wilde Phantasien mit gleicher Leichtigkeit verbannt. Die Arbeit wurde unvermindert fortgesetzt; Zementmischer schwitzten heftig, um sich die Zuschläge zu sichern; Ziegelbrenner heizten ihre Öfen, um die Ziegel zu brennen, mit denen die Schmiedeöfen errichtet wurden, die gebraucht wurden, um das Metall zu erhitzen, damit ein ganzer Trupp von Schmiedegesellen das Eisen bearbeiten konnte, um die Werkzeuge zu schmieden, mit denen in den Lehmgruben und Steinbrüchen der Lehm abgegraben wurde, damit die Ziegelbrenner Ziegel brennen konnten, mit denen die Schmiedeöfen …
    Angetrieben vom unwiderstehlichen Charme unzähliger Hunderttalerscheine, war Arbeit längst kein Schimpfwort mehr: Brodelnde Emsigkeit breitete sich auf dem rasch kahler werdenden Haupt des Berges wie ein gehfähiger Schimmelpilz auf einer Aprikose aus. Die ganze Bevölkerung von Cranachan war überglücklich … Reichtum jenseits aller kühnsten Träume. Sie sangen, während sie gruben, während sie schmiedeten, während sie …
    Nun ja, jedenfalls tat das die große Mehrheit von ihnen. Es gab nämlich auch eine kleine Gruppe entschiedener Gegner, die mit wachsendem Zorn beobachteten, daß es dort wie im Bienenkorb zuging. Falls sich jemand die Mühe gemacht hätte, jemanden dieser Verweigerer nach seiner Meinung über diese Umweltzerstörungen zu fragen, dann wäre es zu bezweifeln gewesen, daß die betreffende Person unter sieben Stunden Ohrensausen davongekommen wäre. Aber niemand stellte Fragen, denn das war nicht nötig: Der gewaltige Wust an Plakaten, die überall wütend geschwenkt wurden, sagte alles.
    LASST DIE SCHÖNE FLECHTE IN RUHE! verkündeten grün ausgemalte Buchstaben, die wie Steine aussahen. PILZE HABEN AUCH GEFÜHLE! war auf einem anderen Plakat zu lesen.
    RETTET DIE NACKTSCHNECKE! stand auf einem dritten. Und es gab Dutzende weiterer Parolen, die allesamt auf die ein oder andere Art forderten, man solle die Natur in Frieden lassen.
    An dieser Stelle muß erwähnt werden, daß Frau Frieda Grün mit dem Baustellenstandort überhaupt nicht einverstanden war. Der Berg Khamada war im Umkreis von fünfzehn Kilometern das einzige Feuchtgebiet, das dem unglaublich seltenen Rotschleimpilz Lebensraum bot. Nur hier war das komplizierte Gleichgewicht von Licht und Schatten, Wärme und Kälte, eitel Freude und Sonnenschein gewährleistet, in dem der bauchige Rotschleimpilz in Gesteinsritzen gedeihen und durchsichtig vor sich hin schimmern konnte.
    Unter einer olivgrünen Kampfmütze hervor gab Frau Grün, die Stimme von Millionen unterdrückten wirbellosen Tieren, ihren Gefolgsleuten mit wild entschlossener Miene einige Anweisungen. Auf ihrer dunkelgrünen Öljacke klimperten und glitzerten Plaketten und Medaillen unzähliger Kampagnen. Wale vermischten sich mit emaillierten Regenbögen, und auf Meinungsaufklebern war von ›Ammorettanische Todeseidechsen sind für das Leben und nicht für Grillpartys bestimmt‹ bis hin zu ›Ich liebe Lemminge!‹ nahezu alles zu lesen.
    Als wieder einmal ein Trupp cranachanischer Steineroller in Richtung eines rotgesprenkelten Felsblocks rannte und sich eifrig daran machte, Jahrtausende währendes Beharrungsvermögen mit einem Schlag zu vernichten, brüllte Frau Grün einen Hagel abschließender Befehle und führte ihre Leute zum Gegenangriff an. Plakate schwenkend und begleitet von einem nicht enden wollenden Wortschwall wüster Beschimpfungen, stampfte sie mit ihren grünen Kampfstiefeln voran. In wenigen Augenblicken hatten sie die karge Steppe durchquert, waren um den fast sieben Meter hohen und noch nicht ganz fertiggestellten Sicherheitszaun herumgegangen und standen nun den verdutzten

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