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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Gedanken unter den Hunderten von Menschen. »Spitzt eure Ohren, Brüder und Schwestern, und hört mir gut zu …«
    Götz von Öls Grinsen wurde immer breiter, während er auf Frau Frieda Grüns limbisches System Telepenetranzbefehle abfeuerte, ihr seine Wörter in den Mund legte und sie dazu brachte, wild mit den Armen zu gestikulieren. Beeindruckt von den gefesselten Blicken seines Publikums, ging er auf die vom Zentaur-Vergnügungspark ausgehende Bedrohung bis ins letzte Detail ein und malte buchstäblich den Teufel an die Wand, indem er in den schwärzesten Farben ein Horrorszenario sondergleichen schilderte. Das Publikum, respektive seine Gemeinde, wurde allmählich unruhig.
    »… wie ihr seht, zerstört dieses Teufelswerk die ganze Gegend. Allein innerhalb der letzten fünf Minuten haben sich die Fälle akuter Bronchitis unter den jungen Schrägen Vögeln verdreifacht!« schrie Frau Grün, und ihr schlug eine Welle aufgeregter Zustimmung entgegen. Einige der ungeduldigeren Zuhörer bückten sich, um sich mit herumliegenden Steinen und Stöcken zu bewaffnen, und stierten wütend zum qualmenden Gebäude hinüber.
    Angespornt von den bewundernden Blicken der Menge, fuhr sie fort: »Seid ihr wirklich willens, solch umweltverschmutzenden Nachbarn zu dulden? Sagt mir, ihr Hausfrauen, seid ihr bereit, euch mit häßlich schwarzen Schmierflecken auf eurer Lieblingsbettwäsche anzufreunden? Nie wieder werdet ihr im Freien unbesorgt Wäsche aufhängen können!« Die Menge tat lauthals ihre Zustimmung kund.
    Und Flagit brüllte wütend auf, als er das heiße Glühen seiner Zauberdrahtkappe bemerkte. Er gab einen Hagel erstklassiger helianischer Flüche von sich und schlug zum wiederholten Male mit der schuppigen Klaue auf den Obsidianschreibtisch. Benutzte Götz von Öl etwa gerade dieses komische Scheitelkäppchen? Egal, auf keinen Fall hatte er Lust, sich das noch länger bieten zu lassen und abzuwarten.
    »Nun, was wollt ihr dagegen unternehmen?« stachelte Frau Grün die Zuhörerschar an und brachte sie schließlich bis an den Rand der Raserei, denn die Menge johlte im Chor zurück: »Widerstand! Widerstand! Widerstand!«
    Flagit kochte vor Wut; jetzt reichte es aber wirklich!
    »J’hadd! J’hadd! Los, melde dich, verdammt noch mal!« telepenetrierte er verzweifelt.
     
    Für d’Abaloh war es ein völlig neues Gefühl. Sein Puls raste, die Augen hielt er fest geschlossen, das Herz schlug ihm bis zum Hals, die Klauenflächen waren naßgeschwitzt, und er war sich nicht ganz sicher, ob er die Blase weiter unter Kontrolle halten könnte, wenn sie am nächsten Turm noch dichter vorbeifliegen würden. Er hatte zwar keine Ahnung, was genau Harpyie vorhatte, aber es gefiel ihm nicht im geringsten. Soweit sich d’Abaloh erinnern konnte, verspürte er tatsächlich zum ersten Mal Angst.
    Die Daktylusstute war völlig außer Kontrolle geraten. Ein Wirbelwind stürmte aus dem Bürofenster der Gesellschaft für Transzendentalreisen mbH, packte die gewaltige Kreatur und schleuderte sie durch den Unterwelthimmel. Sie zappelte mit den Beinen, schlug heftig mit den Flügeln und wieherte vor panischem Entsetzen, als unmittelbar vor ihnen ein riesiger Stratakratzer auftauchte, während sie durch die Luft gewirbelt wurden. Nachdem Harpyie hatte feststellen müssen, daß sich der Wind gedreht hatte und sie sich seither auf falschem Kurs befanden, würden sie, wenn sie sich nicht völlig irrte, in wenigen Sekunden mit hundertundzwanzig Ellen pro Minute direkt in das Gebäude hineinkrachen. Harpyie schnaubte wild und wünschte sich, sie wäre im Stall geblieben.
     
    Der Schweiß begann Knalli J’hadd über den ganzen Körper zu strömen, als er einen Eimer Wasser vom See Hellarwyl den Hügel hinunterschleppte. Das war bereits der fünfzehnte Eimer, und er beschloß, daß es für ihn der letzte sein sollte. Immerhin war er Seelenwachtmeister J’hadd vom Geheimdienst zur Unterwanderung religiöser Untergrundaktivitäten und nicht irgendein x-beliebiger Diener von Frau Grün, deren einzige Lebensaufgabe darin zu bestehen schien, kühlendes Wasser für verdurstende Vögel heranschleppen zu lassen.
    Wenngleich er einräumen mußte, daß es ihm durchaus ein angenehmes Gefühl bereitete, diesen bedauernswerten kleinen Finken ein wenig helfen zu können.
    Er blickte auf die auseinandergezogene Kolonne von Menschen, die ähnliche Eimer wie er schleppten, und dann spähte er auf die Kuppel des Zentaur-Vergnügungsparks, aus der unentwegt

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