Firkin 05 - Fahrenheit 666
nämlich mein Traum. Ich habe die Führung, und ich will Säbel und Dolche und was es sonst noch so an Stichwaffen gibt. O ja! Viele Stichwaffen und … He! Hörst du mich? Komm zurück!«
»Tut mir leid, aber wir haben geschlossen«, sagte eine bei der Gesellschaft für Transzendentalreisen mbH angestellte Dämonin, als Nabob durch die Tür hereinplatzte und quer durch den Verkaufsraum auf das Büro des Geschäftsführers zu stampfte. »Aber wenn Sie so freundlich wären und es morgen noch mal versuchen, dann werde ich Ihre Buchung gern annehmen und … umpf!« grunzte sie, als sie hinter dem Schreibtisch hervorgezogen und an die hintere Wand geheftet wurde. »Ich nehme an, das heißt nein«, krächzte sie, während Nabob durch Fauchen und drohendes Zähneknirschen dem Ganzen noch mehr Wirkung verlieh.
»Ich bin gekommen, um mit dem Geschäftsführer zu sprechen«, knurrte er und ließ sie wieder auf den Stuhl fallen. Dann trat er die nächste Tür auf und schlug den Rest davon hinter sich zu.
Die Angestellte massierte sich die Kehle und schüttelte mißbilligend den Kopf. »Keine Manieren. Da versuchst man, ein bißchen höflich zu sein, und was hat man davon …?«
Flagit blickte starr vor Angst vom Schreibtisch auf und schluckte schwer, als Nabob, der vor Wut aus jeder einzelnen schuppigen Pore zu schäumen schien, auf ihn zu geklappert kam. Bevor er sich rühren konnte, hob der Eindringling die rechte Klaue, stieß einen Schrei aus und knallte ein Scheitelkäppchen mit Goldborte auf den Obsidianschreibtisch.
»Kaputt!« fauchte Nabob und rutschte mit klopfenden Krallen über die glänzende Tischplatte, während er sich darüberlehnte und Flagit vorwurfsvoll anstarrte. »Du hast mich hinters Licht geführt. Ohne dieses Ding wird Seirizzim die Wahl gewinnen!«
»Was ist denn pa …?«
»Ich hatte alles fest in den Klauen. Es lief wie am Zündschnürchen. Ich hätte mich nur noch etwas ins Zeug legen müssen, und dieser Papst hätte nach meiner Pfeife getanzt. Meine Güte, wäre das ein herrlicher Krieg geworden! Aber nein«, klagte Nabob, der unter Höllenqualen zu leiden schien, »ich hab die Verbindung verloren …«
»Was hast du denn …?«
»… und wir haben nur noch eine Woche bis zur Wahl!« schrie Nabob, drehte sich vom Schreibtisch weg und wäre vor Wut fast über die eigenen Beine gestolpert. »Schon am nächsten Feuertag wird alles vorbei sein. Aber es ist sowieso längst zu spät. Seirizzim ist nicht mehr aufzuhalten …«
»Erzähl mir doch bitte mal, was pass …«
Nabob stampfte mit dem rechten Pferdefuß auf, fuhr herum und packte Flagit an der Kehle. Und während er in Flagits zitterndes Gesicht blickte, sprühten seine Augen wie ein tosender Orkan. »Du hast noch drei Tage, um mir etwas zu liefern, womit ich todsicher die Wahl gewinnen kann. Drei Tage noch. Hast du gehört?«
Flagit nickte, und Nabob ließ ihn mit einem verächtlichen Prusten in den Stuhl zurückfallen.
»Aber was ist denn eigentlich schief …«, begann Flagit, als die Tür zugeschlagen wurde. »… gegangen?« beendete er den Satz mit kläglicher Stimme, während draußen im Empfangsraum eine Mitarbeiterin aufschrie.
Flagits zitternde rechte Klaue schlängelte sich über die Schreibtischkante und schaufelte das Scheitelkäppchen mit der Zeigekralle auf.
Zitternd starrte er es an und versuchte herauszufinden, worüber Nabob sich so aufgeregt hatte. Jedenfalls hatte er etwas von einer verlorengegangen Verbindung erzählt und davon, daß etwas kaputtgegangen sei. Mit Mühe kam er wieder auf die Hufe und schlitterte klappernd aus dem Büro. Es war höchste Zeit für ein weiteres Gespräch mit Pfarrer Götz von Öl.
Nabob hatte bereits zwei Drittel des Weges auf der Treppe des Stratakratzers zurückgelegt und machte sich Selbstvorwürfe. »Was habe ich mir nur dabei gedacht?« knurrte er durchs Treppenhaus. »Wie konnte ich mir nur einbilden, da oben mit diesen apathischen Sterblichen Krieg führen zu können? Angezettelt von einem neunjährigen Mädchen? Das mußte ja schiefgehen! Warum habe ich das nicht gleich erkannt? Ich hätte meinen Wahlsieg lieber von etwas abhängig machen sollen, womit ich wenigstens eine annehmbare Chance gehabt hätte. Halt dich lieber an das, wovon du wirklich was verstehst, Nabob, du Depp! Bau auf deine Stärken! Nämlich auf deine Verdorbenheit, gewürzt mit einer ordentlichen Portion Bestechung und Sabotage!«
Unbemerkt von Seirizzims Spitzel, der die Vorderseite beobachtete,
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