Firkin 05 - Fahrenheit 666
geben, wenn sich Achonite von seinem fetten Hintern erhoben und die Schafe zurückgeholt hat. Doch bis das endlich geschieht, wird es zu spät sein! Wollt Ihr wirklich, daß ungewaschene Heiden ihre schändlichen Reißzähne in unsere unschuldigen Lämmer schlagen? Eure Heiligkeit, seid Ihr etwa glücklich bei dem Gedanken an einsame Kartoffeln, die sich auf dem Tranchierbrett zusammenkuscheln müssen, um sich gegenseitig zu wärmen, obwohl sie sich nach der zärtlichen Gesellschaft eines in Rosmarin getränkten Tellerkameraden sehnen?«
Das war nun endgültig zuviel für Papst Uri. »Zum Teufel mit diesen d’vanouinischen Viehdieben!« schrie er. »Sattelt die Kamele! Es ist Zeit für Vergeltung! Und das bedeutet KRIEG!«
»Ja, ja, ja!« kreischte Alea erleichtert und hüpfte vergnügt auf und ab. Hätte Nabob die Szene beobachten können, wäre er sehr stolz gewesen.
Flagit ließ verzweifelt den Kopf in die Klauen sinken und seufzte erschöpft. Seit Stunden steckte er in dieser kleinen Abstellkammer, eingezwängt zwischen dem Dach des Stratakratzers und den unzähligen Tonnen von Steinen darüber, und die Hitze machte ihm wirklich zu schaffen. Es mußten weit über sechshundertachtzig Grad Fahrenheit sein.
Leise fluchend blickte er auf Pfarrer Götz von Öl, der fortwährend aus der Schrift Telepenetranz leichtgemacht zitierte. Wonach suchte er? Was war falsch gelaufen?
Während der letzten acht Stunden hatte er unendlich viele Male versucht, irgend etwas mit Hilfe des Goldbortenkäppchens hervorzurufen, und hätte sich sogar mit einer Ratte zufriedengegeben. Doch jedesmal erhielt er nur dasselbe dumpfe, eintönige Heulen, das ihm unaufhörlich in den Ohren summte. Was hatte dieser verdammte Nabob nur damit angestellt? Und wie konnte er es wagen, einfach hier hereinzuplatzen, um sein ganzes Personal zu erschrecken und den schönen Türrahmen einzutreten?
Noch bist du kein Oberleichenbestatter, Nabob. O nein, beileibe nicht! flößte sich Flagit Mut ein. Und ohne meine Hilfe wirst du’s nie werden! Darauf kannst du Gift nehmen, mein Junge!
Ein winziger Geistesblitz flackerte in seinem ausgelaugten Verstand auf (dabei handelte es sich um eine Reaktion auf den Umstand, bei unerträglicher Hitze in diesem kleinen Raum zu hocken, um sich die Krallennägel bis aufs Fleisch abzunagen und nach einer Antwort zu suchen, warum er es jemand anderem ermöglichen sollte, sämtliche Pfründen unermeßlicher Macht allein einzuheimsen).
Jeder kann sich für die Wahl aufstellen lassen!
Genausoschnell wie er diesen Gedanken verdrängte, blickte er sich nervös nach allen Seiten um. Laß dich niemals dabei erwischen, solche Gedanken zu hegen! Das ist gefährlich, ermahnte er sich. Das ist Verrat.
Als hätte ein winziger Teil seines Willens diese Worte überhört, säuselte ihm eine Stimme ins Ohr: »Was kann denn an ein bißchen Verrat schon falsch sein, hä?«
Flagit schüttelte entschieden den Kopf, stand auf und stampfte zu Götz hinüber, der noch immer im eintönigen mantrischen Tonfall Textpassagen aus Telepenetranz leichtgemacht herunterleierte.
»… ist das System der Kontrolle, die gelegentlich die vollkommene Beherrschung der mentalen Funktionen eines anderen erreichen kann. Die gesamte Menschheitsgeschichte hindurch ist es das einzige Ziel unzähliger Generationen von Herrschern gewesen, ihre Untertanen zu beherrschen …«
»He, he, stopp mal!« schrie Flagit, der versuchte, seine ungestümen Gedanken wieder einigermaßen zu sortieren. »Das führt zu nichts. Fang noch mal von vorn an.«
»Von vorn?« grunzte Götz ungläubig. »Ich hab den Text des Buches schon fast bis zu Ende durchgeleiert. Wieso …?«
»Ich weiß. Und das Ding hier funktioniert noch immer nicht, klar?« knurrte Flagit und fächelte sich mit dem Scheitelkäppchen stickige Luft zu. »Also, ich will ab sofort keine dummen Fragen mehr von dir hören, klar? Jetzt mach schon!«
Götz zuckte gelangweilt die Achseln. »Ganz, wie du willst«, gab er sich geschlagen. Dann atmete er tief durch und begann erneut von vorne vorzutragen. »›TELEPENETRANZ LEICHTGEMACHT. Mentalsuggestive Gedankenübertragung in vierundzwanzig Lek …‹«
»Halt mal!« schrie Flagit plötzlich. »Was hast du gerade gesagt?«
Götz verdrehte verdrossen die Augen und wiederholte seufzend: »›TELEPENETRANZ LEICHTGEMACHT. Mentalsuggestive Gedankenübertragung in vierundzwanzig Lek …‹«
»Genau! Suggestiv!« unterbrach ihn Flagit aufgeregt, während sich
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