Firkin 05 - Fahrenheit 666
sich, wobei er fast zu aufgeregt über die ganze Angelegenheit war, um klug argumentieren zu können.
Papst Uri nickte, und Aleas Herz hüpfte vor Aufregung.
»Laßt uns die Kamele satteln und diesen Heiden zeigen, wie wir mit hinterhältigen Viehdieben umgehen!« ereiferte sich Sinnohd mit übertriebener Begeisterung, und Alea stimmte ihm jubelnd zu.
Bei dem Wort ›Heiden‹ biß Uri die Zähne zusammen. »Ich kann es nicht tun«, widersprach er. »Das ist nämlich keine kirchenrechtliche Angelegenheit.«
»Buuuh!« protestierte Alea.
»Das sind unsere Schafe, und das macht sie zum Eigentum des Klosters und somit zu Lämmern Gottes!« schrie Sinnohd mit missionarischem Eifer. Alea nickte ebenso inbrünstig und jubelte ihm erneut zu.
»Nein«, antwortete Papst Uri so entschieden, wie es ihm unter diesen Umständen möglich war. »Das ist eine rein zivilrechtliche Angelegenheit. Die Schwarze Garde kann sich darum kümmern.«
»Pah! Wollt Ihr Achonite allen Ernstes mit solch einer schwerwiegenden Angelegenheit betrauen? Mit seinem unübertroffenen Geschwindigkeitsrekord?« krächzte Sinnohd in bissigem Ton.
Alea schnaubte in sich hinein, und da sie sich noch immer in einem Traum wähnte, versuchte sie herauszufinden, wie lange es noch bis zum Morgen war. Nach ihrem Dafürhalten hatten die beiden schon viel zuviel Zeit vergeudet, und deshalb beschloß sie, einen etwas anderen Kurs einzuschlagen. Sie stand auf und zeigte kichernd auf General Sinnohds linken Fuß.
»Du hast ein Loch in der Socke, Onkel.«
Der General errötete kurz und starrte Alea etwas verdutzt an. »Ja, ich wollte es schon vor einiger Zeit in Ordnung bringen lassen, aber …«
»Tja, dafür ist jetzt wohl zu spät«, stellte Alea grinsend fest, als ob sie eine lebenswichtige Information hätte, die dem General fehlte.
»Nein, wieso denn? Bis zum Winter sind es noch gut zwei Monate. Ich werde mir von Bruder Textor ein neues Paar besorgen lassen …«
»Aus welchem Material sollen die Socken denn sein?« fuhr Alea unbeirrt fort, deren Gedanken noch immer an Säbeln und Dolchen hafteten.
»Aus Wolle natürlich«, begann General Sinnohd und blickte im selben Augenblick Papst Uri anklagend an.
Der Papst zuckte die Achseln.
General Sinnohds Miene verfinsterte sich zusehends.
Und Alea schlug vor Freude mit der Faust in die Luft.
»Tja, demnach werden wir wohl auch Probleme mit dem Nachschub von Socken bekommen, wenn wir keine Herde von glücklichen kleinen Schafe mehr zum Scheren haben, nicht wahr?«
Uri nickte.
»Dann sattelt die Kamele!« zischte Sinnohd.
»Ich kann mir kaum vorstellen, daß Socken es wert sind, einen Krieg vom Zaun zu …«, setzte Uri an, hielt aber rasch inne, als er den zornigen Blick des Generals sah.
Sinnohd grummelte etliche Verwünschungen vor sich hin, während in ihm das Verlangen nach einer Schlacht wuchs – doch einen Krieg durch einen Mangel an Fußbekleidung zu rechtfertigen, empfand selbst er als leicht übertrieben. Schäumend vor Wut rieb er sich das Kinn.
Alea ließ sich von der stockenden Auseinandersetzung nicht beirren und war entschlossener denn je, noch vor dem Frühstück eine anständige Rauferei mitzubekommen. Sie lächelte Sinnohd an und sagte: »Ich habe oft Löcher in den Socken, aber mir ist das ziemlich schnurz. Ich lege dann einfach meine Füße dicht vors Feuer und schaue dabei zu, wie mein Abendessen kocht. Ach, es geht doch nichts über einen saftigen Lammbraten, der munter vor sich hinbrutzelt …«
Der Papst guckte den General wehmütig hilflos an, während sich in ihren Köpfen ähnliche Phantasien abspielten.
Unnachgiebig fuhr Alea mit ihren Ausführungen fort: »Ich bestreue den Braten immer mit etwas frischem Rosmarin, begieße die knusprige braune Haut mit Honig und Ingwer … mmm, rieche das gebratene Fleisch …«
Der Papst wimmerte und wischte sich die Mundwinkel trocken.
»Dann schmore ich goldgelbe Kartoffeln in dem köstlichen Bratensaft. Das Tranchiermesser gleitet durch die saftige Lammkeule …«
Der Magen des Generals knurrte heftig, und zwar eindeutig zugunsten des Marschbefehls.
»Genießt diesen Duft, weidet euch an dem himmlischen Geruch, schwelgt in Erinnerungen, wie diese Gaumenfreuden im Munde zergehen«, säuselte Alea genußvoll und fügte in barschem Ton hinzu: »Mehr bleibt euch nämlich nicht übrig!«
Uri zuckte zusammen und riß die Augen auf.
»Bei Gott, sie hat recht!« brüllte General Sinnohd. »Es wird erst wieder gebratenes Lammfleisch
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