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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Rede beendet hatte, ertönte abfälliges Gelächter, und die Fährmänner ließen wieder die Ruder gegen die Handflächen klatschen.
    »Aber ich hasse meine Kinder!« rief eine Gestalt mit drohender Faust und rot aufblitzenden Augen.
    »Ich hasse meine Frau!« brüllte ein anderer inmitten wild zustimmenden Jubels.
    »Na ja, ihr könnt die zusätzliche Freizeit ja auch zum Entspannen nutzen, Golf spielen oder …!« schrie Seirizzim, der sich allmählich wünschte, er hätte sich, als die Diskussion längst in Geschrei und Gebrüll übergangen war, rechtzeitig mit den anderen Ratsmitgliedern aus dem Staub gemacht.
    »Golf spielen!« kreischte Naglfar und richtete sich wütend an die Menge. »Ich frage mich, was die Gegenseite mit solch einem dekadenten Vorschlag bezweckt, Brüder! Sollen wir allen Ernstes unsere Zeit damit vergeuden, schrumpelige Bälle in Löcher zu schlagen, um sie dann wieder herauszuholen? Das ist mal wieder eins dieser typischen Argumente der herrschenden Klasse, die man uns schon während der ganzen letzten Verhandlungsstunden um die Ohren gehauen hat. Golf! Ich frage euch, welche Chance hat ein einfacher Fährmann, um in einen Golfclub der Oberschicht aufgenommen zu werden!« brüllte er mit rhetorischem Geschick in die Menge.
    »Ach, das ist doch ganz einfach! Man muß bloß an einem stinknormalen Werktag auf das Tumor-Mortropolis-Sportgelände gehen und …«, setzte eine Stimme in der Menge an, bevor sie unter heftig empörtem Schnauben und etlichen Ellenbogenstößen verklang.
    »Wie wär’s dann mit Kegeln?« schlug Seirizzim in der Hoffnung vor, sich eine etwas bessere Verhandlungsposition zu verschaffen. »Das entspricht doch eher eurem Niveau, oder?«
    Der daraufhin einsetzende teuflische Tumult machten ihm rasch deutlich, daß dieser Vorschlag nicht angenommen wurde.
    »Hör zu, Seirizzim!« ergriff Naglfar erneut das Wort und stampfte auf dem Steinboden mit furchterregendem Klappern der Hufe vorwärts. »Meine Brüder und ich sind an keiner zusätzlichen halben Stunde Freizeit pro Woche interessiert, verstanden?« Naglfars knorrige Nasenwände bebten unter dem Schirm der Kapitänsmütze. »Und wir, die Gewerkschaft der Unterweltfährmänner für das Diskutieren, Anschreien und Generell-stinksauer-sein, interessieren uns auch nicht für die Verschönerung der Kantineneinrichtung. Und …! Ich kann dir ganz kategorisch und mit aller Bestimmtheit sagen, daß meine Gefährten und ich mit Sicherheit nichts von der Idee halten, daß unsere Fähren überholt und neu angestrichen werden sollen. Zu deiner Information, Herr von und zu Sündenbeamter, unsere Boote müssen absolut stygisch-schwarz gestrichen sein, und die Segel hängen absichtlich schlaff in zerfetzten Lumpen von den quietschenden Masten aus gebleichten Knochen herab.
    Das alles gehört zum traditionellen Erscheinungsbild unserer Vereinigung und wurde so auf der ersten Jahreshauptversammlung des Vorstandes festgelegt!«
    Ein Chor begeisterter Zustimmung hallte durch die geschlossenen Reihen der P&A-Fährgesellschaft [5] .
    »Was wollt ihr dann?« fragte Seirizzim resigniert, denn die ersten Anzeichen einer drohenden Niederlage waren offensichtlich. Er hatte eine direkte Frage gestellt und damit die wichtigste Verhandlungsregel gebrochen: Sag du der Gegenseite, was sie deiner Meinung nach haben will, aber frag sie nie nach ihrer eigenen Meinung.
    »Mehr Gehalt!« schrien die Versammelten, dirigiert von Kapitän Naglfars energisch geschwungener Mittelkralle.
    »Nein, nein, ihr habt einen Vertrag unterschrieben, der immer noch gültig ist … Alles ist ganz legal und verbindlich und …«
    »Aufgesetzt vor über fünfzig Jahrhunderten!« fauchte Naglfar.
    »Charon hat doch damals einen guten Vertrag für euch ausgehandelt«, verteidigte sich Seirizzim und schabte nervös mit den Pferdehufen, während die Fährmänner immer näher auf ihn zukamen.
    »Pah!« winkte Kapitän Naglfar verächtlich ab. »Damals war der Vertrag vielleicht soviel wert wie die Tafel, auf die er gekritzelt wurde, aber heute … einen Obolus pro transportierter Seele! Das ist ja wohl Ausbeutung, oder?«
    »Sklavenarbeit!« stimmte ihm jemand zu.
    »Skandal!«
    Zum ersten Mal hatte war Seirizzim insgeheim froh, daß sich die anderen Vertreter des öffentlichen Sündendienstes verdrückt hatten; auf diese Weise würden sie seine immer näher rückende Niederlage wenigstens nicht mitbekommen. »Ihr solltet froh sein«, ermunterte Seirizzim die Anwesenden.

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