Firkin 05 - Fahrenheit 666
glühenden Kohlen, schob den Kopf unter das Handtuch und inhalierte die Dämpfe. Er hoffte, daß sich seine Erkältung durch die Kaliumkarbonatsulfate ein wenig bessern würde. »Was für eine gottverdammte Welt ist das hier bloß!« fluchte er und nieste erneut. Nach seiner Auffassung hatte kein Ort das Recht, so kalt zu sein. Und wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte es so etwas auch nicht gegeben. Ein paar Wärmegrade mehr täte bestimmt niemandem schaden. Diese feindliche Welt dort oben hatte sich bei ihm für seinen Besuch mit einer entsetzlichen Erkältung bedankt, und als Gegengeschenk würde er ihr ein bißchen Wärme zurückgeben.
Schon wieder mußte er niesen. »Bäh, widerlich!« prustete er durch die verschniefte Nase hindurch. Frostbeulen und eine zweifache Lungenentzündung! Aber das ist wohl der Preis, den man für den größten Coup zu zahlen hat, der jemals in der Geschichte des Teufelsgeschlechts gelandet worden ist! sprach er sich Mut zu. Der Erfolg war so greifbar nahe, und er fühlte sich so furchtbar elend! Das war nicht gerecht – das Leben war die reinste Hölle.
Er atmete ein letztes Mal Kaliumkarbonat ein, schlitterte zum Schreibtisch hinüber und zog ein mit bunten Perlen verziertes Drahtgeflecht aus der Schachtel. Eine Weile fummelte er noch an den silbergrauen Strängen der filigranen Kappe herum, bevor er sie sich sorgfältig zwischen die Hörner setzte und sich zwei kreisförmige Kristalle vor die Augen klappte, die er vorsichtig mit einem Drahtgestell zurechtrückte, das hinter seine Ohren gehakt war.
»Lehn dich zurück – hatschi! –, mach es dir bequem, entspann dich und genieße ganz einfach das – hatschi! –, was die Zauberdrahtkappe dir alles zeigen kann!«
Flagit war es nur recht, daß außer ihm niemand da war, der diese leicht verschnupfte Ankündigung hören konnte; sobald er nämlich seine Erfindung vor anderen Interessenten demonstrieren würde, sollte sie schon etwas beeindruckender klingen. Und bei der endgültigen Demonstration wären so einige Leute dabei … möglicherweise sogar der Herr der Finsternis d’Abaloh höchstpersönlich.
Nabob hatte viel Freude daran gehabt, sein Lieblingsspielzeug, die neunjährige Alea, krumme Dinger drehen zu lassen und ihr zu suggerieren, daß sie überall Unruhe stiften könne, wenn sie Lust dazu habe. Aber dabei handelte es sich um mentalsuggestive Gedankenübertragung … Das war zwar alles schön und gut und funktionierte auch, doch nur, solange Alea damit einverstanden war, und wenn nicht …
Jedenfalls war das überhaupt nicht mit der TKLS zu vergleichen, der totalen Kontrolle des limbischen Systems.
Mit der mentalsuggestiven Gedankenübertragungsmethode hätte man es niemals geschafft, die kleine Alea so gekonnt auf einem Kamel reiten zu lassen oder sie überhaupt gegen ihren eigenen Willen handeln zu lassen. Man braucht nur irgendwelche Eltern zu fragen, und sie werden einem erzählen, welch haarsträubenden Unsinn neunjährige Kinder auf Kosten anderer allein aus Jux und Tollerei verzapfen können.
Sie stechen sich gegenseitig mit Bleistiften, stopfen dem kleinen Hans Wachs in die Ohren, binden Lieschen am Fahnenmast fest … na, alle diese kleinen Bösartigkeiten eben. Aber sagt man ihnen, sie sollen kaltblütig ihr Kätzchen erwürgen, dann hat man keine Chance, nie im Leben.
Es sei denn, man verfügt über eine direkte Verbindung zum limbischen System …
Eines Tages würde es Flagit gelingen, auch zu Alea eine solche Verbindung aufzubauen, doch in diesem Augenblick war er mit jemand anderem beschäftigt, und seine Gedanken schossen durch das Drahtgeflecht, das er auf dem Kopf trug. Mit verblüffender Leichtigkeit begann er damit, zunächst komplexe zerebrale Denkmuster zu entwerfen, aus denen er ein leicht erkennbares neuronales Netzwerk seiner Phantasie flocht, um schließlich das Ergebnis mehr oder weniger zielgerichtet über die zerebralen Radiowellen zu senden – es war nur schade, daß er nichts von Richtfunkstrahlen verstand.
Im Empfangsnetz, das um das limbische System von Knalli J’hadds Gehirn gewickelt war, bildete sich ein Wort und schoß ihm durch den Kopf.
»Tääst …«
»O nein, nicht schon wieder!« jammerte J’hadd. »Hau ab!«
Aber es war zu spät. Die Testphase war vorbei, die geistigen Schleusentore standen sperrangelweit offen, und die Barrieren waren längst durchbrochen. J’hadd konnte sich nicht wehren, als ein Teil seines Verstandes Macht über ihn bekam, seinen Körper
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