Firkin 05 - Fahrenheit 666
nicht damit beauftragen, uns die Lavabetten dort aufzubauen, wo es landschaftlich am schönsten ist? Oder wir lassen sie für d’Abaloh einen Ferienpalast bauen! Das wäre doch eine prima Idee, findest du nicht?« Euphorie strahlte übers ganze Gesicht.
Und plötzlich wußte Flagit zum ersten Mal ganz genau, daß er wirklich etwas in den Klauen hielt, was Seirizzim niemals würde übertrumpfen können.
D’Abalohs ganz privater Ferienpalast.
Doch tief im Innern waren Euphories Gedanken, die sich wild wie eine Windmühle im Sturm drehten, längst weit darüber hinaus geschossen. Flagit hob eine kleine Turbine vom Boden auf und drehte sie nachdenklich in den Klauen.
Einer der unzähligen verwilderten ›Schrägen Vögel‹ [7] lauerte auf einem der vielen Winkel der kaiserlichen Palastfestung von Cranachan und stieß dann kläglich aus dem trüben Nieselregen herab.
Hinter dem oberen Drittel einer etwa hundertzwanzig Meter hohen Mauer braute sich in einem verdunkelten Zimmer ein Sturm der Entrüstung zusammen.
Der Schräge Vogel stieg für einen kurzen durchnäßten Augenblick in die Höhe und wurde dabei nichtsahnend am schiefergrauen Himmel von zwei grübelnden Augen verfolgt.
Ein schwarzer Stulpenhandschuh quietschte, als sich ein Zeigefinger bog und gegen einen Daumen drückte. In der Hand spannten sich die Muskelfasern so stark an, daß sie an den Knöcheln weiß durchschimmerten. Dann bewegte sich die Hand einige Millimeter auf den spitzen Kieselstein zu, der auf dem Tisch lag.
Aus einer kurzsichtigen Laune heraus krächzte der Schräge Vogel vergnügt und stieß ein Stück weiter herab.
Mit einem Quietschen des ledernen Stulpenhandschuhs gab die Hand den als Auslöser dienenden Zeigefinger frei und schnippte den Kieselstein zielgenau aus dem Fenster. Der Schräge Vogel krähte kurz auf und fiel hundert Meter aus dem Himmel herab, prallte auf ein Heidebüschel mit abfedernder Wirkung und landete kopfüber als zerknautschtes Federknäuel mit rasenden Kopfschmerzen auf dem Boden.
Ohne das geringste Anzeichen von Zufriedenheit fuhr ›Rabe‹ Achonite fort, im verdunkelten Raum mit den Zähnen zu knirschen. Innerhalb der letzten zehn Minuten hatte er etwa ein Dutzend Schräger Vögel aus dem Schußfeld befördert und fühlte sich trotzdem keinen Deut besser. Schräge Vögel aus dem Weg zu befördern, war normalerweise seine Lieblingsbeschäftigung, wenn er sich entspannen wollte.
Doch heute schien das alles nichts zu nützen. Er hatte schlechte Laune, denn er wartete, und er haßte nichts mehr als warten zu müssen. Dabei war er nicht einmal besonders ungeduldig oder so etwas in der Richtung, weit gefehlt sogar. Er wollte bloß endlich alles wissen, und zwar HIER und JETZT!
Darüber hinaus hatte er schlechte Laune, weil er bei den Garnelenkämpfen verloren hatte, obwohl es eine todsichere Sache gewesen war. Zerstörer wog einhundertundvierzig Gramm und war sechzehn Zentimeter lang. Ein Kinderspiel also. Bisher hatte die Kampfgarnele noch jeden Gegner geschlagen, und Achonite setzte einen gesamten Monatssold gegen diesen Krüppel von Geheimdienstchef Sakrosankt Scheitel … Pah! Als ob sich die andere Garnele jemals hätte Hoffnungen machen können, Zerstörer zu besiegen. Warum mußte er ausgerechnet gegen diesen Hauptkommissar Scheitel verlieren? Dieser verfluchte GURU-Chef! Und dieses verflucht selbstgefällige Grinsen von diesem Scheitel, als er, Achonite, nicht zahlen konnte und ihn vor versammelter Mannschaft kichernd anblaffte: »Spielschulden sind Ehrenschulden, Achonite!« Verdammter Mist das alles!
Hinter ihm, durch die dicke Eichentür und das erdbebenwellenartige Mahlen seiner Backenzähne hindurch kaum zu hören, war jetzt ein aufgeregtes Atmen zu vernehmen. Dann klopfte jemand an die Tür.
»Sofort eintreten und Bericht erstatten!« schrie Achonite. »Sofort!« wiederholte er, bis endlich nach einer ewig andauernden Millisekunde die Tür aufsprang. »Los, komm schon rein und berichte!«
Hauptmann Barak erschauderte, als er bemerkte, daß der Kommandant eine Stimmung von weißglühendem Terror ausstrahlte. In seinen Handflächen sammelte sich kalter Schweiß, als er mit zusammengebissenen Zähnen so laut wie möglich über den Steinfußboden marschierte. Kurz vor dem nur dürftigen Schutz des gewaltigen Eichentisches blieb er stehen, hob das rechte Knie so hoch wie es möglich, und stampfte mit schmerzverzerrtem Gesicht und ohrenbetäubender Wucht mit dem Stahlkappenstiefel auf. Noch
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