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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Hoch- und Tiefbauprojekte nun einmal erforderlich waren, und der Expfarrer hätte diese komplizierten Pläne für den Freizeitpark nicht einmal erkannt, wenn sie mit Neonröhren beleuchtet gewesen wären. Verwirrt kratzte sich Götz am Kopf. Und in dem Moment, als seine Finger über die Wölbung der Schädeldecke fuhren, wurde ihm die Bedeutung klar.
    »Ach, das ist ja hübsch!« sagte er erfreut und beugte sich vor, um sich das Muster genauer anzusehen. »Wirklich sehr nett.«
    Überrascht durch die unverhoffte Störung, sprang Flagit auf und breitete reflexartig die Arme weit aus, um sein Geheimnis zu verdecken. Dabei blickte er schuldbewußt wie ein kleiner Junge drein, der beim Kritzeln von unanständigen Bildern am Schulheftrand ertappt wurde.
    »Nein, nein laß mich sehen«, beharrte Götz von Öl. »Sei doch nicht so schüchtern. Das wird bestimmt hübsch, und außerdem halte ich das für eine sehr aufmerksame Geste.«
    Flagit und der Zwerg Quarz blickten den Pfarrer verwirrt an. »Für eine was?« staunten die beiden im Chor.
    »Na, dieses Haarnetz hier. Es eignet sich wirklich ausgezeichnet dafür, diese furchtbar unansehnlichen Narben zu verdecken«, meinte Götz von Öl und deutete auf Quarz’ Stirn.
    »Ein Haarnetz?« staunte Flagit. Warum eigentlich nicht? dachte er insgeheim, und als wenn sich eine Zeichnung eines schwarzen Kerzenleuchters in ein weißes Kaninchen verwandeln könnte, sah er seinen großartigen Entwurf plötzlich in einem völlig anderen Licht.
    Quarz schüttelte den Kopf. »So ’n Blödsinn, Mann! Ich brauch doch kein Haarnetz, brauch ich doch nich. Ich hab mir ’n Hut besorcht, klaro?«
    »Jaja, schon gut, Quarz«, stammelte Flagit und zog den Ellenbogen zurück, mit dem er gerade Quarz gegen den Kopf gestoßen hatte. »Deine Intuition hat dich mal wieder nicht verlassen, Götz. Du hast völlig recht, das hier ist ein Haarnetz. Na ja, ich hatte eben das Bedürfnis, die unansehnlichen Wunden dieses armen Kerls irgendwie verdecken zu müssen«, flüsterte er Götz hinter vorgehaltener Klaue ins Ohr. »Es soll eine Überraschung werden. Er hat noch keine Ahnung.« Flagit deutete auf den Zwerg und bemühte sich nach Kräften, gütig zu lächeln, was ihm allerdings nur leidlich gelang. Quarz leerte gerade einen Eimer mit siedendem Kanalwasser über seinen überhitzten Körper und dampfte sanft vor sich hin.
    »Das finde ich wirklich nett von dir«, meinte Götz. »Trotzdem gibt es da ein paar Dinge, die ich nicht ganz verstehe. Also, das soll natürlich keine Kritik sein, aber was genau bedeutet das hier?« Götz von Öl zeigte auf die Größenangaben, die über dem Fundament eingetragen waren. »Fünfundsechzig Ellen? In Handarbeitskreisen ist von solchen Maßeinheiten nie die Rede gewesen.« In Wirklichkeit hatte er das Wort Elle natürlich schon einige Male zuvor gehört, doch wußte er nur nicht mehr, wo und in welchem Zusammenhang. Seines Wissens handelte es sich um eine Maßeinheit für das Gewicht oder die Dichte eines Stoffes. Hätte er sich wirklich genau daran erinnert, daß eine Elle exakt hundertundvierzehn Zentimetern entsprach, wäre er wahrscheinlich nur um so verblüffter gewesen; denn wer, um alles in der Welt, hätte schon ein fünfundsiebzig Meter breites Haarnetz haben wollen?
    Flagit schluckte aufgeregt. Wie konnte er das erklären? Ein Teil von ihm wollte den Pfarrer durch die Höhle schleudern, um fröhlich lachend über ihm zu stehen und ihm ins Gesicht zu schmettern: »Du Depp! Du kapierst wirklich gar nichts! Aber was soll’s? Dich geht das alles sowieso längst nichts mehr an!« Doch der andere Teil von ihm bewies mehr Verstand, kicherte zwanglos und sagte mit einem müden Lächeln: »Das ist meine Kurzschrift für die Menge der Stiche und die … ähm, die Nadelgröße. Also sind das fünfundsechzig Stiche für … für die Größe e – elf, alles klar?«
    Götz von Öl runzelte verdutzt die Stirn; irgend etwas daran klang nicht ganz stimmig, aber was nur genau?
    Quarz stierte den Dämon an, als ob dieser verrückt geworden wäre.
    »Ach so! Ja, natürlich«, antwortete Götz von Öl leichtgläubig, trotz leiser Zweifel, die er noch im Hinterkopf hegte. Doch eine der Voraussetzungen, um als Jünger von Sankt Nimmerlein praktizieren zu dürfen, war die Fähigkeit, jedes aufkommende Gefühl übergroßer Skepsis einfach zu unterdrücken. »Und was ist das hier?« fragte er und zeigte auf die beiden senkrechten Linien, die nach unten führten.
    »Ach so, das?

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