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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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einer Seitengasse ein Knurren hervor, etliche zappelnde Krallen legten sich um seine Kehle, und mit einem Grunzen verschwand er von der Bildfläche.
    »Na, was ist?« fauchte Nabob und starrte Flagit durchdringend an, den er soeben an die Mauer geheftet hatte. »Wo ist mein Augenzeuge?« Wutschnaubender Dampf kräuselte sich aus Nabobs flatternden Nüstern.
    »Ich werde ihn dir so bald wie möglich besorgen …«, würgte Flagit mit erstickter Stimme.
    »Nein, du wirst ihn mir jetzt besorgen! Heute noch!« kreischte Nabob – der unerträgliche Druck der bevorstehenden Wahl stieg täglich an. »Laut neuesten Peinigungsumfragen liegt Seirizzim weit vor mir. Wenn ich keine Beweise liefern kann, werde ich verlieren …«
    »Laß mich nur noch die …«
    »Nein! Ich werde dieses Vieh zurückbringen«, zischte Nabob und deutete mit geringschätzigem Blick auf die Stalagmilbe.
    »Aber ich muß noch …«
    »Geh jetzt und nimm das hier mit.« Nabob drückte Flagit einen kleinen Beutel in die Klaue und stieß ihn in Richtung des Phlegethon. »Bring mir einen General!« krächzte er und verschwand in der Dunkelheit.
    »Bring mir einen General«, murmelte Flagit mürrisch vor sich hin, während er geknickt auf den Fluß zu marschierte. »Warum kann er sich nicht selbst darum kümmern? Warum muß immer ich alles machen?«
     
    Zu seinem großen Erstaunen war alles viel leichter, als er es erwartet hatte. Sicher, er hatte sämtliche Vorlesungen [8] besucht, aber gewisse Dinge hörten sich nun mal in der dunklen Behaglichkeit eines warmen Vorlesungssaals leichter an, als sie sich dann an einem windigen Berghang umsetzen ließen, der nur wenige Meter von den kriegsverwüsteten Landstrichen der Ghuppy Wüste entfernt lag.
    Dennoch war Knalli J’hadd heilfroh, daß es ihm gelungen war, die Spur der Schäfer so weit zu verfolgen. Er war der lebende Beweis für den hohen Standard der vom Geheimdienst zur Unterwanderung religiöser Untergrundaktivitäten angewandten Unterrichtsmethoden.
    Er stand in der Mitte des breiten Pfades aus heruntergetrampeltem Gras, der direkt vom Hauptportal der Abtei Synnia in das Freilufttheater führte, das für die alljährlich stattfindende Warzenschweinprüfung von Lammarch verwendet wurde, und atmete zufrieden durch.
    Jetzt konnte die wirkliche Arbeit beginnen. Dazu schlug er das kleine Gesangbuch auf, starrte auf die mittlerweile völlig zerlaufene und nicht mehr zu entziffernde Schrift und machte sich daran, dem unschätzbaren Reichtum an gesammeltem Beweismaterial neue Fakten hinzuzufügen. Schließlich hatte Knalli J’hadd die letzten vierzehn Jahre beim GURU als Seelenwachtmeister auch deshalb verbracht, um zu wissen, daß wirklich alles – egal, wie unwichtig es auf den ersten Blick auch erscheinen mochte – etwas zu bedeuten hatte. Selbst die geringfügigste Einzelheit des winzigsten Bruchstücks von allem Möglichen konnte genau jenes Etwas sein, das er so dringend brauchte … Also, wo war es?
    Hier und jetzt gab es reichlich von allem Möglichen, er stolperte quasi darüber. Die ganze Gegend hob und senkte sich förmlich vor schreienden Möglichkeiten, und alle riefen ihm entgegen, sie seien dieses entscheidende Etwas! Umgekippte Tische, zertrampelte Anzeigetafeln, Grasbüschel, die geworfen worden waren und nun überall auf dem Rasen verstreut herumlagen, Teile der verbogenen Klinge eines Krummdolches … überall lag alles Mögliche herum …
    Doch das entscheidende Etwas konnte er nicht finden. Das winzige Stückchen, das ihm das WARUM? verraten würde!
    Sobald er das WARUM? kannte, könnte er das WER? herausfinden, dann das WO? und möglicherweise auch noch das WER SONST NOCH? entdecken, und schneller als erwartet hätte er die Katze im Sack. Er zog den Kragen des Regenmantels bis über die Ohren und scharrte gedankenverloren im Gras herum. Die Vorgehensweise, wie sie in der allherbstlichen Vorlesungsreihe über ›Gedankenprozesse im Kontext mit der Vorrangigkeit von stichhaltigen Beweisen‹ empfohlen worden war, hatte er bereits ausprobiert, da er aber nicht einmal den Titel diese Kurses verstanden hatte, war er damit nicht weit gekommen. Deshalb versuchte er es nun mit einem eher kulinarischen Ansatz, indem er mit dem Blick genußvoll nackte Tatsachen aufsaugte, sie gründlich zerhackte und in die glühende Hitze der Erleuchtung warf. Er platzte vor Spannung, als riesige Dampfwolken schmorender Bedeutungslosigkeit verbrannten, er jubelte, als Wolken verpuffender Belanglosigkeiten

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