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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Fangarme, mit denen die Panik ihn an den Fußknöcheln zu fassen suchte. Er stürzte zum Schreibtisch, rettete sich auf einen Stuhl, zog die Beine an und umklammerte sie fest. Steckte den Kopf zwischen die Knie und schaukelte langsam hin und her.
    Zum ersten Mal in dreizehn Jahren hatte Swinehunt Angst. Entsetzliche Angst.
    Er hatte fast schon vergessen, wie das war. Dreizehn Jahre mußte er zurückdenken, vor dreizehn Jahren hatte er zum letzten Mal Vergleichbares erlebt und empfunden: Damals, als er sich (nachdem er im Alleingang die Krapathen überquert hatte) darauf vorbereitete, Eingang zu finden in Schloß Isolon, dem Bollwerk des Feindes – mit nichts anderem bewaffnet als einem Haufen falscher Papiere, einer Absichtserklärung, seinem hellen Kopf und seinem Talent, das Blaue vom Himmel herunterzulügen. Vor Angst mehr tot als lebendig, äußerlich aber selbstsicher und anmaßend, war er vor die Schloßwache hingetreten und hatte Audienz beim König gefordert. Jetzt gleich? Selbstverständlich jetzt gleich! Es handelt sich um eine wichtige Angelegenheit und – nein, ich werde nicht genauer erklären, worum es sich handelt. Nein, ich bin kein Vertreter! Mein Name ist Swinehunt – das muß genügen! Bringen Sie mich jetzt zum König. Ja, jetzt ! Sofort!
    Seit jenem Augenblick war selbst er beinahe davon überzeugt, daß er Swinehunt und nicht der vormalige cranachische Innenminister war. Fisk gab es nicht mehr. Fisk war tot – lang lebe Swinehunt! Nur wenige Jahre hatte es dann gedauert, und die Macht hatte ihn vollkommen und restlos korrumpiert und verdorben. Nach einer Reihe durchtriebener, fachmännisch durchgeführter Manöver, viel zu abgefeimt, als daß der junge König Klayth Verdacht hätte schöpfen können, hatte sich Swinehunt eine Machtposition verschafft, die es ihm ermöglichte, alles zu steuern, was im Schloß vor sich ging. Jeder, der sich auch nur im geringsten verdächtig machte, verschwand, alle anderen wurden entlassen. Ich bin es, der das Zepter schwingt, sagte er sich, nicht Klayth! Nicht dieser Marionettenkönig, der alles, was er kann, von mir gelernt hat; den ich – wie alles andere in diesem jämmerlichen, schäbigen Königreich – nach meinen Vorstellungen geformt und gezogen habe! Und während er das dachte, zensierte sein Gehirn säuberlich die eher unangenehme Erinnerung daran, wie unmißverständlich und anschaulich bei seiner Entlassung aus cranachischen Diensten König Erdrosselbart und die Mitglieder des Rates geschildert hatten, welches Schicksal ihn erwarten würde, sollte seinem Vorhaben kein Erfolg beschieden sein; was ihm drohte, sollte er dann auch nur daran denken, jemals wieder einen Fuß auf cranachisches Territorium setzen zu wollen.
    Aber es hatte funktioniert, alles war wie von ihm geplant gelaufen! Je mehr er darüber nachdachte, um so weniger verstand er es. Er hatte seine Arbeit gemacht – so gut gemacht, daß auch für ihn das eine oder andere dabei abfiel. Cranachan bekam seine Zehntenlieferungen, er hatte die Invasion von Isolon verhindert… Und wozu das alles? Dreizehn Jahre lang hatte er sich abgeschuftet, dreizehn Jahre lang hatte er es auf einem Thron ausgehalten, der sich jeden Augenblick in einen Schleudersitz verwandeln konnte… und jetzt wollten sie ihn einschüchtern und hetzten ihm riesige Ritter auf den Hals, die nie gelernt hatten, wie man auf ganz normale Art und Weise eine Tür öffnet! Nicht mit mir, dachte er. Damit kommen sie nicht durch! Sie werden schon sehen, was …
    Swinehunt brummelte, jammerte und nörgelte still vor sich hin, umklammerte fest seine Knie und schaukelte auf dem Stuhl hin und her.
     
    »Horch!« Hohl hallte Hogsheads Stimme durch den langen düsteren Gang.
    »Was?« fragte Courgette.
    »Da kommt jemand.«
    »Na endlich«, knurrte Firkin gereizt. »Wir gehen ja auch schon ewig durch diesen Korridor!«
    »So lang auch wieder nicht!« nahm Hogshead Courgette in Schutz.
    In weiter Ferne war das Geräusch von Schritten zu hören, regelmäßig und schwer. Es wurde zunehmend lauter.
    »Vielleicht ist es mal jemand, der sich hier auskennt«, bemerkte Firkin sarkastisch. Die Bemerkung war ganz gezielt an Courgette gerichtet. Und sie saß.
    »Was kann ich denn dafür, daß ich hier noch nie war?« schrie Courgette und stampfte mit dem Fuß. »Ist eben ein riesiges Schloß!«
    »Du hast dich also schon wieder verlaufen!« stichelte Firkin weiter. Die Belastung war zu groß für ihn, er war gereizt und angespannt. Courgette

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