Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
auf!«
    »Mmfllbff!« setzte Hogshead dagegen.
    »… und sei leise!«
    »…!«
    »Ich – ich wollte dich wirklich nicht aufwecken. Ich muß dir nur sagen, und zwar von Angesicht zu Angesicht …« Die Hand wurde von Hogsheads Mund genommen, der Eindringling richtete sich auf und stand als dunkle Silhouette im Mondlicht, das durch das Fenster ins Zimmer fiel. »Ich hab’s einfach nicht fertiggebracht, einfach fortzugehen und dir einen Zettel zu hinterlassen. Aber ich kann nicht mehr so weitermachen. Jetzt nicht mehr.« Firkin hatte große Mühe, ruhig und gefaßt zu sprechen.
    »Warum fällst du eigentlich wie ein Irrer über mich her?«
    »Das will ich dir doch gerade erzählen.«
    »Was?«
    »Ich hab keine andere Wahl. Ich habe die Sache nicht mehr in der Hand. Ich kann so nicht mehr weitermachen.«
    »Hä … Was?«
    Firkin schluckte aufgeregt, seine Stimme zitterte. »Mir bleibt nichts anderes übrig. Es gibt keine andere Möglichkeit. Ich habe mir das lange und sehr genau überlegt. Versuch nicht, mich zurückzuhalten. Es ist alles ganz allein meine Schuld. Ich … Ich hasse es, so … auf diese Art fortzugehen … einfach so zu verschwinden. Es gäb soviel, was ich ihr erklären müßte. Soviel, was ich ihr noch sagen wollte, bevor ich … Ich weiß, daß es feige ist, sich so davonzumachen, heimlich und stillschweigend und mitten in der Nacht. Es wird heißen, ich hab’s nur getan, um Aufsehen zu erregen. Aber sie werden mich nicht aufhalten. Verstehst du – ich hab einfach keine andere Wahl. Keine andere Wahl.« Er stand auf und ging rasch davon. Nur mit großer Mühe konnte er noch verhindern, daß der Damm brach, hinter dem sich ein Tränensee staute. An der Tür blieb er noch einmal stehen, drehte sich um und flüsterte: »Sag ihr, daß ich … ich …« Er drehte sich um und rannte davon.
    »Und was soll ich ihr sagen … Und warum?«
    Hogsheads Frage war an einen vom Mondlicht beschienenen Fleck gerichtet, an den Fleck, an dem Firkin eben noch gestanden hatte. War es nur ein Traum gewesen? Hatte Firkin das wirklich alles gesagt? Warum ›hatte‹? Warum dachte er in der Vergangenheitsform? Es konnte kein Traum gewesen sein! Dafür war alles viel zu klar, viel zu deutlich, viel zu handfest. Zum Beispiel sein Arm: er tat weh.
    Und plötzlich schlängelte sich, zunächst noch schwach und undeutlich, ein schrecklicher Gedanke durch den chaotischen Wildwuchs in seinem Kopf. »Hat er wirklich gemeint, was ich meine, daß er gemeint hat: … ›kann so nicht mehr weitermachen‹ … ›keine andere Wahl‹ … ›feige, sich so davonzumachen‹ … ›Sag ihr, daß ich … ich …‹?« Dann fingen dröhnend alle Alarmglocken zu läuten an, so laut, daß Firkins letzte Worte in diesem Lärm untergingen.
    Mit einem Satz war Hogshead aus dem Bett, warf sich seine Jacke über, fuhr in die Schuhe, rannte zu Firkins Hütte hinüber, spähte nur wenige Minuten danach durchs Fenster und sah ein leeres Bett in einem sauber aufgeräumtem Zimmer. Es stimmte tatsächlich. Er wollte es wirklich tun.
    Hogshead mußte ihn finden. Und zwar schnell. In Zeiten wie diesen durfte man Firkin nicht alleinlassen. Er sah sich um und überlegte. Wo war er hingegangen? Wohin?!
    Hogshead drehte beinahe durch. Dann rannte er los und lief, so schnell er konnte.
    Hoffentlich in die richtige Richtung!
    Hoffentlich konnte er seinen Freund noch einholen …
     
    Langsam stand Dawn am Morgen nach dieser Nacht auf.
    Sie schleppte sich aus ihrem Zimmer und hielt dabei krampfhaft den winzigen Papierfetzen fest, den sie unter ihrem Kopfkissen gefunden hatte. Literweise stauten sich die Tränen hinter ihren Augen, sehr dicht hinter ihren Augen.
    »Wyllf? Hast du Firkin heute morgen gesehen?« Schurl spülte das Frühstücksgeschirr ab.
    »Nein.«
    Dawn blieb stehen. Sie horchte an der Tür. Sie zwang sich, ganz ruhig zu bleiben; bemühte sich, zu verdrängen, was sie glaubte, aber nicht glauben wollte.
    »Er war nicht beim Frühstück, und sein Bett ist gemacht.«
    »Hm«, grunzte Wyllf.
    »Das ist sehr merkwürdig.«
    »Wahrscheinlich ist er wieder bei diesem Franck. Hört sich bestimmt wieder den Schund an, den der zu erzählen hat.«
    »Sonst geht er aber ohne Frühstück nicht aus dem Haus.«
    »Schurl! Ich weiß nicht, wo unser Sohn ist. Ich weiß nur, wo er nicht ist: im Garten, um mir zu helfen. Er ist ja nie im Garten und hilft mir.«
    Plötzlich flog die Tür auf, und eine pummelige rotgesichtige Frau platzte wie ein Wirbelwind in die

Weitere Kostenlose Bücher