Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
geregnet hätte, hätte es ihn gewundert, wenn der Regen die Straße überhaupt erreicht hätte.
    »Hat er gesagt, wie weit wir die erste links runtergehen müssen?«
    »Hat er nicht. Aber wenn wir nicht bald da sind, kehre ich um und … Paß auf!«
    Hoch über der Straße hatte jemand ein Fenster geöffnet, jemand, der einen großen Kübel in den Händen hielt. Zu spät, viel zu spät sah Hogshead hinauf. Wer immer dort oben stand, er stülpte – ohne seine Unterredung zu unterbrechen, die er mit jemand im Zimmer führte – gedankenlos den Kübel um, gleichgültig, wie man eben eine ärgerliche häusliche Pflicht erledigt. Zu spät, viel zu spät setzte sich Hogshead in Bewegung. Firkin wandte sich ab und krümmte sich, als sich ein Katarakt pikanter und weniger pikanter Hausmüllreste auf Hogshead ergoß. Das Fenster schloß sich wieder, niemand dort oben hatte bemerkt, was unten vorgefallen war. Hogshead stand da und glänzte wie Straßenpflaster. Eine spiralig geringelte Kartoffelschale hing ihm in die Stirn und rutschte, gefolgt von diversen Karottenschnipseln, schlängelnd nach unten. Angeekelt schüttelte er den Kopf und setzte dadurch weitere Kartoffelschalen in Bewegung.
    »Solltet echt besser aufpassen, ihr Süßen! Besonners hier inner Gegend!« Eine große Frau trat aus dem Dunkel einer versteckten Pinte in das nicht ganz so finstere Dunkel der Seitenstraße und sah den begossenen Hogshead mitleidig an. »Treib’n sich Tiere rum hier, Schätzchen. Viehisch, sag ich euch.«
    Und wie zum Beweis schlitterte eine ansehnliche Ratte von der Straße, die nur knapp dem mörderischen Tritt eines spitzen Damenschuhs entkommen war.
    »Seid wohl nich ausser Gegend, ihr zwei?« fragte sie Hogshead, der sich bemühte, sein Erscheinungsbild wieder in Ordnung zu bringen.
    »Nein«, antwortete Firkin. »Woran sehen Sie das?«
    »Erst mal hättet ihr besser aufgepaßt, und außerdem hab ich euch zwei Hübsch’n noch nie in meim Revier geseh’n. Und in meim Revier gib’s kein, den ich nicht kenn. Is ja schließlich mein Job, klar?« Sie sah den triefnassen Hogshead an und lächelte.
    »Woll’n erst mal seh’n, daß wir dich wieder sauber krieg’n, Schätzchen.« Und ohne auf eine Reaktion zu warten, war sie im Dunkel verschwunden.
    Hogshead sah Firkin verdattert an, und Firkin zuckte ebenso ratlos die Achseln.
    »Mach schon, Kleiner. Ich weiß zwar nix von dir, aber die ganze Nacht hab ich auch nich Zeit.«
    Die Jungen traten in das Dunkel und folgten der Frau, die sie durch enge Gäßchen führte, durch Lücken in Zäunen, um finstere und anrüchige Wohnblocks und plötzlich in einem eigentümlich rosafarbenem Hauseingang verschwand. Sie gingen ihr nach, ein wenig zögernd zwar, doch ohne sich etwas dabei zu denken. Firkin sah auf den verwahrlosten Bodenbelag – der Fußboden fühlte sich merkwürdig elastisch an. Ein langer dünner Finger tauchte aus einer Seitentür auf und winkte sie hinein.
    Das Geräusch laufenden heißen Wassers und der Duft erfrischenden Badeöls begrüßten sie mit einem ungewohnten, aber angenehmen Aroma. Die Frau drehte das Wasser ab und ging auf Hogshead zu.
    »Also gut, Herzchen. Dann woll’n wa mal loslegen. Am besten damit, oder?« Geschickt knöpfte sie Hogshead die Jacke auf.
    »Bist ein kleiner Stinker, was, Schätzchen? Muß dir nix denken – dauert nicht lang, und du duftest wie eine Rose. Und du kanns mit Wondabra nach neb’nan geh’n«, sagte sie zu Firkin und einer anderen großen und bemerkenswert spärlich bekleideten Frau, die eben lächelnd ins Zimmer getreten war.
    Der Schmutz der vergangenen Tage, das dämmrige Rotlicht und Hogsheads bekümmerte Miene – alles das verbarg die Tatsache, daß Hogshead für diese Art individueller Betreuung viel zu jung war. Im Duft der Badezusätze und aufgrund seiner völligen Erschöpfung bemerkte er überhaupt nicht, daß er im Handumdrehen vollständig und äußerst sachkundig entblößt worden war. Maisy lächelte ihn süß an, entfernte auch noch die letzten Kleidungsstücke und beförderte ihn in das heiße schäumende Bad.
    »Ich laß dich jetzt allein und mach dein Zeuch sauber. Is alles inklusiv, Schätzchen!«
    Sie schüttelte den Kleiderhaufen, horchte, ob irgendwo Bargeld klimperte, ging aus dem Zimmer und ließ den rapide erschlaffenden Hogshead allein.
     
    Die Kriegsherren von Isolon – fürwahr ein prächtiger Titel: ein Name, der von Macht kündet, von kühnem Mut, von Ruhm und Ehre. Ein Begriff, der an eine

Weitere Kostenlose Bücher