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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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einer von seinen Zuhörern.
    »Das Königreich is in eim misch … hick, miserablen Ssuschtand …«
    »Wie du, Kumpel, wie du. Hab doch gesagt, er braucht’n Kübel! Hab ich doch, oder?« Erneut brüllendes Gelächter.
    Firkin kämpfte sich tapfer weiter: »Die Schteuersässe, Schteuersätze sin bluzz… bluzzsau… hick, blutsaugerrr … sin sehr hoch. Wir ham nix zum Essn, un meine Schweschter hungert und is krank …«
    »He Gnorm! Hol’ schon mal die Geigen raus!«
    Firkin nahm noch einen Schluck. »Fassalle, hick, fast alle Leehmsmittl verschwindn auf Nimmawiedasehn: im Schloß! Beim König! Das Schloß muß voll sein mit Schätze und Leehmsmittl! Gibs überhaupp kein Ssweifl!«
    Das Publikum hörte jetzt kaum noch zu.
    »Unn dessch… deshalb schtehe ich jezz vor Ihnen, meine Herrn! Meine sehr verehrten Herrn: Wir brauchen ein Tiiim, hick, ein Team fachkunniger Attat… Attättt… Männer, die bereit sind, mit unssu … mit uns zu kommen und das Königreich von diesem schlechten, gemeinen und niederträchtigen König zu befrein – und sswar ein für allemal!«
    Die Menge hatte endgültig jedes Interesse verloren. Schätze: gut und schön. War natürlich nicht uninteressant, die Vorstellung, Reichtümer zu besitzen, die selbst das noch übertrafen, was man sich in seinen wildesten Träumen zusammenphantasierte; die Vorstellung, Macht und Ansehen zu besitzen, wie nur Geld sie verschaffen und garantieren kann – bitte, immer her damit, nix dagegen … Aber nur, wenn man dafür einen König umlegt? Nein. Das dann doch nicht. Viel zu anstrengend.
    Der Stimmengewirr wurde zunehmend lauter, der Lärm immer größer, das Publikum hatte sich endgültig anderen Konversationsthemen zugewandt.
    Entweder ignorierte Firkin die Tatsache, daß ihm keiner mehr zuhörte, oder er war schlichtweg so betrunken, daß es ihm gar nicht auffiel.
    »… winkt jedem, der schich unsch anschliisss, eine phantasssische Belohnung«, machte er weiter, ungehört und unbeachtet. »Wir garantiern angemessene Gewinnbeteiligung. Aber erss gilt es, hick, mantsch… mancherlei Gefahr ssu beschteehn. Die Palasswache iss mit riesign, scheussslich schpitzzn Schwertern gerüssset, mit gewaltign Ä… Äkss… Ähhxxnnn …«
    Firkins flammende Appelle gingen hoffnungslos unter im Lärm, der in einer Pinte herrscht, in der sich ein Haufen desinteressierter Leute drängelt.
    »… Moment, ein Aug’nblick noch«, mühte er sich brav. »Jeder, der mit unsch kommt, wird schagenhafte Reichtümer erlangn. Hicksch! Wird scho schagenhaff reisch werdn, wie er schischs schelbsch in scheinen küüühnschen Träuen nich …«
    Er hob seinen Krug, rutschte in einer Bierpfütze aus und war mitten im Satz unter der Theke verschwunden. Was mit Ausnahme von Hogshead und Raphgyr niemand bemerkte. Der Wirt sah den auf dem Bauch liegenden Hogshead an, der von zwei nadelspitzen Schwertklingen wie ein präparierter Schmetterling am Boden festgespießt war, schüttelte mitfühlend den Kopf und winkte die Schwertträger zu sich. Die beiden wurden für ihren Pflichteifer mit je einem Krug Bier vom feinsten belohnt, und hatten im selben Augenblick schon den bibbernd am Boden liegenden Hogshead vergessen. Innerhalb weniger Minuten spielte sich das Leben wieder dort ab, wo es sich im Silbernen Spucknapf üblicherweise abzuspielen pflegte: in den tiefsten Tiefen des Lasters und der Verworfenheit.
     
    Fisk schlenderte lässig durch die cranachische Fernmeldezentrale, trommelte mit behandschuhten Fingern gegen die Käfige an der Wand und scheuchte damit das gefiederte Telepac auf: Das dumpfe Gurren wurde lauter, das Gerassel, mit dem Schnäbel gegen blecherne Futtertröge pickten, wurde heftiger. Der Schwarzgekleidete konnte die blöden Viecher nicht ausstehen. Es machte ihn krank, daß die Effizienz der cranachischen Tele-Kom davon abhing, ob eine Taube von weiß-Gott-wo und von weiß-Gott-wie-weit-entfernt wieder hierher zurückfand. Für ein leitendes Mitglied des Cranachischen Rates, für jemanden, der so ehrgeizig war wie er, arbeitete dieses System deprimierend langsam und unerfreulich unilinear. Fisk haßte es. Immerhin schrieb man das Jahr 1025 MEZ und war noch immer auf diesen grauenhaften Anachronismus angewiesen. Und nie wußte man, wie lange die Nachrichtenübermittlung dauern würde! Der Tauberer konnte ja vielleicht irgendwo gemütlich Pause machen … oder war einem räuberischen Wandervogel zum Opfer gefallen … oder einem drallen, brütigen Täubchen… Und

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