Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
wer garantierte einem, daß der verdammte Vogel mit einer Information von größter Importanz nicht einfach auf- und davon- und weiß-der-Himmel wohin flog? Nur so – weil es ihm Spaß machte?
    Was ihn aber am meisten ärgerte und deprimierte, war die Tatsache, daß selbst in außergewöhnlichen und aufregenden Zeiten, zu Zeiten militärischer Operationen etwa, dieser flügellahme Nachrichtenverkehr nur ausschließlich in einer Richtung funktionierte. Wer ausrückte, nahm einen Vogel mit und schickte ihn mit einer Nachricht wieder zurück. Schickte damit Nachrichten an ihn, Nachrichten und Aufträge, die er dann auszuführen hatte! Was taugte ein Kommunikationssystem, wenn man niemanden anbrüllen konnte? Wie sollte man führen, wenn man nicht befehlen konnte? Es war ein System, das auf Treu und Glauben angewiesen war. Und das waren Artikel, in denen Fisk nichts vermochte.
    Er blieb stehen und schnitt dem nächstbesten Käfiginsassen eine Grimasse. Klopfte an das Gitter und kicherte vergnügt, als die Taube ängstlich zurückwich.
    »Graaaa!« schrie er, um ihr noch etwas mehr Angst einzujagen. »Graaaa! GRAAAA!«
    »Herr!« Die Tür zur Nachrichtenzentrale stand offen, ein Fernschreiber war eingetreten. Fisk blickte auf und strich sich die Haare glatt.
    »Was ist?«
    »Herr, eben kommt eine Nachricht rein.«
    »Endlich!« Fisk rannte an dem Fernschreiber vorbei und stürzte in den Landeraum. Eine hellgraue Taube flatterte eben elegant zum offenen Fenster herein und setzte mit scharrenden Krallen auf dem breiten Steinsims auf. »Schnapp sie dir!«
    Ein Mitarbeiter des Fernschreibers stürzte sich auf den Vogel, hatte ein bißchen Mühe, die flatternden Flügel festzuhalten und gab ihn – Füße voran – an Fisk weiter. Fisk zerrte ungeduldig an der Kapsel, die die Taube am Bein trug, nahm sie – nach viel Gekreisch sowohl von Seiten des Vogels als auch von seiner Seite – ab und setzte sich an den Tisch. Er fluchte ausgiebig über die Kratzer und Schrammen an seinen Handschuhen und wunderte sich wieder einmal über dieses System, das so dumm war, Vögel zu beschäftigen, die keine Hemmungen hatten, ihre Krallen auch einzusetzen. Dann öffnete er die Kapsel, zog ein Pergamentröllchen heraus und las:
     
    Auftrag ausgeführt – Stop – Armee Isolon in Gefangenschaft – Stop – Dauer der Aktion: zweieinhalb Minuten – Stop – Du schuldest mir vierzig Schillinge – Stop – Thatarr
     
    Verdammt! Er wußte ja, daß die in Isolon Einfaltspinsel waren. Daß sie aber so blöd waren und auf die in der Augustnummer des Strategen veröffentlichte Kampfplanung hereinfallen würden – das hatte er nicht glauben wollen. Zwanzig Schillinge darauf zu setzen, das hatte er sich eingehen lassen. Und für den Fall, daß der Sieg in weniger als drei Minuten errungen würde, hatte er seinen Einsatz verdoppelt. Er hatte es riskiert, weil er nie daran geglaubt hatte, daß die in der Augustnummer des Strategen publizierte Strategie funktionieren könnte. Er fluchte wieder. Schüttelte den Kopf. Diese isolonschen Waschlappen waren schuld, daß er vierzig Schillinge in den Sand gesetzt hatte! Er fluchte noch einmal und verlängerte damit seine sowieso schon ziemlich lange Liste verabscheuungswürdiger Kreaturen um das gesamte Isolon und noch einiges andere mehr.
     
    Der rasende Paukenschläger war zurückgekehrt und fegte, wie besessen hämmernd und Wirbel schlagend, durch die immens empfindlichen Nervenbahnen in Hogsheads benebeltem Hirn. Firkin ging es auch nicht gerade gut.
    Die Jungen lagen im Rinnstein einer miesen, feuchtglitzernden Seitenstraße vor der Tür des Silbernen Spucknapfs. Überall sonst in der Welt ging jetzt – und wenn vielleicht nicht genau jetzt, dann doch zu irgendeiner anderen Tageszeit – die Sonne auf. Wie der kahle Schädel eines orangeroten Riesen hatte sie sich über der Östlichen Lausee erhoben und blickte herab auf die wenigen unter den stämmigen Frauen der Kanutenvölker, die sich nach den anstrengenden nächtlichen Ausschreitungen (um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: es handelte sich selbstverständlich um eine Aktion militärischer Natur) noch auf den Beinen halten konnten. Ihre Strahlen funkelten und tanzten silbrig und blau über die Gletscheröden der Angstarktik, beschienen, wärmten und besonnten jeden Winkel auf jener Hälfte der Erdkugel, die nicht in ihrem Schatten lag. Jedes Fleckchen – nur nicht Guldenburg. Hier, im feuchtkalten, finsteren Herzen der

Weitere Kostenlose Bücher