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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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… Aber diese Kenntnis wollte er den anderen nicht gerade auf die Nase binden. Versonnen tippte er sich mit dem schwarzbehandschuhten langen Zeigefinger ans Kinn.
    »Und was haben wir davon, wenn alle diese Zehntenlieferungen in Isolon drüben liegen?« fragte Gympl.
    »Wir brauchen lediglich«, fuhr Fisk fort und sah mit wildfunkelndem einäugigen Blick in die Runde, »jemanden, der auch im Ausland seinen Mann stehen kann. Jemanden, der sich in einem fremden Königreich – in unserem Fall hieße das genaugenommen im Schloß Isolon – eine Machtposition zu verschaffen weiß. Wenn wir diesen Jemand hätten – dann hätten wir gut lachen.«
    Die vier anderen Mitglieder des Rates blickten sich nachdenklich an, sahen Fisk an und fingen dann tatsächlich zu lachen an. Den Innenminister befiel die dunkle Ahnung, daß er gerade etwas gesagt hatte, das er zu gegebener Zeit noch einmal zutiefst bedauern sollte.
     
    Wenn sie noch einmal ›Was bist du aber auch für eine süüüße Eule!‹ sagt, reiß ich ihr ein Ohr ab! dachte Arbutus, der immer noch auf Courgettes Schulter hockte. ›Süß‹! Ich bin nicht ›süß‹! Prächtig, majestätisch, stattlich … Himmel, es gibt doch wirklich genügend Wörter! Warum muß sie sich ausgerechnet ›süß‹ aussuchen? Courgettes endloses Gesülze war ihm ziemlich schnell auf die Nerven gegangen.
    »Ihr wollt also behaupten, daß die Eule euch gehört«, sagte Courgette. Ihre Stimme klang hohl in dem engen Tunnel, der ins Schloß Isolon führte.
    »Na ja, nicht direkt«, sagte Firkin. »Wir passen nur manchmal auf sie auf.«
    »Nicht sehr gut, wie mir scheint«, gab sie schnippisch zurück.
    »Sie ist uns weggeflogen. Arbutus ist manchmal ziemlich unartig.«
    Pfff! – so hätte es sich angehört, wenn Arbutus etwas gesagt hätte.
    »Kann ich mir vorstellen. Aber er ist doch soooo… reizend!« gurrte Courgette.
    Knapp … Sehr knapp, dachte Arbutus. Glück gehabt! Sonst würde sie jetzt nur mehr halb so gut hören!
    »Es ist ein Freund von uns«, sagte Hogshead.
    »Wer?« fragte Courgette.
    Jetzt klaut sie mir auch noch meinen Text! dachte Arbutus. Typisch!
    »Der Mann, dem Arbutus gehört.«
    Gehört! Pah. Hast du eine Ahnung. Arbutus war entrüstet. Er trommelte leicht mit einer Kralle.
    »Und? Wo ist dieser Mann?« fragte Courgette.
    »Er ist uns die ganze Zeit gefolgt.«
    »Du wirst ihn bestimmt gleich zu sehen bekommen«, versicherte Firkin.
    »Und mein Vater wird dich gleich zu sehen bekommen.« Courgette sah Arbutus an. »Ich kann es schon kaum mehr erwarten.«
    Sie öffnete die große Holztür am Ende des Geheimgangs und betrat die Schloßküche.
    Firkin und Hogshead folgten ihr, blieben wie angewurzelt stehen und sahen sich staunend um. Sie hatten das Wort ›Küche‹ schon so oft gehört, hatten es schon so oft selbst ausgesprochen, daß sie genau zu wissen glaubten, was es bedeutete. [xiv]
    Und doch schien ihnen dieses vertraute Wort nicht geeignet, um mit ihm den Raum zu bezeichnen, in den sie jetzt eingetreten waren.
    Es war vermutlich der größte Raum, den sie jemals gesehen hatten. Sowohl die Hütte, in der Firkin lebte, als auch die Hütte, in der Hogshead lebte, hätte man hier bequem in einem der kleineren Winkel unterbringen können. Vor einer Wand stand ein riesiger, gußeiserner schwarzer Herd, auf dem mehrere Töpfe leise vor sich hinsimmerten. Sie sahen Küchenregale, die bestückt waren mit glänzenden Kupferpfannen, Terrinen, Schöpfkellen, mit Back- und Bratformen, von deren Verwendung sie nicht die leiseste Ahnung hatten.
    Auf einem der Regale lag ein Tablett mit Keksen, die zum Auskühlen dort abgestellt waren. Krüge, Töpfe, Säcke – alles war ordentlich in die Fächer an den Wänden eingeräumt, Geflügel und Wild hing an Fleischerhaken an der Decke. Es roch phantastisch. Eine Fülle unbekannter Düfte wirbelte wie eine Horde wildgewordener olfaktorischer Dämonen in diesem Raum durcheinander. Was sie hier rochen, was sie sahen und auf der Zunge schmeckten, war das atmosphärische Gegenstück einer Minestrone. Nur eines fehlte …
    In einer Küche, die beinahe so groß war wie das Dorf, in dem man aufgewachsen war, rechnete man verständlicherweise damit, dem einen oder anderen Menschen zu begegnen. Doch diese Küche war – abgesehen von zwei Jungen, einem Mädchen, einer Eule und einer im Augenblick zu Tode erschrockenen Maus – vollkommen leer.
     
    Seit jeher, beinahe seit Anbeginn der Zeit, haben Philosophen, Dichter, Naturkundler,

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