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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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auch jetzt schon ganz angenehm. Doch das sollte sich ändern. Und zwar sehr schnell und sehr nachhaltig.
    Die Debatte im Konferenzsaal des befestigten Reichspalastes zu Cranachan schleppte sich matt und fade dahin. Auch das sollte sich ändern.
    »… und die Kriegsgefangenen benehmen sich recht anständig, Sire«, berichtete der Hochverheerenswerte Thatarr dem Vorsitzenden des Rates, König Erdrosselbart. »Wir haben von Anfang an für Zucht und Ordnung gesorgt. Wir haben die erforderlichen Anordnungen erlassen und die Gefangenen höflichst ersucht, sich an diese zu halten.«
    »Sehr gut. Ein ordentlicher Sieg. Gut gemacht.« Der König war begeistert.
    »Nicht ganz, Sire«, meldete sich Frandl, der Erzkanzler kaum vernehmbar.
    »Und wie darf ich diese Zwischenbemerkung verstehen?« fragte der König.
    »Nun, Sire, Hohes Haus, wir werden die dreitausend Kriegsgefangen wohl ernähren müssen, solange sie bei uns, äh, zu Gast sind. Hat man schon einmal bedacht, wie das bewerkstelligt werden könnte?«
    Seine vier Ratsmitglieder stellten plötzlich fest, wie ungeheuer interessant es doch war, sich die Fingernägel einmal genauer anzusehen, oder den Riß im Verputz an der Decke, oder diese Kerbe in der Tischplatte …
    »Also?« Frandl ließ nicht locker.
    Undeutliches Gebrummel setzte ein. Fisk schnalzte mit dem Gummiband der Augenklappe.
    »Entschuldigung, Fisk. Aber ich habe das eben nicht ganz verstanden. Ein Geistesblitz? Irgendwelche famosen Vorschläge?«
    »Äh, selbstverständlich! Ha! Kein Problem!« Der Innerminister mußte feststellen, daß er plötzlich im Brennpunkt der Aufmerksamkeit stand. Im Brennpunkt der Aufmerksamkeit des Erzkanzlers vor allem. »Mit Hilfe der, äh, zusätzlichen Einkünfte aus dem Verkauf der Lemmingpelzwaren wird es uns ein leichtes sein, die entstehenden Kosten mehr als …«
    »Soll das ein Witz sein?« unterbrach ihn Gympl. »Habt Ihr Euch die Verkaufsstatistiken einmal angesehen?«
    »Je nun, äh, nicht in letzter Zeit, äh, ich hatte anderwär…«, verhaspelte sich Fisk und starrte ihn wütend und einäugig an. »Sind sie, äh, schlecht?« fragte er. Und wußte im selben Moment, daß er nicht hätte fragen sollen.
    »Schlecht?! SCHLECHT?! Selbst wenn wir unsere Kunden dafür bezahlen würden, daß sie uns das verdammte Zeug abnehmen, könnten sie nicht viel schlechter sein!« tobte, puterrot vor Zorn, der Minister für Handel und Gewerbe.
    »Worum geht es denn eigentlich?« fragte der König.
    Gympl legte ein Diagramm vor, auf dem eine Kurve eingezeichnet war, die eher der Fallgeraden eines handelsüblichen Ziegelsteins glich als der steil ansteigenden Linie, die die Entwicklungstendenz eines florierenden Unternehmens darstellt, das schwarze Zahlen schreibt. Es war keine unangemessene Übertreibung, wenn man das Ergebnis des Geschäftsjahres 1025 MEZ mit folgendem Wort kommentierte: katastrophal.
    Fisk schluckte heftig.
    »Und warum ist das so?« wollte der König wissen.
    »Keine Ahnung«, sagte Gympl. »Kurz nachdem man angefangen hatte, den Berg zu schleifen – ein aberwitzig teures Unterfangen, die Anregung stammt von unserem allseits hochgeschätzten Freund hier« – er holte Luft und starrte Fisk boshaft an –, »ging es mit den Verkaufsziffern bergab. Weltweit. Es hat Gerede gegeben, Gerüchte wurden verbreitet.«
    »Pah! Gerüchte«, höhnte Fisk.
    »Welche Gerüchte denn?« fragte der König Gympl und ließ Fisk dabei nicht aus den Augen.
    »Es wurde gemunkelt, das Tragen von Lemmingpelz stehe in ursächlichem Zusammenhang mit einer Serie mysteriöser Unfälle – es ging dabei um hohe Gebäude …«
    »Absurd!« kommentierte Fisk.
    »… und mit dem Verlust vieler Brief- und Handtaschen, die sich anscheinend wie von selbst – es war sogar von selbstmörderischer Absicht die Rede! – aus Taschen und von Schultern gestürzt haben sollen.«
    »Richtig«, bestätigte Frandl. »Ich habe ähnliches gehört.«
    »Ich habe sogar von Leuten erfahren, die ihren Balg von einem Medium…«
    »Wie – medium? Medium dry?« schaltete sich Thatarr ein, dem allmählich fad wurde.
    »Nein – von einem Medium! Einem Kontaktmann, Mittler zwischen Geistwesen und …«
    »Geistwesen? Weingeist, oder was?« grinste der Oberste Chef des Ministeriums für Sicherheit und Kriegsführung.
    »Nein – Medium! Medium wie … wie Kristallkugeln und Hokuspokus und Kokolores! Anscheinend waren sie der Meinung, daß in ihren Pelzen nach wie vor etwas, äh, also ein klitzekleines Stückchen

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