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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Diese zweisilbige kleine Nadel hätte den Ballon der delirierenden Fiktionen zum Platzen gebracht, hätte ihn in wild zappelnden Zickzacksprüngen, fläzig furzende Dementis absetzend, durch die Luft sausen lassen, hätte ihn in ein schrumpeliges, blamables Häufchen verwandelt. Doch diese Nadel hatte jeder ganz zuhinterst in die festverschlossenen Schubfächer seines Verstandes geräumt.
    Firkin und Hogshead waren von ihrem Erfolg überwältigt. Innerhalb nur weniger Stunden war es ihnen gelungen, in ganz Cranachan das Gerücht von den Gefahren des Lemmingfells in Umlauf zu bringen. Turgg Enjeff gab viertelstündlich Pressekonferenzen. Er hatte seinen Knüller und genoß seinen Ruhm. Jeder in Cranachan kannte die furchtbare Wahrheit über die Lemminge.
    Die zwei, die das Gerücht in die Welt gesetzt hatten, standen auf dem Stadtplatz in Cranachan und beobachteten die Menschen, die in hellen Scharen zusammenliefen, über die vor kurzem erst gekauften Lemmingpelzwaren disputierten und ihr Geld zurückverlangten. Die Händler leisteten erbitterten Widerstand und verweigerten vehement alle an sie gestellten Rückvergütungsforderungen. Und als die Nachfrage empfindlich zurückging, meldeten immer mehr Ausverkauf an, sie zappelten wie Fische in einem Wasserloch in der Wüste und schnappten verzweifelt nach dem Sauerstoff des Profits, bevor die sengende Sonne der Panik den Markt vollständig austrocknete.
    Die beiden Jungen waren außerordentlich zufrieden mit sich. Niemand mehr würde jetzt noch daran denken, wegen eines Haufens wertloser Felle, die kein Mensch haben wollte, in den Krieg zu ziehen. Sie hatten es geschafft!
    Sie hopsten und hüpften vor Freude, Euphorie und Erleichterung regneten auf sie herab, Tropfen, so groß wie der Inhalt einer Teetasse klatschten auf die Straße, sammelten sich und liefen in Rinnsalen bergab, wurden zu Bächen, zu reißenden Strömen der Freude, die sich ekstatisch über die Kanten der Bordsteine ergossen. Sie hatten gesiegt. Der Zukunft drohte jetzt keine Gefahr mehr. Schließlich wußte jeder, daß es blödsinnig war, wegen des Eigentumsrechts an den Lemmingfellen in den Krieg zu ziehen.
    Jeder wußte es … Nur die nicht, auf die es letztlich ankam.
    In der efeuüberwucherten Feste des cranachischen Reichspalastes ging das Leben unbeeindruckt weiter. Die Vorbereitungen für das bevorstehende Gefecht mit Isolon liefen auf Hochtouren, die cranachischen Spione lieferten umfangreiche, detaillierte Berichte über Truppenbewegungen, den neuesten Stand der Bewaffnung und die Moral der Truppe. Die Cranachische Informationsagentur filzte und wühlte so lange, bis die Wahrheit blaugefroren und nackt vor ihr stand, sie sammelte an jedem Punkt der Strecke Cranachan – Isolon Nachrichtenschnipsel zusammen und meldete Terrainabmessungen, Feuchtigkeitsskalen, Konstruktionsdetails von Viadukten und Ergebnisse von Belastungsprüfungen. Sie kannte jeden Felsbrocken, jede morastige Wegstelle, jeden Hügel und jede wacklige Brücke. Die CIA wußte, was man wissen mußte, damit der Einsatz der cranachischen Mannschaften und Kriegsmaschinen garantiert reibungslos und wirkungsvoll verlief; damit sichergestellt war, daß ein leichter und vor allen Dingen ein totaler Sieg errungen werden konnte. Aber um das zu wissen, war der Mitarbeiterstab der CIA in den strategisch wichtigen Bunkeranlagen tief im Innern des Palastes lange Zeit mit der Zusammenstellung und Auswertung dieser Informationsmassen beschäftigt.
    Viel zu beschäftigt, um den Cranachischen Merkur zu lesen.
    So lange beschäftigt, bis es zu spät war.
    Plötzlich schallten schmetternde Fanfarenstöße über die dichtgedrängte streitende Menschenmenge auf dem Marktplatz: Knarrend und rasselnd öffnete sich die mächtige Zugbrücke vor dem Haupttor des Palastes, ein Sperrfeuer schnarrender Kommandos war zu hören, dann das seismische Rumpeln, das eine ausrückende Armee erzeugt. Das schlagartig einsetzende rhythmisch-gleichmäßige Stampfen von weit über tausend Infanteristen sprengte die wüst rangelnden und feilschenden Grüppchen auf dem Platz auseinander, spülte wie eine Sturzsee über sie hinweg und ließ sie erschrocken verstummen – alle starrten wie gebannt auf das anrückende Spektakel.
    Gerüstet mit dem schwarzen cranachischen Panzerkleid, rückte die Armee aus und zeigte Flagge: die farbenprächtigen Standarten der Beleidigung, die laut knatternden Fahnen des Angriffs und die grellbunten Banner des Hohns; wie zwei zur ewig

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