Firkin 2: Die Frösche des Krieges
»Wenn Ihr jetzt etwa ein Loblied singen wollt auf die Schönheit neobarocker Kranzgesimse oder den hohen Wert eines kunsthandwerklich orientierten Architekturstils oder irgendeinen anderen vergleichbaren Blödsinn, dann werde ich höchstpersönlich dafür sorgen, daß …«
»Ich wollte damit lediglich die ausgezeichnete Tarnung gewürdigt haben«, stellte Fisk blasiert klar.
»Tarnung?«
»Tarnung! Sich als winziges wehrloses Dorf zu geben, das keinerlei Angriffsabsichten kennt, das sich für seine Existenz beinahe noch zu entschuldigen scheint – kann es denn eine bessere Möglichkeit geben, den Feind in die Irre zu führen?«
Fisk funkelte den finster dreinblickenden Thatarr hämisch an und grinste versteckt. »Ihr habt doch nicht etwa gedacht, wir hätten das falsche Ziel angesteuert? Ihr habt doch nicht etwa Fluchlichtanlangen, Türme und riesige Stacheldrahtzäune erwartet?«
Zhorrothustra zuckte ungeduldig.
»Wo geht’s rein?« Thatarr überhörte, so gut es eben ging, die anzüglichen Bemerkungen, die Fisk eben gemacht hatte.
»Mir nach«, sagte Zhorrothustra, der ungeheuer erleichtert war, daß er endlich von seinem Gaul steigen durfte. Die ewige Reiterei war an einem Hintern, der derlei anstrengende Aktivität nicht gewohnt war, nicht spurlos vorübergegangen. Und vor allem nicht schmerzlos.
Die Truppe konnte es kaum mehr erwarten, endlich militärisch zur Sache kommen zu können. Sie stampfte den mit aufwendig dekorierten Fliesen belegten Weg entlang, der zum Eingangstor in einen Säulengang führte (das Tor war mit blaßrosafarbenen Stukkaturen verziert, von zwei mit Muscheln beklebten Blumentöpfen flankiert und absolut nicht wert, daß man auch nur ein Wort über seine Gestaltung verlor).
Zhorrothustra watschelte auf das Tor zu. »Da rein«, sagte er schlicht.
Schikaneder bellte einen kurzen Befehl. Kholin der Barbar salutierte, packte seinen zuverlässigen Hammer Mjoelnir aus und marschierte bedrohlich vorwärts – sein Flügelhelm glänzte erwartungsvoll. Beim Eintritt in den Säulengang schwang er den Hammer ein- oder zweimal, wiegte ihn in der Hand und spürte beglückt, wie er verläßlich an Schwung und Stoßkraft gewann, und …
Keine Sekunde später war das, was einmal ein Tor gewesen war, nur noch ein Stapel Kleinholz, was einmal Torbogen und Säulen gewesen waren, ein Haufen zertrümmerter Steine – das Hindernis war ausradiert. Der Barbar stand blinzelnd in einer rosaroten Wolke aus Gipsstaub, umgeben von Schutt, Bruchholz, einer konsternierten Spinne und einer Kolonie von fünfunddreißig stockbeleidigten Holzwürmern. Haut und Panzerkleid des Kriegers hatten eine ganz entzückende Färbung angenommen.
Ungeduldig trampelten vierundzwanzig Fußsoldaten mit militärischer Unverschämtheit durch den zertrümmerten Eingang und stürmten durch die Korridore, wiegten Streitäxte in den Händen und hielten die gezogenen Schwerter zum Einsatz bereit.
Das Aufmarschgelände von Schloß Isolon war gedrängt voll. Das Heer war angetreten und wartete auf die Ankunft von König Kharthezsh, wartete auf den Marschbefehl. Die Kriegsherren von Isolon saßen in den Sätteln ihrer treuen Streitrösser, dekoriert mit den Ordensbändern und Auszeichnungen, die ihnen für die Teilnahme an siegreichen Feldzügen verliehen worden waren.
Eine kaum mehr zu bändigende Aufgeregtheit hatte alle erfaßt, die Luft über dem Aufmarschplatz schien zu schwirren.
Es waren denkwürdige Zeiten. Und in wenigen Stunden war möglicherweise alles nur noch Erinnerung.
»Diese Aufregung! Welch ein Geruch!« General Batteur holte tief Luft und stieß sie pfeifend durch seine Hakennase wieder aus.
»Nennt man das jetzt ›Aufregung‹?« bellte Schlurf und sah mit finsterer Miene auf das Pferd des Generals, das heftig mit dem Schweif schlug, nachdem es eine Portion Dünger auf dem Aufmarschplatz ausgebracht hatte.
»Erinnert mich an die Hosenkriege«, sagte Batteur verträumt. »Kolossales Gekabbel damals.«
»Strategische Katastrophe!« belferte Schlurf. »Angriff hätte im Morgengrauen erfolgen müssen. Außerdem Zangenbewegung, nicht Frontalangriff! Wundert mich, daß nicht mehr dabei draufgegangen sind.«
»Ruhmreiche Tage!« Batteur schwelgte in Erinnerungen.
Rumreiche Tage, erinnerte sich Oberst Rachitwitz.
»Männer von meiner Klinge gefällt. Durch Ströme von Blut gewatet. Pfeilhagel. Das Prasseln von brennendem Fleisch, als die Toten… Kann’s kaum mehr erwarten«, beendete Batteur seinen
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