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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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anstößigen Geste erhobene Finger flatterten die V-förmigen Wimpel im Wind. Hinter dem König und drei anderen Männern hoch zu Roß marschierte die Truppe: im zackigen Gleichschritt, regelmäßig wie ein Uhrwerk, mit untadeliger Akkuratesse, gründlich gedrillt und voll militärischer Arroganz. Auf jedem Gesicht lag das oft und oft geübte Gefechtsgrinsen (Heeres-Standardnorm: höhnisch), aus jeder Kehle stieg das gleiche Knurren (Heeres-Standardnorm: angriffslustig). Jeder Mann war gleichsam eingehüllt in die Schutzwehr der ihm zur persönlichen Verfügung überlassenen Bewaffnung, durch die er – wie er sicher wußte – seinen Feinden das Leben zur teuflisch-qualvollen Hölle machen konnte: Kurze Dolche hingen neben glänzenden Zerwirkmessern, Wurfmessern und Garrottiereisen; Streitkolben schlugen klirrend gegen kunstvoll feingeschliffene Axtklingen und die Schäfte mannshoher Langspieße; Kurzschwerter stießen an Köcher, die prall gefüllt waren mit vergifteten Armbrustbolzen, deren Durchschlagkraft kein Panzer standhielt; unter runden Schilden ragten gewaltige Zweihänder vor, die vorläufig noch sicher in ihren Scheiden steckten.
    Mit ohrenbetäubendem Lärm rückte die Armee näher, mit schmetterndem Hörnerklang und einem Meer aus leuchtendbunten Fahnen. Das Begriffspaar ›Tarnen und Täuschen‹ schien es in dem von ihr benutzten militärischen Fachwörterbuch nicht zu geben. Aber wozu sollte dergleichen bei einer Truppenstärke von zwölftausendsechshundertachtundfünfzig Mann auch gut sein? Jeder von diesen Männern führte wenigstens vier Waffen mit sich, war im Gebrauch von sechs Waffen ausgebildet, beherrschte drei verschiedene Kampfsportarten und konnte sie alle drei gleichzeitig anwenden.
    Firkin zitterte mitleiderregend, als er die Armee mit stampfendem Stiefeltritt vorbeiziehen sah.
    Was ging da vor sich? Das hatte doch keinen Sinn …
     
    Angeführt von Zhorrothustra – hochgewachsen, eiskalter Blick – näherte sich vierzehn Jahre in der Zukunft der größtenteils schwarzgekleidete Trupp der berittenen cranachischen Reichsgeheimpolizei den Toren von Losa Llamas. Fisk spürte, wie ihn immer stärker die Erregung packte, jetzt, da sie ans Ende ihrer Marschroute gelangten. Nur wenige Stunden noch, dann sollte er alle Macht besitzen, die er jemals hatte besitzen wollen. Der Hochverheerenswerte Tatarr hob eine behandschuhte Hand, schlug eine weitere Stechmücke auf seinem Nacken tot und ließ anhalten. Ein paar Männer aus dem Zug schlugen klatschend auf diverse Stellen ihres schwer bewehrten Körpers und kratzten verbissen, als die ortsansässigen Schnaken den Versuch unternahmen, die Punktzahl der roten Quaddeln zu erhöhen, die bereits die Haut der Reiter zierten. Es wurde still, als Thatarr durch das schnörkelig bemalte und so gänzlich unbefestigte kleine Tor lugte, mit Expertenblick das nie zuvor gesehene Losa Llamas in Augenschein nahm und dann mißtrauisch die Stirn runzelte.
    Er wäre in großer Verlegenheit gewesen, hätte er genau beschreiben sollen, was er denn eigentlich erwartet hatte. Aber dieses leuchtendbunt bemalte, gepflegte, pittoreske Dörfchen, das tief versteckt mitten im grünen Wald lag – das ganz bestimmt nicht. Er suchte nach irgendeinem Zeichen, nach irgendeinem verdeckten Hinweis, nach irgend etwas, an dem er hätte erkennen können, daß es sich bei dieser Ansiedlung tatsächlich um das Zentrum der Thaumaturgischen Hochenergieforschung handelte. Nichts. Wachen, Posten, irgend etwas, das auch nur im entferntesten an Sicherheitsbeamte erinnert hätte … auch nichts. Ein kleiner brauner Vogel flatterte über den Marktplatz und ließ, sich fröhlich zwitschernd auf einem dünnen Zweig nieder.
    »Das ist Losa Llamas? Was soll das? Wollt Ihr mich zum Narren halten?« fauchte Thatarr den feixenden Fisk an. »Eine zweitklassige Touristenfalle! Und dafür schleift Ihr uns den ganzen Weg hierher, über Berge und endlose Meilen durch mückenverseuchte Wälder? Dafür?«
    Schikaneder grinste. Er spürte, daß sich Thatarr in eine vernichtende Tirade gegen Fisk hineinsteigerte, die – wie er hoffte – mit der Zeit zur Entnahme wenigstens eines wichtigen Organs führen würde.
    »Ihr müßt doch zugeben, daß alles mit genialer Raffinesse ausgeführt ist!« zischte Fisk. Er starrte angewidert auf den kitschigen Springbrunnen: zwei große steinerne Delphine, aus deren Maul Wasser plätscherte.
    »Wie bitte?« fuhr ihn Thatarr an. Schikaneders Grinsen wurde breiter.

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