Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
sich, bog sich nach unten und krallte sich an der Schulter der anderen Gestalt fest.
    »He, Mattsches! Aufwach’n, wir ham Besuch!«
    Hassock fiel in Ohnmacht.
     
    Swinehunt floh. Er rannte, hetzte querfeldein durch die krapathischen Berge, durch einen Landstrich, den er mittlerweile sehr gut kannte. Er sah die verblüfften, entgeisterten Gesichter dieser beiden Dorfdeppen noch vor sich und schrie und kreischte vor Lachen.
    Deppen! Echte Deppen! Depperte Deppen!
    Er sah die Situation so plastisch vor sich, als würde sie in 80-mm-Superthaumination [8] auf seine Netzhaut projiziert. Er war selbst verblüfft, wie tadellos die Sache geklappt hatte.
    »Aber bei meinem Verstand«, sagte er sich, anmaßend, wie es seine Art war, »wie hätte es da auch nicht klappen sollen?«
    Er bog scharf nach links, duckte sich hinter einem moosbewachsenen Felsen nieder, zwängte sich durch einen Eingang, der sorgfältig mit Farngestrüpp und Heidekraut verdeckt war, und betrat eine große Höhle.
    Nachdem er endlich nicht mehr befürchten mußte, daß er von neugierigen Spitzeln entdeckt wurde, gestattete er sich den Luxus, sich einen Stuhl auszusuchen, eine Tüte Popcorn zu bestellen und sich gemütlich niederzulassen im Laterna Magica-Theater seines Geistes, um sich genießerisch das Abenteuer seiner Flucht anzusehen. Schwere rote Vorhänge glitten mit weichem Schwung geräuschlos zur Seite, Zahlen liefen in schneller Folge über die Leinwand, der Bildausschnitt wackelte kurz einmal, und dann – begann es.
    Vor etwa einer Woche hatte Swinehunt die ersten Schritte zur Realisierung seines Fluchtplans unternommen. Nur ein Problem gab es noch, warum er sich nicht schon damals der endgültigen Freiheit erfreuen hatte können: seine Beine waren um die Fußknöchel mit zwei ungeheuer schweren Ketten zusammengeschlossen, und diese Ketten hingen fest und sicher in einer Felswand des Piz Arretschina, eines viertausendfünfhundert Meter hohen erloschenen Vulkans in den Krapathen. Während der letzten Monate vor diesem Zeitpunkt hatte er des öfteren die Schlösser an diesen Ketten mit einem Dietrich geöffnet und die Umgebung ausgekundschaftet. Nach drei oder vier dieser nächtlichen Exkursionen war er sich über zwei Dinge klargeworden. Erstens: Er brauchte einen Stützpunkt. Zweitens: Er mußte die Wachen ausschalten, sonst würde er auf der Stelle wieder geschnappt werden. Was nur zur Folge hätte, daß die Sicherheitsvorkehrungen verdoppelt würden – im besten Fall. Nein, er brauchte einen Fluchtplan, der ihm die Möglichkeit verschaffte, sich ein Schutzlager in den Bergen anzulegen und eine Verfolgung durch die Wachen auszuschließen. Es hatte nicht lange gedauert, und er hatte einen perfekten Plan ausgeheckt. Dann hatte er sich an die Verwirklichung dieses Plans gemacht …
    Zum letzten Mal ließ Swinehunt den schweren Vorschlaghammer auf die Felskante der Erosionsrinne niedersausen. Dann stellte er die Arbeit ein. Die plötzlich eingetretene Stille verwirrte Börrnhadt. Er blickte auf und sah, daß Swinehunt tief gebückt vor der Felswand stand und an seinen Ketten zerrte.
    »Nix da«, brüllte Börrnhadt, »weiterarbeiten!«
    »… sonst gibs ein aufn Nischel«, fügte Mattsches hinzu.
    »Bitte, meine Herren, bitte! Ich habe nicht ohne Grund die Arbeit eingestellt.« Die Ausführungen, die jetzt folgen sollten, hatte Swinehunt mehrere Tage lang sorgfältig einstudiert.
    »Was für’n Grund?« wollte Börrnhadt wissen.
    »Gesetz zum Schutz der Gesundheit werktätiger Strafgefangener, erlassen 1023 MEZ, Paragraph 32, Abschnitt III, Unterabschnitt VI«, rasselte Swinehunt herunter.
    »Und was is damit?« erkundigte sich Börrnhadt. Mattsches kratzte sich den rasierten Schädel.
    »Ich fürchte, daß Sie bei der Ausführung Ihrer Tätigkeit gegen diesen Paragraphen verstoßen. Das is damit.« Swinehunt registrierte die von ihm erwarteten leeren Blicke, den Ausdruck kompletten Unverständnisses, gratulierte sich heimlich zu seinem ersten Erfolg und fuhr fort: »Laut Paragraph 32, Abschnitt III, Unterabschnitt VI muß – ich zitiere – ›jeder im Straßenbau beschäftigte Arbeiter, jeder in der Landwirtschaft beschäftigte Arbeiter und jedes Belegschaftsmitglied eines Kettensträflingstrupps, i.e. jeder behufs Strafverbüßung und charakterlicher Besserung seiner persönlichen Freiheit temporär beraubte Werktätige in einer Weise beschäftigt werden, durch die eine lückenlose Einhaltung der Sicherheitsvorschriften und darüber

Weitere Kostenlose Bücher