Firkin 2: Die Frösche des Krieges
hinaus die Verunmöglichung des Verlassens des Einsatzortes durch den Sträfling, sei es zu Fuß oder mit Hilfe eines Vehikels, gewährleistet werden können‹. Klar?«
Mattsches kratzte weiter.
»Mit anderen Worten«, fuhr Swinehunt fort, »Verbrecher müssen ausbruchssicher ein- oder angeschlossen werden.«
Börrnhadt nickte bedächtig. »Desweg’n hast du ja deine Kett’n«, sagte er. Und war stolz auf dieses bemerkenswerte Meisterstück logischen Schließens.
»Nun, es sind eben diese Ketten, die mich veranlassen, meiner Sorge Ausdruck zu verleihen. Meine sehr verehrten Herren: Die wenigen Monate unserer Zusammenarbeit haben dazu geführt, daß ich Sie nicht sosehr als meine Wärter, sondern beinahe als meine Freunde ansehe.«
Mattsches grinste.
»Und deshalb erfüllt mich die Vorstellung, daß Sie wegen einer so trivialen und dabei so leicht zu korrigierenden Angelegenheit in ernsthafte Schwierigkeiten kommen könnten, mit entsetzlicher Sorge«, sülzte Swinehunt.
Mattsches blickte finster.
»Auf was willst’n du eig’ntlich raus?« fragte Börrnhadt.
Swinehunt rasselte mit den Ketten. »Nach all den Belastungen, denen diese Ketten in den vergangenen acht Monaten ausgesetzt waren, wäre es doch wohl einmal an der Zeit, sie einer Prüfung zu unterziehen. Ich habe manchmal das Gefühl, als wären sie nicht so stabil, wie sie aussehen. Wenn mir zum Beispiel – infolge Materialermüdung oder dergleichen – die Flucht gelänge, dann … gar nicht auszudenken, was das für Sie bedeuten könnte …«
Daran hatte Börrnhadt noch nicht gedacht.
»Man prüft derartige Ketten, indem man schwere Gewichte daran hängt und zusieht, ob sie diese Belastung aushalten. Sie, meine Herren, sind stärker als ich. Ich dachte deshalb, daß Sie – und das nur und ausschließlich in Ihrem eigenen Interesse – die Ketten einem Belastungstest unterziehen sollten. Das würde nicht lange dauern, und Sie könnten sich anschließend völlig sicher sein, daß ich Ihnen ganz bestimmt nicht entwischen kann.«
»Wo er recht hat, hat er recht«, flüsterte Mattsches.
Börrnhadt stand auf und ging zu Swinehunt. Er hob die Kette auf und riß heftig daran. Sie klirrte ein wenig, erwies sich ansonsten aber als sehr stabil.
»Der fehlt nix«, sagte er und wollte wieder davonstapfen.
»Äh, ich will ja nicht aufdringlich sein und will Ihnen auch ganz bestimmt nicht vorschreiben, wie Sie Ihre Arbeit zu verrichten haben – aber das war als Test nicht ausreichend. Es müßte vor allen Dingen auch der Verschluß der Fußschelle getestet werden«, führte Swinehunt aus. »Erst wenn das geschehen ist, können Sie wirklich sicher sein, daß die Ketten stabil sind.«
Börrnhadt brummelte wegen der zusätzlichen Arbeit, schloß eine der Schellen auf und untersuchte sie genau.
»Is einwandfrei«, murrte er nach einer Weile und wollte sie Swinehunt wieder um den Knöchel schließen.
»Ha! Sind Sie wirklich ganz sicher? Sie könnte an einer versteckten Stelle Rost angesetzt haben, es könnte Materialermüdung vorliegen oder sonst etwas. Am besten wäre es, wenn Sie die Ketten an sich selbst prüfen würden. Sie erlauben?« Er nahm die Schlüssel, nahm die Schelle und legte sie um den Knöchel des Wärters. Börrnhadt riß und zerrte – Kette und Schelle gaben keinen Millimeter nach. Er lächelte zufrieden.
»Scheint in Ordnung. Abstobil salut, äh, solut … sehr fest, mein ich.«
»Wunderbar. Doch da bleibt noch etwas Ungetestetes.« Swinehunt zeigte auf den Ring, der in den Fels eingelassen war. »Laut des 1015 MEZ vom Sicherheitsrat für Straf- und Zwangsarbeit veröffentlichten Berichts zum Thema ›Befestigung im Fels. Zur Durchführung des Belastungstests‹ – ich zitiere – ›sollte bei der Durchführung eines Belastungstests von Metall-in-Fels-Befestigungen (MIFB) das zu prüfende Material zumindest dem Doppelten der im alltäglichen Gebrauch auftretenden Kraft ausgesetzt werden‹.«
»Heißt …?« fragte Börrnhadt.
»Heißt, wenn Mattsches gleichzeitig zöge …« Swinehunt bückte sich und schloß, während er immer weiter sprach, seine Fußschellen auf »… dann, so meine ich, ließe sich ein allen Anforderungen genügender Test des Gesamtsystems durchführen.« Er hielt die geöffnete Fußschelle in der ausgestreckten Hand und winkte Mattsches zu sich.
»Sind Sie Rechts- oder Linksfüßer?« erkundigte er sich beiläufig.
»Äh …«, machte Mattsches. Die Fußfessel schloß sich um seinen rechten
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