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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Für einen Augenblick noch war ihr Grinsen in den Rauchschwaden zu sehen – das Grinsen der Fest-Schtimmung.
    Heute war Strizzius-Tag, und Guldenburg rüstete zum Fest.
    Sankt Strizzius, der Pensionierte, Exkommunizierte und Relegierte (so sein vollständiger Titel), war der Schutzpatron der Fraternitas Criminalis Guldenburgensis, der Schutzheilige jener kriminellen Bruderschaft, die in dem Sündenpfuhl hauste, der da Guldenburg hieß. Angeblich waren in dem lehmigen Buckel, auf dem die Burg hockte, die verbliebenen Reste der nicht unerheblichen, in vielen Jahren angesammelten Vermögensmasse des Heiligen zur letzten Ruhe gebettet. Schon lange vor seiner Heiligsprechung, schon damals, als er noch die Tracht des Novizen trug, hatte Strizzius erkannt, daß sich mit Heiligenbildern, Reliquien und Bibel-Erstdrucken (illustrierte Ausgaben, komplett mit Schutzumschlag und signiert) kolossale Schwarzmarktpreise erzielen ließen. Strizzius wurde sehr früh schon und ohne die üblichen langwierigen Zeremonien und Förmlichkeiten heiliggesprochen, so früh wie kein anderer Novize vor oder nach ihm. Natürlich wußte er, was das für ihn bedeutete: Schwarzmarktheiligsprechungen kosteten auch zu seiner Zeit schon ein Heidengeld. Aber, so rechnete er, ein paar päpstliche Ringe, ein halbes Dutzend Ausgeh-Meßgewänder mit Seidenfutter (XL) und die Testamentsurkunden von vier niederen Gottheiten – das sollte eigentlich reichen, um die anfallenden Kosten zu decken. Es reichte nicht nur, er konnte sich sogar noch ein erkleckliches Sümmchen auf die hohe Kante legen.
    Nachdem er dann zum Schutzpatron aller Kriminellen ernannt worden war, gestalteten sich die Lebensumstände auf eine für den jungen Heiligen durchaus zufriedenstellende Weise: Es ging aufwärts (mit der gleichen Tendenz entwickelten sich auch die Staatsanleihen, in die er einen Teil seines Privatvermögens angelegt hatte). Als Heiliger kam er an Sachen heran, an die er als Novize niemals herangekommen wäre. Das ging so lange gut, bis eines Tages Dom Isolon, dem Paten der organisierten Hochwürdenschaft des Königreichs, eine Büste (Massivgold) des Kardinals Synt angeboten wurde. Die Synode schöpfte Verdacht, es wurden Ermittlungen angestellt, und Sankt Strizzius wurde sehr schnell und wieder ohne die ansonsten üblichen langwierigen Zeremonien und Förmlichkeiten pensioniert, exkommuniziert, relegiert und auf Lebenszeit von allen religiösen, frommen und auch nur annähernd gottesdienstlichen Aktivitäten ausgeschlossen. Er wollte seinen Ohren nicht trauen, als ihm der Urteilsspruch verkündet wurde. Er hatte mit zweiundzwanzig Jahren Zwangsarbeit gerechnet – statt dessen wurde er zu vierzehn ›Ave Maria‹ verurteilt und eindringlich vermahnt, so etwas nie wieder zu tun. Von da an führte er ein Leben als Schriftsteller und verfaßte Kriminalromane. Er starb in völliger Armut. Obwohl die ganze Geschichte vollkommen frei erfunden war, glaubte die Verbrecherwelt von Guldenburg jedes Wort. Aus dem einfachen und für jedermann verständlichen Grund, weil sie ihnen ermöglichte, ungeniert in aller Öffentlichkeit ihren überaus anstößigen Aktivitäten zu frönen, ohne dabei von den Hütern des Gesetzes behelligt zu werden. Und so wollten sie es auch in diesem Jahr wieder halten.
    Immer noch strömten aus den vielen engen Gäßchen die Menschenmassen auf den überfüllten Marktplatz. Aufgeregtheit und gespannte Erwartung hingen in der Luft. Sie hatten es nicht leicht, sich gegen die anderen, weniger angenehmen ortsansässigen Düfte und Aromen durchzusetzen, die sonst noch in der Luft hingen. Die Schtimmung in Guldenburg war legendär. Ganz besonders, wenn sie sich das buntscheckige Festtagshütchen aufgesetzt hatte. Die Straßenhändler und Marktleute hatten eiligst alle möglichen Tafeln und Plakatständer aufgestellt, auf denen sie ihre Waren anpriesen, und versuchten, die Wirksamkeit ihrer Werbemaßnahmen dadurch noch zu steigern, daß sie sich gegenseitig überbrüllten. Der vorherrschende Geräuschpegel schwankte irgendwo zwischen Stimmengewirr und kakophonischem Lärm. Beides nahm beständig an Lautstärke zu.
    In einer Ecke war eine kleine Bühne aufgeschlagen, auf der grüngekleidete Spielmänner und Minnesänger mit langen Bärten im Augenblick das letzte Stück ihres Auftritts beendeten. Tapfer schrammelten, trommelten und pfiffen sie mit Mandolinen, Tambourins und Flöten gegen den Lärm an und sangen von der widerrechtlichen Käfighaltung von

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