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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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das glänzende Stadttor bewachten, die Pforte der Metropole … Keine Spur!
    »Arrrhh! Du verlogenes Ekel!« kreischte Dawn und prügelte, so fest sie konnte, auf Firkin ein.
    »Äh … ich … also«, wand sich Firkin.
    »Wunderschön ist es, hast du gesagt, und prächtig und und …«
    »Äh ja …« Firkin sah Courgette und Hogshead flehentlich an. Hilfesuchend. Sie halfen ihm nicht. Sie lächelten freundlich und hörten aufmerksam zu.
    »Wo sind die Löwen? Ich möchte die Löwen sehen!«
    »Anscheinend hat man sie weggebracht …«
    »Wohin?«
    »Weiß ich nicht. Ist eine Ewigkeit vergangen, seit ich hier war«, winselte Firkin erbärmlich.
    »Dann such sie!«
    »Äh … Kann ich nicht.«
    Dawn war entsetzt.
    »Paß auf, Dawn, die Sache ist so«, mühte sich Firkin. »Daß da keine Löwen sind, das liegt daran, daß… daß …«
    »Daß man sie weggebracht hat«, sagte Courgette und zwinkerte. »Man hat sie an einen sicheren Ort gebracht. Ist doch so, Firkin, oder?«
    Firkin blinzelte verwundert. »Ja, natürlich. So ist es. An einen ganz sicheren Ort.«
    Courgette, Firkin und Hogshead nickten einmütig, und Dawn gab sich notgedrungen und ziemlich widerwillig mit dieser Erklärung zufrieden. Firkin stöhnte erleichtert und blickte Courgette dankbar an.
    »Aber … Warum ist hier eigentlich alles so dreckig?« fing Dawn wieder an.
    »Äh, weil … weil man nicht saubergemacht hat«, schnauzte Firkin und ging auf das Stadttor zu. Dawn lief ihm hinterher.
    »Aber du hast gesagt, daß alles blitzblank ist und strahlend und …«
    »Das ist … Nachdem wir das letzte Mal hier waren … äh … hat es geregnet.«
    »Warum soll es vom Regen dreckig geworden sein?«
    Firkin sah sich um und warf Courgette und Hogshead erneut flehentliche Blicke zu. Keine Reaktion, die beiden konnten nicht sprechen, weil sie sich angestrengt das Lachen verbissen.
    »Das ist so … Jeder Regentropfen enthält ein wenig Schmutz. Und wenn dieser Schmutz auf …«
    Courgette und Hogshead beobachteten aufmerksam, wie sich Firkin abstrampelte, um sich aus seiner ausweglosen Situation wieder hinauszumanövrieren.
    »Geschieht ihm ganz recht. Warum lügt er auch seine kleine Schwester an?« flüsterte Courgette.
    Hogshead nickte und unterdrückte ein Kichern.
    Das Gebilde, vor dem die Kinder jetzt standen, als ›Tor‹ bezeichnen zu wollen – das hätte bedeutet, den Bedeutungsrahmen dieses Hauptworts über Gebühr auszuweiten und fast zu sprengen. Vor Jahrzehnten einmal mochte dieser Begriff vielleicht angemessen gewesen sein, jetzt war er es ganz bestimmt nicht mehr. Das ›Tor‹ vor dem Loch im äußeren Verteidigungswall um Guldenburg, das einmal in Sekundenschnelle geschlossen und verriegelt werden konnte und so die Stadtmauer zu einer unüberwindbaren Barriere machte – an diesem Verschlag hätte man jetzt nicht einmal mehr leise anklopfen dürfen. Was aber sowieso nicht möglich war, weil das ›Tor‹ gar nicht mehr geschlossen werden konnte. Die zwei gewaltigen Torflügel, die sich einmal reibungs- und geräuschlos in gut geschmierten Angeln gedreht und zu einer mit Messingbeschlägen verstärkten, massiven und stabilen Wand aus Eichenholz geschlossen hatten, lehnten jetzt gefährlich wacklig an den steinernen Torpfosten. Die Angeln waren nicht mehr wiederzuerkennen, sie waren von der Arthritis des Rosts zerfressen – kaputte und unbrauchbare Gelenke. Dick wucherte das Unkraut, wo einmal die Torwärter Wache gestanden hatten. Die mächtigen Eichenholzbretter waren wie Hochhäuser, in denen Bohrasseln, Holzwürmer und der Holzschwamm hausten.
    »Und was ist mit den Räucherstäbchen und den Duftschalen und den Vögeln und …«, schnatterte Dawn aufgeregt und zupfte Firkin am Ärmel.
    »Ah ja, die sind …«
    Das ›Stadttor‹ war gewissermaßen eine mikrokosmische Widerspiegelung des Zustandes, in dem sich Guldenburg insgesamt befand. Was einmal prächtig, stolz und ansehnlich gewesen war, war jetzt verkommen und unnütz. War Heimstatt für unzählige unappetitliche Subjekte, die sich um einen Platz stritten, um leben, atmen und sich gegenseitig schröpfen und ausnehmen zu können.
    Durch dieses Portal traten die Kinder ein und gingen die verdreckte Straße entlang, die zum Marktplatz führte. Hogshead bebte vor gespannter Erwartung; Dawn kochte vor Wut und Enttäuschung; Firkin versuchte verzweifelt den Pfeilhagel boshafter Fragen zu überhören, den seine scharfzüngige Schwester auf ihn abschoß. Die Läden entlang der Straße

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