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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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mischte einen Stoß Karten. Mit einer abfälligen Bewegung der bemerkenswert haarigen Hand bedeutete sie den Kindern, sich zu setzen, und begann dann, die Karten auf dem Tisch auszulegen.
     
    In dieser Nacht lachte Turgg Enjeff das Glück. Auf dem Weg in die Saure Gurke fielen ihm zwei Gestalten auf, die aus einer Seitengasse rannten, um die Ecke bogen und dann in Richtung Burg weiterliefen. Es war nicht die Tatsache, daß zwei zwielichtige Gestalten heimlich und verstohlen durch die Straßen liefen, die seine Aufmerksamkeit erregte – dergleichen war in Cranachan nichts Außergewöhnliches. Was ihn aber erstaunte, was ihn veranlaßte, sich verwundert die Augen zu reiben, dann noch einmal genau hinzusehen und ein kurzes Dankgebet an Re Shersha, die Göttin der Journalistischen Seelenstärke und des korrekten Satzbaus zu richten, das war die Richtung, in die diese beiden Gestalten rannten. Das und das höhnische Grinsen, das er flüchtig auf einem Gesicht mit Augenklappe gesehen hatte. Diese Impression hastete jetzt den Glockenturm in seinem Gedächtnis hinauf, hing sich an die Glockenseile, setzte mühsam die träge verharrende Masse in Bewegung und läutete, läutete, läutete… läutete so laut und hallend, daß selbst der unerschütterlichste Glöckner in Krämpfe orgiastischen Entzückens verfallen wäre. Das hatte Nachrichtenwert!
    Und als er jetzt durch die Gasse hetzte, dann wieder ein kurzes Stück schlurfte, dann wieder weiterhetzte, überschlugen sich die Gedanken in seinem Kopf. Warum rannten die zwei in diese Richtung? Dort gab es nichts, nur den cranachischen Königspalast – und der war befestigt und uneinnehmbar, dort fänden sie keinen Zutritt. Warum war ihm das Gesicht so bekannt vorgekommen? Wer war der andere Mann? War das eine Story, die einen Aufmacher abgab?
    Kurz vor dem Steilabhang, auf dem die Burg stand, bogen die zwei Gestalten links ab und gingen zu einem zerzausten Busch, der zwischen zwei Felsbrocken stand. Allem Anschein nach interessierte sie dieses Gestrüpp außerordentlich, weit mehr jedenfalls, als Turgg Enjeff das erwartet hätte – die beiden sahen ihm gar nicht so aus, als hätten sie sonderlich viel für die Probleme des Gartenbaus übrig. Der Größere schien etwas zu suchen: Er durchforstete den Busch sorgfältig, versuchte stöhnend, irgend etwas auf dem Boden hinter dem Stamm zu erreichen, und zwängte sich dabei immer weiter und tiefer ins Gesträuch. Merkwürdigerweise beteiligte sich dann auch der andere an der Suche und stöberte in der gleichen Manier auf dem Boden herum. Eine Minute später waren sie beide verschwunden.
    Turgg Enjeff wartete eine Weile, dann durchsuchte auch er das Gestrüpp und tastete die rauhe Rinde des Stammes und den Boden ab. Er stieß auf Holz, auf glattes, sauber gehobeltes Holz, so wie es für Türbretter verwendet wurde. Er drückte den Busch zur Seite und öffnete die kleine Tür: Schmale Stufen führten in die Tiefe und verschwanden im Dunkel der Erde.
    Endlich! dachte er. Endlich ein Fall, der eine Recherche wert ist! Es gab eine Formulierung, schon fast eine Floskel, an die er seit Jahren nicht mehr gedacht hatte, weil es nie mehr einen entsprechenden Anlaß gegeben hatte. Diese Floskel schlich jetzt immer weiter in seiner Erinnerung nach vorn (wegen des höllischen Glockengedröhns hielt sie sich krampfhaft die Ohren zu). Zwei kurze Sätze waren es, Sätze, von denen er nie mehr geglaubt hätte, daß er sie noch einmal würde aussprechen können: ›Stoppt die Presse! Haltet die Titelseite frei!‹
    Die Nacht war noch jung, es war still und dunkel in Cranachan, als sich Turgg Injeff, Enthüllungsjournalist und Spitzenreporter des Cranachischen Merkur, in die Büsche schlug. Und verschwand.
     
    Omama Tini starrte die Kinder durch die Glaskugel an. Courgette und Dawn rutschten unbehaglich auf ihren Stühlen hin und her, als sich das linke Auge scheußlich groß und kugelig aufgebläht auf sie richtete – sie kamen sich vor wie Exemplare einer neuentdeckten Fruchtfliegenart, die unter einem Mikroskop lagen. Hogshead beobachtete die alte Frau ganz genau, er war fasziniert von den seltsamen Handbewegungen, die sie machte, von den fremd klingenden Wörtern, die sie sprach. Was hier vor sich ging, das war Magie. Kein Zweifel.
    Vor dem Zelt tobte das Fest lärmend und hemmungslos und ohne Ende weiter, gelegentlich waren krachende Geräusche und brüllendes betrunkenes Lachen zu hören.
    »Wer will als erster ziehen?« krächzte Omama

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