Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
Stauwellen in den stillen grünen Wasserspiegel. Auf dem diesseitigen Flußufer streckte der Wurzelstock wie ein Grabstein für den toten Baum die knorrig verdrehten Finger zum Himmel. Es war nicht zu übersehen, daß auch andere schon diesen Weg gegangen waren: Äste und Zweige waren abgebrochen, um den Weg freizumachen, und trotzdem sah die Rinde erstaunlicherweise so aus, als wäre sie noch nie betreten worden. Firkin war begeistert, ihm schien das die ideale Möglichkeit, den Fluß zu überqueren. Er hatte nur Sorge, daß der Baum vielleicht nicht stark genug wäre, um ihr Gewicht auszuhalten. Courgette dagegen war weniger begeistert; die Aussicht, über diese Behelfsbrücke gehen zu müssen, gefiel ihr nicht sonderlich.
    »Du kannst ganz beruhigt sein«, sagte Firkin. »Solche Bäume halten jahrelang.«
    »Und was glaubst du, wie lange der schon hier liegt?« fragte Courgette.
    »Och … Jahre. Aber er sieht ganz stabil aus. Ich zeig’s euch.« Firkin sprang auf den mächtigen Stamm. Der Baum bog sich ein wenig durch, hielt aber stand. Firkin stampfte ein paarmal auf und horchte auf den Klang des Holzes (er hatte das einmal bei seinem Vater beobachtet, der so die Stabilität von Dachbalken überprüft hatte). Dann sprang er mehrere Male auf und ab – der Stamm klang beruhigend fest und sicher.
    Knapp einen halben Kilometer flußabwärts weckten die Vibrationen, die Firkin durch sein dumpf wummerndes Stampfen verursachte, einen Schläfer. Die leichten Druckwellen reizten Nerven, die quer zur Körperrichtung knapp unter der dunklen Schuppenhaut lagen.
    »Siehst du? Alles bestens.« Firkin sprang wieder auf die Uferböschung.
    Courgette sah den Baumstamm nach wie vor argwöhnisch an. »Gibt es denn keinen anderen Weg über den Fluß?«
    Firkin zeigte ihr die Landkarte. Nirgendwo waren Brücken eingezeichnet. Die Stelle, an der sie sich jetzt befanden, war nach Firkins Schätzung der ideale Punkt, um den Fluß zu queren: Losa Llamas lag nur wenige Kilometer entfernt im Wald auf der gegenüberliegenden Flußseite. Courgette zuckte die Achseln.
    »Es ist wirklich nicht schwer, da rüberzugehen«, sagte Hogshead. Womit er nicht nur Courgette, sondern auch sich selbst überzeugen wollte. »Du darfst nur nicht dran denken, daß es sich um einen Baum handelt. Stell dir einfach vor, es wäre ein Weg oder so was.« Er lächelte. Aufmunternd, wie er meinte.
    »Ich will über den Baum«, sagte Dawn. Sie hatte seit ihrem Erlebnis mit den schimmeligen Flechten kaum mehr ein Wort gesprochen. Jetzt schien sie ganz allmählich ihre jugendliche Begeisterung wieder zurückzugewinnen.
    »Also gut. Dann sind wir uns ja einig«, sagte Firkin. »Ich geh als erster und gucke nach, wo die schwierigen Stellen sind.«
    Er sprang auf den Baumstamm, legte das Körpergewicht auf den linken Fuß und stampfte im Vorangehen mit dem rechten prüfend auf das Holz.
    In den letzten unruhigen Momenten vor dem Erwachen zuckte unter einer knöchernen Halbkugel ein Auge, das von einem dunkelgrünen Rahmen aus uralter Schuppenhaut umgeben war, und rollte unruhig in seiner Höhle hin und her. Schwallwellen, ausgelöst von Firkins stampfender Ferse, pflanzten sich über die ganze Länge des Baumstamms fort, wurden über die ins Wasser hängenden Zweige übertragen, reisten von dort flußabwärts und reizten die seitlich angeordneten Nervenendungen. Lautlos wie eine bemooste Muschel öffnete sich das Auge. Ein dunkelgrüne Pupille, umgeben von einer trübbraunen Iris, blickte – ebenso wie ihr Gegenstück auf der anderen Seite des riesigen Kopfs – über die schmutziggrüne Brühe des Ghawiall.
    Firkin schnippte ein Stück loser Rinde ins Wasser. Ein paar winzige Milben brachten sich schleunigst in Sicherheit, selbst sie hatten soviel Verstand, daß sie auf alle Fälle vermeiden wollten, im Fluß zu landen. Firkin hatte etwa ein Viertel der Strecke zurückgelegt, und bis jetzt war der Baum nur um eine kleine Spur weiter auf die glatte Wasserfläche abgesunken. Immer noch stampfte er prüfend auf den Stamm.
    Langsam wälzten sich die Gedanken durch das Saurierhirn der Kreatur, die im Flußbett lag. Sie spannte die Muskeln der paddelartigen Vorderbeine an und wirbelte Wolken aus Schlick auf. Über ihr trieb ein kleines Rindenstück vorbei. Mit der entsetzlich arroganten Langsamkeit aller kaltblütigen Killer hob die Kreatur den riesigen Schädel und ließ die mächtigen Halsmuskeln spielen. In dicken braunen Strömen flossen Schlick und Schlamm von der

Weitere Kostenlose Bücher