Firkin 2: Die Frösche des Krieges
Hochverheerenswerten Thatarr, vor dem Minister für Handel und Gewerbe und vor dem Erzkanzler und Innenminister und die Satteltaschen ausgeleert hatte, die alle Erzeugnisse aus der Verarbeitung illegal importierten Nutzviehs Klammer auf Nagetiere Klammer zu hätten enthalten sollen. Dieser Vorfall hatte Auswirkungen gehabt, die noch lange, auch dann noch, als sich der Staub aus den Satteltaschen wieder gelegt hatte, spürbar geblieben waren: Es war zum Krieg mit dem Königreich Isolon gekommen, Cranachan hatte dreitausend kräftige und enorm hungrige Kriegsgefangene versorgen müssen, Fisk, der damalige Innenminister, war nach Isolon verbannt worden, und ihn, Schikaneder, hatte man seines damaligen Postens als Vizehauptmann der 6. Division der Cranachischen Reichsgarde enthoben und in Pension geschickt. Und nachdem er sich dann schon fast an seinen Ruhestand gewöhnt hatte und die Freuden der Zucht und der Pflege von Petunien genoß, hatte er einen Brief erhalten und war zu einer dringenden Audienz beim Hochverheerenswerten Thatarr, dem Obersten Chef des Ministeriums für Sicherheit und Kriegsführung, in dessen Privatgemächer im befestigten Reichspalast von Cranachan gebeten worden.
Und während seine Männer weiter exerzierten und sich darin übten, ungesehen auf die zu Manöverzwecken errichteten Belagerungstürme zu klettern, verdüsterte sich sein Gesicht, als er sich jetzt wieder an dieses Treffen erinnerte.
Vor beinahe genau einem Jahr war es gewesen, als er den Torwachen den Brief gezeigt hatte und daraufhin in die Privatgemächer von Thatarr geführt worden war. Er konnte sich noch ganz genau daran erinnern: Er hatte vor Nervosität gezittert, als der Wächter an die armierte Tür geklopft hatte; er hätte beinahe einen Kollaps erlitten, als er mit einem wütenden Bellen aufgefordert worden war, einzutreten und sein Anliegen vorzubringen. Ängstlich war er durch die Tür geschlichen und hatte dann zitternd im Zimmer gestanden …
»Ihr … Ihr wolltet mich sprechen, Kommandant«, flüsterte Schikaneder, dem die Angst beinahe die Kehle zuschnürte.
Thatarr blickte vom Tisch auf, auf dem Soldaten in Gefechtsformation aufgestellt waren. »Aah, Schikaneder!« brüllte er. »Nur herein!« Er rückte zwei Bataillone in einer Zangenbewegung vor und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Schikaneder schlich nervös auf ihn zu, beobachtet von den gestrengen Blicken des Obersten Chefs des Ministeriums für Sicherheit und Kriegsführung und der die Wänden zierenden Porträts der größten Generäle der Geschichte. »Auch ein Glas?« bellte Thatarr in die immer schwerer lastende Stille – es hörte sich eher wie ein Befehl an.
»Äh … ja … ja, Kommandant«, stotterte Schikaneder.
»Gut«, murmelte Thatarr. Dann öffnete er einen großen Wandschrank und nahm eine Flasche heraus, die ganz offensichtlich ein hohes Alter hatte. Er schenkte großzügig in zwei bauchige Gläser ein, reichte eines davon Schikaneder und schnüffelte anerkennend. »General Khon Yaks Lieblingsmarke«, sagte er und ließ die sattbraune Flüssigkeit sanft im Glas kreisen. »Nach seinem Rezept gebrannt und in Eichenfäßern gereift. Wird seit dem Ende der Khon Yak-Kriege nicht mehr hergestellt. Eine Schande, nicht wahr?«
Schikaneder beeilte sich, zustimmend zu nicken. Thatarr marschierte zu seinem Stuhl und setzte sich. Er zog noch einmal zwei Bataillone vor, nahm wieder einen gehörigen Schluck und blickte Schikaneder an. »Na? Macht’s Spaß mit den Petunien?« fragte er unvermittelt.
»Also … äh … jawoll, Kommandant. Äußerst dankbare Aufgabe.«
»Aber wohl nicht so wie die Arbeit mit Männern, was?«
»Ich … äh …« Schikaneder war vollkommen verstört. Das war ganz und gar nicht der Thatarr, wie er ihn gewöhnt war.
»Nicht so dankbar wie die Aufgabe, eine Elitemannschaft zu drillen, was? Wohl nicht so packend wie ein Kommando zu führen?«
»Nun, äh, da Ihr davon sprecht, Kommandant, ich …«
»Gut!« unterbrach ihn Thatarr. »Dann wäre das also geklärt«, bellte er und nahm einen gewaltigen Schluck Khon Yak. Schikaneder überdachte die Unterredung noch einmal, schüttelte den Kopf und nahm ebenfalls einen kräftigen Schluck. Der Oberste Chef des Ministeriums für Sicherheit und Kriegsführung vernichtete mit einer kurzen Handbewegung dreihundert Truppen.
»Äh … Kommandant, ich …«, murmelte Schikaneder.
»Immer noch da?« Thatarr blickte auf. »Was gibt’s?«
»Äh … Was ist geklärt,
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